Unter Sternenjaegern
tiefen Atemzug und versuchte, etwas von dem Aufruhr, der in ihr wühlte, zur Ruhe zu bringen. „Heute nacht”, krächzte sie.
Schüchtern blickte sie in Manorehs vergnügtes Gesicht. „Ich nehme an, ich werde mich daran gewöhnen müssen, daß gewisse Leute hereinlauschen.”
17
Aleytys fühlte ihre Spannung abfließen. Kobes Pachtgut war in den Schatten der Nacht verloren. „Ich fühle mich, als würde ich eine nur halb gelesene Geschichte aus der Hand legen”, murmelte sie.
„Sie werden ihren eigenen Schluß schreiben, Lee. Ohne uns.”
Grey hörte sich eigenartig bedrückt an. Sie drehte den Kopf, beobachtete ihn träge und wunderte sich darüber, daß er so niedergeschlagen war, obwohl die Jagd doch erfolgreich beendet war.
„Meine erste Jagd. Meinst du, Haupt wird zustimmen?” Sie schaute ihn fragend an. „Ich wünschte, du hättest den Vryhh nicht zurückgelassen. Ich wollte ihn mitschleppen und Haupt ein bißchen an ihm herumkauen lassen. Flammen sind aus ihrem Schädel geschossen, als sie mir davon erzählt hat, daß sie manipuliert worden ist.” Sie kicherte. „Ich habe die gottverdammtesten Verwandten.
Er hat behauptet, er sei Tennath, mein Großvater, Urgroßvateroder irgend so etwas.” Sie lächelte ihn an. „Du hast einen Angehörigen meiner Familie in die Luft gejagt.”
„Macht es dir etwas aus?” Er sprach mit einiger Mühe. Aleytys runzelte die Stirn. Etwas beunruhigte ihn ganz entschieden.
„Nicht wirklich”, sagte sie langsam. Sie wartete einen Moment lang darauf, daß er etwas sagte, schaute dann auf das Land unter ihnen. Sie waren über dem großen Fluß. Die Silberoberfläche war von kleinen, schwarzen Rechtecken durchbrochen, die wie festgesteckt aussahen. „Kähne”, sagte sie. „Pächter, unterwegs nach Hause.” Sie machte eine Pause. „Ich würde es hassen, hier leben zu müssen. Vielleicht werden sie aus diesem schlimmen Schlag eine Lehre ziehen.” Sie schniefte. „Aber ich bezweifle es. Ein Haufen hirnverklebter Fanatiker.” Sie strich mit den Händen über den zerknautschten grünen Samt ihres Kleides. „Was ist los, Grey?”
„Ich habe ihn nicht in die Luft gejagt, Lee. Er ist nicht tot.”
„Nicht…DerVryhh?”
Grey blickte sie an. „Er war nicht mehr in diesem Raum, Lee.
Muß einen anderen Gleiter benutzt haben und entkommen sein, während wir die Rangers geholt haben.”
Aleytys starrte ihn an. Sie war kalt. KALT. Da war keine Kraft in ihr übriggeblieben. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, brachte ein ersticktes Krächzen hervor, schluckte, versuchte es noch einmal. „Er weiß von meinem Sohn, Grey, er weiß, wo er ihn finden kann. Er will das Diadem. Er ist unterwegs zu meinem Sohn.” Sie schluckte. „Mein Sohn … O Gott.” Sie sackte langsam nach vorn, bis ihre Stirn auf den Knien ruhte.
Grey strich über ihr Haar. „Lee, wir werden den Jungen holen.
Ich bringe dich hin.” Dann ergriff er ihre Schultern und hob sie hoch, drängte sie, sich in den Sessel zurückzulehnen, ließ sie schluchzen.
Er wartete. Allmählich beruhigte sich ihr Atmen. „Alles in Ordnung, Lee?”
Sie fuhr sich mit einer zitternden Hand über das Gesicht. „Ich hätte ihn töten können”, sagte sie plötzlich. „Ich hatte meine Hand schon an seiner Kehle.” Sie starrte auf ihre Hände hinunter, schüttelte sich.
Grey packte ihre Handgelenke. „Sei nicht dumm, Lee. Hör auf damit.”
„Oder ich hätte ihn nur einfach liegenlassen können. Sobald ich die Energiezellen aus dem Exo-Skelett herausgerissen hatte, konnte er nicht mehr atmen.” Ihre Stimme wurde lauter und schriller. Sie versuchte, ihre Hände aus Greys Griff zu befreien. „Ich habe ihn geheilt. Ich habe ihn geheilt und auf meinen Sohn gehetzt. Ich habe ihn…”
Grey schlug ihr hart ins Gesicht. Tränen strömten in ihre Augen.
Er setzte sich wieder hin und starrte sie finster an. „Verdammt, Lee.”
Aleytys schloß die Augen. Harskari, dachte sie. Hilf mir. Ich brauche dich. Shadith? Meine Freunde, ich brauche euch. Was kann ich tun ? Mein Baby … Aber da war nichts, nur eine große, hallende Leere. Der Gleiter summte gleichmäßig; sie konnte einen vagen Ölgeruch in der Luft wahrnehmen, die rauhen Geräusche ihres eigenen Atmens hören. Die Tränen auf ihrem Gesicht trockneten, während sich Leere ausdehnte, bis sie nur mehr eine Schale war. O Gott, wie soll ich damit fertig werden? Sie seufzte. Nichts. Es gibt keine Chance … Nichts, was ich tun könnte. Nichts. Er
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