Unten Am Fluss - Watership Down
Steine in dich, um dir weh zu tun. Ich nachsehen, ya?«
»Tu's nur«, sagte Hazel. »Mein Bein ist noch sehr schlimm, fürchte ich.«
Er legte sich hin, und Kehaars Kopf schnellte von einer Seite zur anderen, als würde er in Hazels braunem Fell nach Schnecken suchen. Er musterte sorgfältig die ganze aufgerissene Flanke.
»Hier sin' keine Steine«, sagte er. »Gehen hinein, kommen heraus – bleiben nicht. Jetzt dein Bein. Vielleicht dir weh tun, aber nicht lang.«
Zwei Schrotkörner waren im Muskel der Keule vergraben. Kehaar nahm sie durch den Geruchssinn wahr und entfernte sie genauso, wie er Spinnen aus einem Spalt herausgeholt hätte. Hazel hatte kaum Zeit zurückzuzucken, als Bigwig schon an den Schrotkörnern im Gras schnupperte.
»Jetzt mehr bluten«, sagte Kehaar. »Du bleiben und warten vielleicht ein, zwei Tage. Dann gut wie vorher. Diese Kaninchen da oben alle warten, warten auf Miiister Hazel. Ich ihnen sage, er kommen.« Er flog davon, ehe sie antworten konnten.
Es ergab sich, daß Hazel drei Tage am Fuße des Hügels blieb. Das heiße Wetter hielt an, und die meiste Zeit saß er unter den Holunderzweigen, döste wie ein einsamer hlessi und fühlte seine Kräfte wiederkehren. Fiver blieb bei ihm, säuberte seine Wunden und beobachtete seine Genesung. Oft sprachen sie stundenlang nicht miteinander, lagen in dem rauhen, warmen Gras, während die Schatten sich dem Abend zubewegten, bis schließlich die örtliche Amsel den Schwanz aufrichtete und sich zum Schlafen ins Versteck begab. Keiner sprach von der Nuthanger Farm, aber Hazel zeigte ganz offen, daß es künftig für Fiver nicht schwer wäre, ihn von einem Rat zu überzeugen.
»Hrair-roo«, sagte Hazel eines Abends, »was hätten wir ohne dich angefangen? Keiner von uns wäre hier, nicht wahr?«
»Bist du sicher, daß wir hier sind?« fragte Fiver.
»Das ist mir zu geheimnisvoll«, erwiderte Hazel. »Wie meinst du das?«
»Nun, es gibt einen anderen Ort, ein anderes Land, nicht wahr? Wir gehen dahin, wenn wir schlafen – und auch zu anderen Zeiten und wenn wir sterben. El-ahrairah kommt und geht vermutlich zwischen den beiden hin und her, wie es ihm gefällt, aber so ganz konnte ich das den Geschichten nie entnehmen. Einige Kaninchen werden dir erzählen, es sei dort alles leicht, verglichen mit den lebendigen Gefahren, wie sie sie verstehen. Aber ich glaube, das zeigt nur, daß sie nicht viel davon wissen. Es ist ein wilder Ort und sehr unsicher. Und wo sind wir nun wirklich – dort oder hier?«
»Unsere Körper bleiben hier – das genügt mir. Du solltest zu diesem Silverweed-Burschen gehen und mit ihm reden – vielleicht weiß er mehr.«
»Oh, erinnerst du dich an ihn? Das habe ich gefühlt, als wir ihm zuhörten, weißt du? Er erschreckte mich, und doch wußte ich, daß ich ihn besser verstand als irgend jemand an diesem Ort. Er wußte, wohin er gehörte, und es war nicht hier. Armer Junge, ich bin sicher, er ist tot. Die haben ihn gekriegt, die da in jenem Land. Sie geben ihre Geheimnisse nicht umsonst preis. Aber schau! Da kommen Holly und Blackberry, wir können also sicher sein, daß wir uns, jedenfalls im Augenblick, hier befinden.«
Holly war schon tags zuvor den Hügel heruntergekommen, um Hazel zu sehen und die Geschichte von seiner Flucht aus Efrafa zu erzählen. Als er von seiner Befreiung durch die große Erscheinung in der Nacht gesprochen hatte, hatte Fiver aufmerksam zugehört und eine Frage gestellt: »Hat es ein Geräusch von sich gegeben?« Später, als Holly gegangen war, sagte er zu Hazel, er wäre sicher, daß es eine natürliche Erklärung dafür gäbe, obgleich er keine Ahnung hätte, was es sein könnte. Hazel jedoch war nicht sonderlich interessiert. Für ihn war das Wichtige ihre Enttäuschung und der Grund dafür. Holly hatte nichts erreicht, und das war allein der unerwarteten Unfreundlichkeit der Efrafa-Kaninchen zuzuschreiben. Am Abend, sobald sie zu fressen begonnen hatten, kam Hazel auf die Sache zurück.
»Holly«, sagte er, »wir sind der Lösung unseres Problems kaum nähergekommen, nicht wahr? Du hast Wunder bewirkt und hast nichts dafür vorzuweisen, und der Farm-Überfall war nur ein dummer Spaß, fürchte ich – und ein teurer für mich obendrein. Das richtige Loch muß immer noch gegraben werden.«
»Nun«, erwiderte Holly, »du sagst, es war nur ein Spaß, aber zumindest hat er uns zwei Weibchen verschafft, und das sind die beiden einzigen, die wir haben.«
»Taugen sie was?«
Die
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