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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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Justin und Stella sich um einen greisen Sam kümmern und dabei zusehen, wie er allmählich stirbt. Zunächst einmal sind sie jedoch damit beschäftigt, ein ziemlich außergewöhnliches menschliches Wesen heranzuziehen. Was kann daran falsch sein?«
    Danach war er ein Weilchen sprachlos. »Nichts, Antonia, meine Liebe.« Wenigstens war sie immer noch seine Liebe, immerhin. »Ich bin so ein Volltrottel!«
    Auf der ganzen Linie. Aber das würde sie für sich behalten. »Es gibt nun mal Vampire auf dieser Erde. Das ist keine einfache Vorstellung, auch für einen Gestaltwandler.« Den Schlenker konnte sie sich nicht verkneifen. Aber verdammt, Michael war doch nicht der ganz normale Durchschnittssterbliche von der Straße.
    »Der kleine Sam scheint kein Problem damit zu haben.«
    Letztlich kamen sie immer wieder auf Sam zurück. »Sam ist ein Kind. Vampire waren immer ein Teil seiner Welt. Stella war diejenige, die Probleme hatte. Sie musste sich erst einmal einstellen auf die neue Situation. Sam hat sie einfach akzeptiert.«
    »Wie wurde Stella überhaupt zum Vampir?«
    Wie viel konnte sie ihm erzählen? Er war bereit zuzuhören und zu verstehen. »Mit Nichtvampiren sprechen wir über das Thema Verwandlung normalerweise nicht, aber da du ohnehin schon einiges weißt … Stella wurde von einem Straßenrowdy erschossen. Daraufhin hat Justin sie verwandelt, weil er die Vorstellung nicht ertrug, dass Sam allein zurückbleiben und bei einer Pflegefamilie landen würde.« Sein Zucken verriet ihr, dass er nicht gänzlich ungerührt war. »Stella war ein Einzelkind, hatte bloß ihre Mutter, und die saß im Knast. Justin hat sie Sam zuliebe verwandelt, und angeblich soll sie Justin danach beinahe den Hals umgedreht haben.«
    Er nickte bedächtig. »Verstehe.« Kaum zu glauben, oder doch? Immerhin wusste Michael, was es hieß, anders zu sein. – »Wie war das denn bei dir? Waren deine Eltern Gestaltwandler?«
    Bei der Frage zuckte er zusammen. Gut, sie hatte das Thema abrupt gewechselt, aber so abwegig war die Frage nicht. »Nein.« Er schüttelte den Kopf und kräuselte die Stirn. »Um genau zu sein, ich weiß es nicht. Ein Elternteil zumindest musste es gewesen sein, nehme ich an, aber …« Sie wartete ab, wusste, dass noch mehr folgen würde. Dem Ticken der Wanduhr nach zu urteilen, schien eine Ewigkeit vergangen, als er fortfuhr. »Ich wurde, ganz wie in einem viktorianischen Roman, vor einer Klosterpforte abgelegt. Da war ich ungefähr zwei. Ich hab keine Erinnerung daran, aber man hatte mir wohl einen Zettel an die Jacke geheftet, worauf stand: ›Bitte kümmert euch um Michael. Er ist ein guter kleiner Junge.‹
    Das war’s. Nichts weiter. Die Nonnen holten mich rein und gaben mich, ihrer Gepflogenheit gemäß, zu einer Pflegefamilie.« Er lächelte, als ihre Blicke sich kreuzten. »Nein, keine Horrorgeschichten von Missbrauch oder Verwahrlosung. Die Nonnen gaben mir den Namen Langton nach irgendeinem Wohltäter des Klosters in grauer Vorzeit. Die Marshes, meine Pflegeeltern, waren gute Leute. Mr Marsh, eigentlich Dachdecker von Beruf, war abgestürzt und hatte sich ein Bein gebrochen und es infolge von Wundbrand verloren. Er und Mrs Marsh verdienten sich mit der Annahme von Pflegekindern ihren Lebensunterhalt. Meist waren wir zu dritt oder zu viert. Manche kamen und gingen. Oft hatten sie kleine Babys nur für ein paar Wochen, bis sie jemand adoptierte. Andere wiederum, so auch ich, blieben Jahre.
    Ich war nicht anders als die anderen Kinder, dachte ich zumindest. Ich konnte schneller laufen als jeder andere. In der Schule bekam ich dafür Preise, und einmal gewann ich sogar einen Pokal bei einer Kreismeisterschaft. Mit dreizehn war ich der jüngste Läufer gewesen, habe mich aber trotzdem gegen ältere Konkurrenten durchgesetzt. Ich dachte sogar, ich könnte Karriere machen als Läufer. Im selben Sommer ging’s dann in ein Pfadfinderlager. Einmal konnte ich nachts nicht schlafen, und ich lief im Pyjama durch die Wälder. Ich fühlte mich rappelig und quicklebendig – nicht ganz ungewöhnlich für einen dreizehnjährigen Jungen –, aber dann juckte es plötzlich überall und tat weh, und ich hatte das Gefühl, meine Haut wurde mir zu eng. Mein Pyjama zerriss, und ich schaute nach unten und sah pelzige Pfoten und Arme. Ich bekam es mit der Angst zu tun und rannte los, rannte und rannte, und kam wie von alleine zu genau derselben Stelle zurück. Es waren Stunden vergangen, und es stellte sich heraus, dass sie nach mir

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