Unter Sternenjaegern
Jo Clayton
UNTER
STERNEN
JÄGERN
Titel der Originalausgabe: STAR HUNTERS
Aus dem Amerikanischen von Martin Eisele
Copyright © 1980 by Jo Clayton
Copyright © der deutschen Übersetzung 1982
by Arthur Moewig Verlag Taschenbuch GmbH, Rastatt
Umschlagillustration: Schlück/Rowena Morrill
Umschlagentwurf und -gestaltung: Franz Wöllzenmüller, München Redaktion: Hans Joachim Alpers
Verkaufspreis inkl. gesetzl. Mehrwertsteuer
Auslieferung in Österreich:
Pressegroßvertrieb Salzburg, Niederalm 300, A-5081 Anif Printed in Germany 1982
Druck und Bindung: Mohndruck Graphische Betriebe GmbH, Gütersloh ISBN
3-8118-3588-2
Dieses e-book ist nicht zum Verkauf bestimmt
scan, k&l by wolf
1
Der Faras suchte sich geziert seinen Weg zwischen den verstreuten Felsen hindurch und begann, am Rande der Böschung entlangzugehen. Der Sawasawa-Talboden tief unten erstreckte sich trocken und leblos in blaue Fernen, vereinzelte Flecken von Juapepo wucherten darauf wie Haarbüschel auf einer räudigen Katze. Rote Staubschleier erhoben sich, ritten den Wind in kurzen, ruckartigen Stößen und sanken dann wieder zu Boden. „Eine lange Zeit fort, Shindi.” Er beugte sich vor und kraulte die Bürstenschnittmähne seines Reittieres am unteren Teil. Der Faras warf seinen gehörnten Schädel zurück und schnaubte vor Freude. Manoreh gluckste. „Lauf zu den Weiden, und dann wälze dich im nassen Gras. Bald werden wir beide zu Hause sein.” Er schlug auf die über seine Schulter gehängte Tasche und lächelte beim Rascheln des Pergaments darin.
„Mit einem guten neuen Stück Land, kartografiert für den Direktor.”
Jua Churukuu, die Sonne, hing tief im Osten. Er schielte mit dunklen, indigoblauen Augen zu der limonengrünen Sonne hinauf, schob eine langfingrige Hand über das drahtige Gewirr seines Indigo-Haares. Im stärker werdenden Licht wurden die schwachen Schuppenmarkierungen auf seiner silbrig-grünen Haut ein bißchen deutlicher.
Er bewegte sich im Sattel. „Morgen abend, Shindi”, murmelte er.
„Du wirst auf deiner Weide sein, und ich …” Er verzog das Gesicht.
„Ich werde Kobes Beleidigungen schlucken und mich mit Kitosime streiten.”
Die geteilten Hufe des Faras klapperten rasch über das Gestein, das winzige Geräusch hämmerte im leisen Flüstern des Windes. Die Erinnerung an seine letzte Begegnung mit seiner Frau war ihm noch lebhaft im Sinn, obwohl seither sechs Monate vorbeigetrieben waren. Eine lange Zeit, dachte er. Zu lange? Sie will, daß ich das Land meines Vaters übernehme und von Kobe weggehe. Das Land meines Vaters … Harte, schmerzliche Erinnerungen. Eine Reihe von Körpern, die sich ausdehnte, weit ausdehnte. Endlos. Seine Lippen zogen sich zusammen. Nein! Nie! Mögen auf diesem Land Unkraut und Ungeziefer gedeihen! Er blickte auf die Sawa-sawa hinunter, sie war jetzt näher, da die Böschungen abflachten und sich in kleinen Wellen aus Hügelland senkten.
Die Staubwolken schienen dichter, wie sie dort in karmesinrotem Dunst über dem Gestrüpp schwebten. Manoreh runzelte die Stirn. Dort unten bewegte sich etwas. Er zügelte den Faras, beugte sich vor, strengte sich an, den Dunst mit seinen Blicken zu durchdringen.
Weiße Blitze verdichteten sich zu einer ausgefransten Decke, die den Boden und das Gestrüpp vollkommen bedeckte. Hasen.
Ein Hasenmarsch. „Meme Kalamah, Mutter beschütze uns”, flüsterte er. „So viele von ihnen. Ich habe noch nie so viele gesehen
… Diesmal fegen sie alles kahl…Jeden …Ah!” Er stöhnte. „So viele … so viele … so viele …” Seine Hände begannen zu zittern. Ersah wieder die Leichen seiner Angehörigen. Die Watuk-Blindwut entzündete sich und erfüllte ihn. Er hob den Kopf und heulte.
Der Faras tänzelte herum, ruckte mit dem Schädel hin und her.
Für einen Augenblick hielt Manorehs Körper automatisch das Gleichgewicht, während er tiefer in die unkontrollierbare Wut versank, die ihn wie einen Lappen schüttelte und in die FÜHLEN-Zen-tren des Faras hineinschlug. Dann keilte das Tier aus, bäumte sich mit einem schrillen, heulenden Jaulen auf und schleuderte ihn von seinem Rücken, daß er hart auf den Fels krachte. Dann rannte der Faras blindlings davon, suchte sich jedoch trotz seiner Panik den leichtesten Weg und ließ Manoreh auf dem Fels ausgestreckt zurück ; träge quoll das Blut aus einer kurzen Rißwunde an seinem Kopf.
Als Manoreh erwachte, schien ihm die Sonne direkt in die Augen.
Er setzte sich langsam auf, griff sich
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