Unten Am Fluss - Watership Down
eines dieser Löcher saßen zwei Kaninchen Seite an Seite. Schließlich kam das größere von beiden heraus, schlüpfte im Schutz des Dornengestrüpps an der Böschung entlang und weiter in den Graben und hinauf in das Feld. Ein paar Augenblicke später folgte das andere.
Das erste Kaninchen verharrte auf einem sonnigen Fleck und kratzte sein Ohr mit schnellen Bewegungen seines Hinterbeins. Obgleich es ein Jährling und immer noch unter seinem vollen Gewicht war, hatte es nicht den gequälten Ausdruck der meisten »Outskirters« – das heißt, der großen Masse der gewöhnlichen Kaninchen im ersten Jahr, denen es entweder an adliger Herkunft oder an ungewöhnlicher Größe und Kraft mangelt und die deshalb von den Älteren schikaniert werden und so gut zu leben versuchen, wie sie eben können – oft im Freien, am Rande ihres Geheges. Es machte vielmehr den Eindruck, als ob es auch für sich selbst sorgen könnte. Es war etwas Schlaues, Heiteres an ihm, als es sich aufsetzte, um sich blickte und beide Vorderpfoten über die Nase rieb. Sobald es sich vergewissert hatte, daß alles in Ordnung war, legte es seine Ohren zurück und machte sich über das Gras her.
Seinem Gefährten war es weniger behaglich. Er war klein, mit großen starrenden Augen und einer Art, den Kopf zu heben und zu drehen, die nicht so sehr Vorsicht erkennen ließ als endlose nervöse Spannung. Seine Nase bewegte sich dauernd, und als eine Hummel summend zu einer Distelblüte hinter ihm flog, sprang er auf und fuhr mit einem Ruck herum, der zwei Kaninchen in der Nähe nach Löchern hasten ließ, ehe das nächste, ein Bock mit schwarzgetupften Ohren, ihn erkannte und zu seinem Futter zurückkehrte.
»Oh, es ist nur Fiver«, sagte das schwarzgetupfte Kaninchen, »springt wieder nach Brummern. Los, Buckthorn, was sagtest du gerade?«
»Fiver?« fragte das andere Kaninchen. »Warum wird er so genannt?«
»Fünf im Wurf, weißt du: Er war der letzte – und der kleinste. Man muß sich wundern, daß ihm bis jetzt nichts passiert ist. Ich sage immer, ein Mensch könnte ihn nicht sehen und ein Fuchs würde ihn nicht wollen. Trotzdem gebe ich zu, daß er imstande zu sein scheint, Gefahren aus dem Weg zu gehen. (1) «
Das kleine Kaninchen näherte sich seinem Gefährten, auf langen Hinterbeinen hoppelnd.
»Gehen wir ein bißchen weiter, Hazel«, sagte es. »Weißt du, es ist etwas Sonderbares an dem Gehege heute Abend, wenn ich auch nicht genau sagen kann, was es ist. Wollen wir zum Bach hinuntergehen?«
»Gut«, antwortete Hazel, »und du kannst eine Schlüsselblume für mich suchen. Wenn du keine findest, schafft es niemand.«
Er lief voran, den Abhang hinunter, sein Schatten fiel lang hinter ihm auf das Gras. Sie erreichten den Bach und begannen zu knabbern und dicht neben den Wagenspuren auf dem Pfad zu suchen.
Es dauerte nicht lange, bis Fiver fand, was sie suchten. Schlüsselblumen sind eine Delikatesse für Kaninchen, und in der Regel sind gegen Ende Mai in der Nachbarschaft selbst eines kleinen Geheges nur sehr wenige übrig. Dieses hatte nicht geblüht, und seine flach ausgebreiteten Blätter waren unter dem langen Gras fast gänzlich verborgen. Sie fingen gerade an zu knabbern, als zwei große Kaninchen von der anderen Seite der nahen Viehweide angerannt kamen. »Schlüsselblumen?« sagte der eine. »Sehr schön – überlaßt sie uns. Los, beeilt euch«, fügte er hinzu, als Fiver zögerte.
»Hast du mich verstanden, oder?«
»Fiver hat sie gefunden, Toadflax«, sagte Hazel. »Und wir werden sie fressen«, erwiderte Toadflax.
»Schlüsselblumen sind für Owsla (2) da – weißt du das nicht?
Wenn du's noch nicht weißt, können wir's dir leicht beibringen.«
Fiver hatte sich schon abgewandt. Hazel holte ihn am Abzugsgraben ein.
»Ich habe das langsam satt«, sagte er. »Es ist immer dasselbe. ›Das sind meine Klauen, also ist dies meine Schlüsselblume‹ ›Das sind meine Zähne, also ist dies mein Bau.‹ Ich sage dir, wenn ich je in die Owsla hineinkomme, werde ich Outskirter mit einigem Anstand behandeln.« »Nun, du kannst wenigstens damit rechnen, eines Tages in der Owsla zu sein«, antwortete Fiver. »Du setzt noch Gewicht an, und das ist mehr, als ich je haben werde.«
»Du nimmst doch nicht an, daß ich dich im Stich lassen werde, oder?« sagte Hazel. »Aber um dir die Wahrheit zu sagen, ich habe manchmal große Lust, mich aus diesem Bau vollständig zu verziehen. Na ja, lassen wir das jetzt, und versuchen wir, den
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