Unten Am Fluss - Watership Down
breite, flache Holzstücke und zwei große festgemachte Stangen aus Metall, die ein Geräusch von sich gaben – eine Art tiefen, summenden Ton in der Finsternis. Ich sagte gerade zu mir: ›Das ist natürlich von Menschen gemacht‹, als ich auf der anderen Seite hinunterfiel. Ich hatte nicht gemerkt, daß der ganze Gipfel der Böschung nur sehr schmal und die andere Seite genauso steil war. Ich sauste kopfüber in der Dunkelheit die Böschung hinunter und kam an einem Holunderbusch zum Halten – und da lag ich.«
Holly hielt inne und schwieg, als ob er darüber nachsänne, woran er sich erinnerte. Schließlich sagte er:
»Es wird sehr schwer sein, euch zu schildern, was sich als nächstes zutrug. Obgleich wir alle vier dabei waren, begreifen wir es nicht. Aber was ich jetzt erzählen werde, ist die reine Wahrheit. Der Allmächtige Frith schickte einen seiner großen Boten, um uns vor der Efrafa-Owsla zu retten. Jeder von uns war da oder dort über den Rand der Böschung gefallen. Buckthorn, der halb blind von seinem eigenen Blut war, fiel beinahe bis zum Fuß des Abhangs hinunter. Ich rappelte mich auf und blickte zum Gipfel zurück. Es war gerade genügend Licht am Himmel, um die Efrafas sehen zu können, wenn sie herüberkamen. Und dann – dann kam ein riesiges Ding – ich kann euch keine Vorstellung davon geben: so groß wie tausend hrududil – größer – aus der Nacht herangerast. Es war voll Feuer und Rauch und Licht, und es brüllte und schlug auf die Metallstangen, bis der Boden darunter bebte. Es fuhr zwischen uns und die Efrafas wie tausend Gewitter mit Blitzen. Ich sage euch, ich war außer mir vor Furcht. Ich konnte mich nicht bewegen. Das Blitzen und der Lärm zerfetzten die Nacht. Ich weiß nicht, was mit den Efrafas passierte: Entweder rannten sie davon, oder es schlug sie nieder. Und dann plötzlich war es fort, und wir hörten es verschwinden, Rattern und Krach, Rattern und Krach, weit weg in der Ferne. Wir waren ganz allein.
Lange konnte ich mich nicht bewegen. Schließlich stand ich auf und fand nacheinander die anderen in der Dunkelheit. Keiner sagte ein Wort. Am Fuß des Hangs entdeckten wir eine Art Tunnel, der von einer Seite der Böschung zur anderen führte. Wir krochen hinein und kamen auf der anderen Seite wieder heraus, wo wir hinaufgeklettert waren. Dann liefen wir lange durch die Felder, bis ich schätzte, daß wir Efrafa weit hinter uns gelassen hatten. Wir krochen in einen Graben und schliefen dort bis zum Morgen. Es gab keinen Grund, warum nicht irgend etwas hätte kommen und uns töten können, und trotzdem wußten wir, daß wir sicher waren. Ihr mögt glauben, daß es eine wunderbare Sache ist, von dem Allmächtigen Frith gerettet zu werden – ich frage mich, wie vielen Kaninchen das widerfahren ist –, aber ich sage euch, es war viel furchterregender, als von den Efrafas gehetzt zu werden. Keiner von uns wird je vergessen, wie er im Regen auf dieser Böschung lag, während das Feuergeschöpf über unseren Köpfen vorbeifuhr. Warum kam es unsertwegen? Das ist mehr, als wir je wissen werden.
Am nächsten Morgen blickte ich mich ein bißchen um und wußte bald, welche Richtung wir einschlagen mußten. Ihr wißt ja, wie man sie immer findet. Es hatte aufgehört zu regnen, und wir machten uns auf den Weg. Wir waren lange vor dem Ende erschöpft – alle außer Silver; ich weiß nicht, was wir ohne ihn getan hätten. Wir alle wollten so bald wie möglich hierher zurückkehren. Als ich das Gehölz heute morgen erreichte, hinkte ich bloß noch wie in einem schlechten Traum dahin. Ich fürchte, mir geht es kaum viel besser als dem armen alten Strawberry. Er beklagte sich nie, aber er wird lange Ruhe brauchen, und ich glaube, ich auch. Und Buckthorn hat jetzt seine zweite böse Wunde. Aber das ist nicht das Schlimmste, nicht wahr? Wir haben Hazel verloren – das Schlimmste, was passieren konnte. Einige von euch haben mich heute Abend gefragt, ob ich Oberkaninchen sein möchte. Es freut mich, daß ihr mir vertraut, aber ich bin total erledigt und kann es unmöglich gleich übernehmen. Ich fühle mich so trocken und leer wie ein Bofist im Herbst – als ob der Wind mein Fell fortblasen könnte.«
28. Am Fuße des Hügels
Wunderbar glücklich war es, allein
Zu sein und doch nicht einsam.
O aus Terror und Dunkelheit
In die Sicht der Heimat zu kommen.
Walter de la Mare The Pilgrim
»Du bist nicht zu müde für silflay, oder?« fragte Dandelion. »Und zur Abwechslung mal zur
Weitere Kostenlose Bücher