Unten Am Fluss - Watership Down
Abend zu genießen. Weißt du, was – sollen wir über den Bach hinübergehen? Es werden weniger Kaninchen da sein, und wir können etwas Ruhe haben. Es sei denn, du fühlst, es ist nicht sicher«, fügte er hinzu. Die Art, wie er fragte, deutete an, daß er tatsächlich meinte, Fiver wußte es besser als er selbst, und aus Fivers Erwiderung ging klar hervor, daß er derselben Ansicht war. »Nein, es ist ziemlich sicher«, antwortete er. »Wenn ich das Gefühl habe, daß dort etwas Gefährliches ist, werde ich es dir sagen. Aber es ist nicht eigentlich Gefahr, die ich an dem Ort zu spüren glaube. Es ist, oh, ich weiß nicht – etwas Niederdrückendes, wie Donner: Ich kann nicht sagen, was, doch es macht mir Sorgen. Aber ich komme mit dir.«
Sie rannten über den Abzugsgraben. Das Gras neben dem Bach war naß und dicht; sie liefen den gegenüberliegenden Abhang hinauf und schauten sich nach trockenerem Grund um. Ein Teil des Abhanges lag im Schatten, denn die Sonne ging vor ihnen unter, und Hazel, der einen warmen, sonnigen Fleck suchte, ging weiter, bis sie dicht am Heckenweg waren. Als sie sich dem Tor näherten, blieb er stehen, starrte.
»Fiver, was ist das? Schau!«
Ein kleines Stück vor ihnen war der Boden frisch aufgewühlt worden. Zwei Haufen Erde lagen auf dem Gras. Schwere Pfosten, die nach Kreosot und Farbe rochen, ragten so hoch wie die Stechpalmenzweige in der Hecke empor, und das Brett, das sie trugen, warf einen langen Schatten über den oberen Teil des Feldes. Neben einem der Pfosten waren ein Hammer und ein paar Nägel zurückgelassen worden.
Die beiden Karnickel hopsten zum Brett hin, kauerten sich in einen Fleck Nesseln an der anderen Seite und rümpften die Nase über den Geruch eines Zigarettenstummels irgendwo im Gras. Plötzlich zitterte Fiver und duckte sich.
»O Hazel! Da kommt es her! Jetzt weiß ich's – etwas Schreckliches! Etwas Entsetzliches – das immer näher kommt.«
Er begann vor Furcht zu wimmern.
»Was denn – was meinst du eigentlich? Ich dachte, du sagtest, es gäbe keine Gefahr.«
»Ich weiß nicht, was es ist«, antwortete Fiver unglücklich. »Im Augenblick gibt es hier keine Gefahr, aber sie kommt – sie kommt. O Hazel, schau! Das Feld! Es ist bedeckt mit Blut!«
»Sei nicht blöd, es ist nur das Licht des Sonnenuntergangs. Fiver, komm schon, rede nicht so, du erschreckst mich!«
Fiver saß zitternd und weinend zwischen den Nesseln, als Hazel versuchte, ihn zu beruhigen und herauszufinden, was es sein konnte, das ihn so plötzlich außer sich geraten ließ. Wenn er sich fürchtete, warum rannte er dann nicht in Sicherheit wie jedes vernünftige Kaninchen? Aber Fiver konnte es nicht erklären und wurde nur immer unglücklicher. Schließlich sagte Hazel:
»Fiver, du kannst hier nicht sitzen und heulen. Auf jeden Fall wird es langsam dunkel. Wir gehen jetzt lieber zum Bau zurück.«
»Zum Bau zurück?« wimmerte Fiver. »Es wird auch dahin kommen – glaube ja nicht, daß es nicht kommt! Ich sage dir, das Feld ist voll von Blut –«
»Jetzt hör auf«, sagte Hazel bestimmt. »Laß mich mal ein Weilchen auf dich aufpassen. Was auch immer droht, wir müssen zurückkehren.«
Er rannte das Feld hinunter und über den Bach zur Viehweide. Hier gab es einen kleinen Aufenthalt, denn Fiver – überall von dem ruhigen Sommerabend umgeben – wurde hilflos und fast gelähmt vor Furcht. Als Hazel ihn schließlich bis zum Graben zurück hatte, weigerte er sich zuerst, unter die Erde zu schlüpfen, und Hazel mußte ihn buchstäblich in das Loch hinunterstoßen.
Die Sonne ging hinter dem gegenüberliegenden Abhang unter. Der Wind, vermischt mit einem gelegentlichen Regenschauer, wurde kälter, und in kaum einer Stunde war es dunkel. Alle Farbe war vom Himmel gewichen, und obgleich das große Brett am Tor leicht im Nachtwind knarrte (als ob es nachdrücklich betonen wollte, daß es nicht im Dunkel verschwunden, sondern dort war, wo man es hingestellt hatte), war da niemand, der vorbeiging, um die großen, kräftigen Buchstaben zu lesen, die wie schwarze Messer in seine weiße Oberfläche schnitten. Sie besagten:
AUF DIESEM IDEAL GELEGENEN SECHS ACKER
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2. Das Oberkaninchen
Der finstere Staatsmann, von Lasten und Leid beladen, bewegte sich so langsam wie ein dichter Mitternachtsnebel. Er verweilte nicht, noch ging er.
Henry Vaughan The World
In der Dunkelheit und
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