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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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1
     
     
    Den ersten Sohn ereilt das Los:
Trifft ihn der wahren Liebe Pfeil,
Ihr auf dem Fuß folgt das Unheil.
Und Katan ihm die Hilfe verwehrt,
Wenn die Jungfrau das Schwert begehrt.
     
     
     
    W as hast du getan?
    »Wer ist diese Frau?«
    »Es befindet sich eine Frau hier?«
    »Was tut sie hier? Warum …«
    »Verdammt, Morg, du kennst den Fluch! Es kümmert mich nicht, wie ihr anderen darüber denkt, aber ihr wisst genau, was Saber dazu sagen wird!«
    »He, ich bin von dem mich betreffenden Teil des Fluches auch alles andere als begeistert, das könnt ihr mir glauben. Aber ich finde, wir sollten den Kleinen wenigstens anhören. Immerhin verfügt er von uns allen über die größte Macht.«
    Morganen verschränkte die Arme vor der Brust und wartete, bis sich die Aufregung seiner sechs Brüder gelegt hatte. Als sie ihn endlich alle stumm und erwartungsvoll anstarrten, ergriff er bedächtig das Wort. Er war der Jüngste von acht Geschwistern, aber zugleich der Mächtigste, und das wussten sie. Das körperliche Leid, das sie ihm zufügen konnten, konnte er ihnen dank seiner magischen Kräfte achtfach vergelten. Er betrachtete es als seine Pflicht – seinen Part des Fluches – dafür zu sorgen, dass die Dinge zur rechten Zeit und am rechten Ort anfingen, ihren Lauf zu nehmen.
    Und so beginnt es …
    »Koranen, wenn du deine Augen und deinen Verstand gebrauchen würdest, würde dir auffallen, dass diese Frau schwerste Verbrennungen erlitten hat. Und da Feuer dein Fachgebiet ist, würde ich vorschlagen, du setzt deine Kräfte ein, um sie zu heilen. Und sei auf der Hut«, fügte er hinzu, als der Blick seines Zwillings über die bewusstlos zu ihren Füßen liegende, nur unzulänglich bekleidete Frau hinwegwanderte. »Sie könnte bald deine Schwägerin sein. Du möchtest doch sicher nicht, dass einer von uns anderen dich wegen unschicklichen Benehmens grün und blau prügelt, wenn sich herausstellt, dass sie eine der uns vom Schicksal vorbestimmten Gemahlinnen ist?«
    Der zweitjüngste Bruder, Morganens älterer Zwilling, verdrehte die Augen und kniete neben der in der Mitte von Morgs Arbeitsraum ausgestreckt daliegendenen Frau nieder. Funken sprühten aus seinen Händen, als seine direkt über ihrem versengten Fleisch und den angekokelten Kleidern schwebenden Finger zu glühen begannen. Morganen wandte sich von seinem Zwilling ab und musterte seine anderen fünf Brüder.
    »Und was euch betrifft, so schlage ich vor, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um Saber eine Weile aus dem Weg zu gehen.«
    »Warum wollt ihr mir aus dem Weg gehen?«
    Die fünf unbeschäftigten Brüder scharten sich augenblicklich um die beiden jüngsten Zwillinge, um ihm die Sicht auf sie und die Frau zu versperren. Sogar Rydan drängte sich zu ihnen, obwohl seine Reaktion wie immer etwas verlangsamt erfolgte.
    Saber maß seine Brüder mit einem durchbohrenden Blick. Obwohl sie vier Zwillingspaare bildeten, wiesen sie alle verschiedene Augen- und Haarfarben auf. Seine eigenen stahlgrauen Augen und sein honigblondes Haar hatten keinerlei Ähnlichkeit mit den goldenen Augen und dem braunen Haar seines Zwillings, wenngleich Wolfer seine
Mähne in genauso brustlangen Locken trug wie er. Das nächste Zwillingspaar, Dominor und Evanor, war so verschieden wie Tag und Nacht, denn Dominor hatte blaue Augen und dunkelbraunes Haar, Evanors Augen waren braun und sein Haar blond.
    Die nachfolgenden Brüder bildeten gleichfalls ein ungleiches Paar: Trevans Haar schimmerte kupferfarben, die Augen leuchteten grün. Rydan hatte blauschwarzes Haar und so dunkle Augen, dass er wie die fleischgewordene Nacht aussah. Es war äußerst ungewöhnlich, dass der lichtscheue sechste Sohn zu dieser relativ frühen Stunde unter ihnen weilte. Vermutlich war er durch die unterirdischen Gänge, die sämtliche äußeren Türme der Burg mit dem Hauptturm verbanden, hierher gehuscht, um sich nicht dem Tageslicht auszusetzen.
    Koranens dichtes kastanienbraunes Haar konnte er zwischen den Beinen seiner Brüder kaum erkennen; seine haselnussfarbenen Augen waren auf das fixiert, was auch immer die anderen vor ihm abzuschirmen versuchten. Morganen, der jüngste aller Zwillinge, stand mit herausfordernd vor der Brust verschränkten Armen ganz am Ende der Gruppe. Sein hellbraunes Haar hatte er im Nacken zu einem Knoten geschlungen, damit es ihm nicht in die aquamarinfarbenen Augen fiel. Das dunkle Band, das sich um seine Stirn wand, war schweißnass, ein sichtbarer

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