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Unter Sternenjaegern

Unter Sternenjaegern

Titel: Unter Sternenjaegern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und das Wasser sprudelte schneller über ihn. Er machte seinen Körper gerade. Die vermischten Gestalten von Kitosime und Aleytys glitten auseinander. Beide kamen auf ihn zu. Er schüttelte sich und wich zurück. Nein, schlug die Glocke. Ein Druck war an seinem Rükken. Kein Zurückweichen mehr möglich. Kitosime berührte ihn, ihre langen, schlanken Finger, Silbergrün auf Grün, warm, liebevoll, stärkend, Mutter und Geliebte. Aleytys berührte ihn. Er versteifte sich. Ihre grünblauen Augen waren traurig und sanft. Ihre Finger glitten seinen Arm entlang, warm, golden, sanft. Die Glokke dröhnte in seinen Ohren, ertränkte das häßliche Geflüster, Geflüster, das er nicht verstehen konnte, dessen böse Absicht jedoch von den weichen Tönen der Glocke vereitelt wurde. Sein Körper entkrampfte sich … entfaltete sich … war hart und bereit…
    in jeden seiner Arme schmiegte sich eine Frau … Er zog Aleytys an sich … sie floß in ihn… goldenes Fleisch, das mit grünem Fleisch verschmolz, während das schwarze Wasser glühte, brannte, sich ausdehnte, nach außen drängte … nach außen, wie ein Feuerball, der sich mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnte … vernichtend … brennend… explodierend …
    Sein Geist kehrte in das Labor zurück. Er stemmte sich gegen die Gurte, die Wellenfront aus Energie dehnte sich noch immer aus.
    Sie wirkte so langsam, brauchte Jahre, um sich auszudehnen, ein leuchtender, goldener Kreis, er berührte die Konsole, brandete dagegen, streifte das Metall mit löwenzahnblumiger Sanftheit.
    Dal-lan, Songoa und Kell taumelten zurück, stürzten, wirbelten herum, leicht wie der Flaum einer Pusteblume. Die Konsole brach auseinander, lautloses blaues Feuer wogte hoch, langsam, langsam, blau-weißer Rauch kroch hervor. Fetzen der Maschine segelten langsam, langsam dahin, schwangen sich hinauf, herum, fielen sanft, glitten, segelten neben die ausgebreiteten Gestalten von Dallan, Songoa und Kell und die anonymen weißbekittelten Bediensteten. Und von irgendwo außerhalb kamen ein gewaltiges, ohrenbetäubendes Kreischen von gequältem Metall und der heisere Schrei eines Menschen in Todesqual, der mit schrecklicher Plötzlichkeit verstummte.
    Dann bewegte sich alles schneller: Die Bruchstücke der Konsole krachten zu Boden, fliegende Trümmer schlitzten knurrende, um sich schlagende Menschen auf. Der Lärm trommelte auf ihn ein. Trommelte. Seine Augen rollten nach oben. Schwärze. Stille.
    Nichts …
    14
    Grey lehnte an den Stangen, rieb leicht über die Armmuskeln, obwohl das Jucken auf seiner rechten Seite, knapp unterhalb der Schultermuskeln, war. Das Implantat hatte sich vor wenigen Sekundenbruchteilen gemeldet. Er schloß die Finger zu Fäusten, lokkerte sie dann bewußt. Ich will, daß du frei bist, damit du mich heraushauen kannst, hatte sie gesagt. Er begann, in dem Käfig herumzustreifen, seine Muskeln schmerzten unter dem Zwang, ruhig zu bleiben, sich unter Kontrolle zu halten. Kontrolle! Er ließ sich neben der niederen Tür nieder und strich über das kühle Metall. So leicht. In Sekunden konnte er diesem Ding entfliehen. Und dann? Er lachte plötzlich, was ihm einen erschrockenen Blick des stummen Faisehs einbrachte, der in der anderen Käfigecke saß. Grey winkte die unausgesprochene Frage ab und setzte sich auf, lehnte sich gegen die Stäbe. Momentan in der Falle, dachte er. Er schloß die Augen und suchte sie. Zwanzig Meter nordwestlich, dreißig Meter hoch. Untergebracht in einer der Kammern, die er vorhin ergründet hatte. Haribus Nest. Er zappelte, fragte sich, ob die Zeit reif war.
    Fragte sich, ob sie seine Hilfe wollte oder brauchte. Ersah auf, als er Faisehs Ausruf hörte.
    Eine Gestalt wurde auf einer Bahre aus dem Korridor mit dem grauen Boden herausgetragen. Die Träger brachten sie in das Labor. Grey hob die Brauen. Faiseh nickte. „Manoreh”, sagte er. Er runzelte die Stirn. „Jetzt?”
    Grey schaute auf seine zitternden Hände hinunter. „Nein”, sagte er plötzlich. „Noch nicht.” Er lächelte. „Soll sie den ersten Schritt machen.”
    Faiseh wirkte skeptisch, aber er ging und beobachtete die Labortür.
    Grey runzelte die Stirn. Ich verliere meinen Mittelpunkt, dachte er. Muß den Treck noch einmal machen.
    Der Treck. Der Wintertreck in die Wildlande. Ein Kampf ums Überleben, ein Kampf gegen Hunger, Kälte, Angst, die endlose Einsamkeit der grauen Tage und grauen Nächte, wo Nacht und Tag keine festen Begrenzungen hatten, sondern mit unmerklicher

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