Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
Wärme des Baus wachte Hazel plötzlich auf, strampelte und kickte mit seinen Hinterläufen. Irgend etwas griff ihn an. Da war kein Geruch von Frettchen oder Wiesel. Kein Instinkt befahl ihm zu rennen. Sein Kopf wurde klar, und er merkte, daß er – Fiver ausgenommen – allein war. Es war Fiver, der über ihn hinwegkletterte, sich in ihn krallte und ihn packte wie ein Kaninchen, das in Panik einen Drahtzaun hochklettert.
    »Fiver? Fiver, wach auf, du dummer Kerl! Ich bin's, Hazel. Du wirst mir noch weh tun. Wach auf!«
    Er hielt ihn nieder. Fiver zappelte und wachte auf.
    »O Hazel! Ich habe geträumt. Es war schrecklich. Du warst da. Wir saßen auf Wasser, schossen einen großen tiefen Bach hinunter, und dann merkte ich, daß wir auf einem Brett waren – wie das Brett im Feld –, ganz weiß und bedeckt mit schwarzen Zeilen. Es waren noch andere Kaninchen da – Rammler und Weibchen. Aber als ich hinabblickte, sah ich, daß das Brett ganz aus Knochen und Draht gemacht war; und ich schrie, und du sagtest: ›Schwimmt – schwimmt alle‹; und dann sah ich überall nach dir und versuchte, dich aus einem Loch in der Böschung herauszuziehen. Ich fand dich, aber du sagtest: ›Das Oberkaninchen muß allein gehen‹, und du triebst fort, einen dunklen Wassertunnel hinunter.«
    »Nun, auf jeden Fall hast du meinen Rippen weh getan. Wassertunnel, daß ich nicht lache! Was für ein Unsinn! Können wir jetzt weiterschlafen?«
    »Hazel – die Gefahr, das Schlimme. Es ist nicht weg. Es ist hier – um uns herum. Sag mir nicht, wir sollten es vergessen und schlafen gehen. Wir müssen fort, ehe es zu spät ist.«
    »Fort? Von hier, meinst du? Aus dem Bau?«
    »Ja. Und zwar bald. Es spielt keine Rolle, wohin.«
    »Nur du und ich?«
    »Nein, alle.«
    »Das ganze Gehege? Sei nicht töricht. Die werden nicht mitkommen. Sie werden sagen, du seist nicht bei Trost.«
    »Dann werden sie hier sein, wenn das Schlimme hereinbricht. Du mußt mich anhören, Hazel. Glaube mir, etwas sehr Schlimmes steht uns dicht bevor, und wir sollten weggehen.«
    »Nun, es wird wohl besser sein, das Oberkaninchen aufzusuchen, dann kannst du ihm von der Sache erzählen. Oder ich werde es versuchen. Aber ich glaube nicht, daß er von der Idee sehr angetan sein wird.«
    Hazel ging voraus, den Lauf hinunter und wieder hoch auf das Brombeerdickicht zu. Einerseits wollte er Fiver nicht glauben, fürchtete sich aber andererseits davor, es nicht zu tun.
    Es war kurz nach ni-Frith oder Mittag. Das ganze Kaninchengehege befand sich, meist schlafend, im Bau. Hazel und Fiver liefen eine kurze Strecke über der Erde und dann in ein weites, offenes Loch in einem Sandfleck und weiter hinunter, durch verschiedene Läufe, bis sie zehn Meter tief im Gehölz waren, zwischen den Wurzeln einer Eiche. Hier wurden sie von einem großen schweren Kaninchen angehalten – einem der Owsla. Es hatte eine merkwürdige dichte Pelzwucherung auf dem Kopf, was ihm ein seltsames Aussehen gab, als trüge es eine Art Mütze. Dies hatte ihm seinen Namen gegeben, Thlayli, was wörtlich »Pelzkopf« oder Bigwig bedeutete.
    »Hazel?« sagte Bigwig, im Zwielicht unter den Baumwurzeln an ihm schnüffelnd. »Es ist doch Hazel, nicht wahr? Was tust du hier – um diese Tageszeit?« Er übersah Fiver, der weiter unten am Lauf wartete.
    »Wir wollen das Oberkaninchen sprechen«, sagte Hazel. »Es ist wichtig, Bigwig. Kannst du uns helfen?«
    »Wir?« sagte Bigwig. »Will er ihn auch sehen?«
    »Ja, er muß. Bitte, vertrau mir, Bigwig, ich pflege sonst nicht herzukommen und so mit dir zu reden, nicht wahr? Wann habe ich je darum gebeten, das Oberkaninchen zu sehen?«
    »Nun, ich werde es für dich tun, Hazel, obgleich man mir wahrscheinlich den Kopf abreißen wird. Ich werde ihm sagen, ich wüßte, daß du ein vernünftiger Bursche seist. Das müßte er eigentlich selbst wissen, aber er wird alt. Warte hier, bitte.«
    Bigwig ging etwas tiefer in den Lauf hinein und hielt vor dem Eingang zu einem großen Bau inne. Nachdem er ein paar Worte gesagt hatte, die Hazel nicht verstehen konnte, wurde er offensichtlich hineingerufen. Die beiden Kaninchen warteten in einem Schweigen, das nur von dem nervösen Zappeln Fivers unterbrochen wurde.
    Der Name und Titel des Oberkaninchens lautete Threarah, was »Lord Eberesche« bedeutete. Aus irgendeinem Grund wurde er immer als »Der Threarah« bezeichnet – vielleicht, weil es zufällig nur eine Threar oder Eberesche, von der er seinen Namen ableitete, nahe dem

Weitere Kostenlose Bücher