Unter Sternenjaegern
bis es wieder geziert vor sie trat. „Wir haben einen männlichen Wildling hierher verfolgt.”
„Hierher?” Mit gleichbleibender Puppenmaske zwinkerte sie ihm mit den Wimpern zu. „Kobes Wille ist bekannt. Sie würden es nicht wagen.”
Er blickte sie finster an, da er vermutete, daß hier etwas nicht stimmte. Eine Nuance in ihrem Verhalten oder ihrer Stimme konnte es sein oder überhaupt nichts. „Euer Sohn ist hier?”
„Meine Anvertraute und ihre Pflichtdienerin sind bei ihm im Wassergarten.” Sie starrte an ihm vorbei, durch den Torbogen. „Ein männlicher Wildling?” Sie erschauderte vornehm. „Ihr habt ihn hierher verfolgt?”
Der Fa-kichwa blickte düster vor Verärgerung. „Der Regen hat seine Spur weggespült, aber er war ganz in der Nähe dieses Pachtgutes.” Er glitt von seinem Reittier herunter und bedeutete den anderen, seinem Beispiel zu folgen. „Wir sind müde und durchnäßt, Lady. Ein Becher Cha würde uns aufmuntern. Wie Ihr sagtet, ist Kobes Wille in diesen Dingen bekannt.”
Kitosime neigte den Kopf, hielt verzweifelt an ihrer Puppenmaske fest, pries stumm das harte Training, das Kobe ihr unwissentlich abverlangt hatte. Sie führte sie in die Küche und setzte Wasser zum Kochen auf. Meme Kalamah, gib mir Kraft. Sie berührte die Augensteine in der Halstasche und fühlte, wie sie sich warm unter den Fingern bewegten. Ein wenig beruhigt, stellte sie vier Becher vor den Männern, die sie mit gierigen Augen beobachteten, auf den Tisch.
Sie wollte still dastehen und sie warten lassen, bis das Wasser kochte, doch das wäre ein ungeheuerlicher Bruch der Erziehung gewesen, deshalb neigte sie den Kopfüber den Händen. „Gibt es noch etwas, das ich für Euch tun kann, eM’zeesh?”
„Essen wäre willkommen, Lady.”
Sie machte eine entschuldigende Geste. „Ich verstehe wenig vom Kochen, eM’zeesh. Aber es ist Käse und Wurst und Brot da.”
„Bringt das, Lady.”
Sie verbeugte sich wieder und verließ sie, ging in den kalten Keller und holte das Essen. Mit geräuchertem Kudu und Käse in einem Korb sank sie auf die oberste Treppenstufe und starrte in die kalte Dunkelheit des Kellers. Sie wollte nicht in diese Küche zurückgehen. „Meme Kalamah”, flüsterte sie. „Ich fürchte mich. Seine Augen, die Art, wie er mich ansieht… Die Art, wie sie alle mich ansehen …Noch schreckt er davor zurück, mich zu berühren, denn er hat Angst vor Kobe. Aber Kobe ist nicht hier. Wie lange wird seine Angst anhalten?” Sie beugte sich über den Korb, die Hände um den Beutel mit den Augensteinen geschlossen, ein kalter Ekel wühlte in ihrem Magen. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn er mich zwingen würde …”
Nach einigen weiteren Sekunden wischte sie mit einer Hand über ihr schwitzendes Gesicht. Die Kinder verließen sich auf sie. Sie berührte die Augensteine ein weiteres Mal und stieg langsam die Treppe hoch. Die Hand, die die Tür aufstieß, zitterte. Sie blieb einen Augenblick stehen, um ihren Körper unter Kontrolle zu zwingen, dann glitt sie in die Küche und stellte das Essen vor den Männern auf den Tisch. Sie brachte Messer und trat dann zurück. Sie war vom Haupthaus. Es gehörte nicht zu ihrer Rolle, Essen zu servieren.
Graziös wich sie zurück, ging zur Außenwand hinüber, stand dicht vor dem rauhen Verputz, mit ausdruckslosem Gesicht, wie eine elegante Statue. Von Kobe geschnitzt, dachte sie. Von der Zeit poliert.
Endloser, unerträglicher Zeit.
Mehrere Minuten lang aßen die Fa-Männer schweigend, dann hieb der Kichwa seinen Krug auf das polierte Holz des Tisches nieder. „Ihr sagtet, Euer Sohn sei hier, Lady.”
„Im Wassergarten bei dem Pflichtmädchen und jenem, das in meiner Obhut ist.” Sie hielt ihre Stimme leise und melodisch, um nichts von ihrer Anspannung zu verraten. Da war eine kalte Übelkeit in ihrem Magen. Sie bemühte sich, sie zu beherrschen, während sie darauf wartete, daß der Mann fortfuhr.
„Sein Vater ist verdächtig. Wildnis-Ranger, der bis hinter die Jinolimas hinausstreift, statt dem Brauch zu folgen und das Land seines Vaters zu bestellen. Gerüchte besagen, Euer Sohn könnte ebenfalls befleckt sein.” Seine Finger hatten sich um den Krug zusammengezogen, als erwürge er jemanden.
Als sie ihrer Stimme trauen konnte, sagte sie ruhig: „Ich bin Kitosime, die Auserwählte. Also lügen die Leute.”
Er nickte. „Stimmt, Lady. Am besten wäre es, der Junge würde geprüft.”
Kitosimes Knie begannen zu zittern. Ihre Hände
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