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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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leicht auf die Oberschenkel. Er konnte ihre Reaktionen genausogut spüren wie sie seine, und ihr Schnauben der Belustigung mit der einhergehenden Verachtung schmerzte ihn. „Warum machst du das?“
    „Manoreh, ich denke, wir sollten lieber akzeptieren, daß wir aus verschiedenen Kulturen kommen. Das ist genau die Sache, über die wir endlose Diskussionen führen können, ohne daß einer den anderen überzeugt.“ Sie lächelte ihn an. „Stell dir einfach vor, ich sei ein Neutrum, wenn dir das hilft.“ Sie fuhr mit der Hand in einem kleinen Kreis herum. „Tun das alle eure Pflanzen? Emotionen auffangen und reflektieren?“
    Er wandte sich voller Erleichterung von ihr ab. Er berührte leicht den Busch neben sich, schob das Blattwerk beiseite, schälte die dunklen Knoten heraus, um sie ihr zu zeigen, wie sie in der Verzweigung der kleinen, verwachsenen Äste saßen. „Kleine, hölzerne Pflanzen haben diese hier. Wie das Juapepo-Gestrüpp, das den Talboden bedeckt.“ Er stand auf, schob die Äste des Baumes zur Seite, und ließ so das schwache Licht des Mondringes hindurchfallen und die dunkle Schwellung berühren, wo sich der verworrene Kreis von Stämmen vereinte. „Sie wachsen langsamer und weiser“, sagte er leise. Dann lächelte er. „Es gibt ein Kindermärchen, welches besagt, daß weit im Süden ein sehr, sehr alter Baum lebt und weiser ist als alte Männer.“ Er ließ die Äste zurückschwingen und setzte sich dann wieder auf die Bank. „Die meisten Tiere haben ein gewisses Maß an FÜHLEN . Hasen am meisten. Das ist das Problem. Haribu hat ihre Gabe eingespannt und treibt sie gegen uns.“
    „Haribu?“ Sie lehnte sich vor. „Die Chwereva-Reps haben Haribu nicht erwähnt.“
    „Haribu Hasenmeister.“ Seine Stimme war finster, aber da war eine Leere in ihm, eine Stille, an der Zorn hätte sein sollen und nicht war.
    Sie wartete, doch er sprach nicht weiter. „Also? Wer ist er? Wenn du seinen Namen kennst, mußt du auch etwas über ihn wissen.“
    „Haribu.“ Er starrte auf seine Stiefelspitzen. „Ein Name. Eine Berührung. Haribu … Vor drei Jahren haben die Hasenmärsche begonnen. Meine Familie … die erste, die vernichtet wurde … Hasenmärsche … Man hat euch von den Hasenmärschen erzählt?“
    „Ja“, flüsterte sie. „Sie haben uns davon erzählt.“
    „Die Hasen sind bei Nacht gekommen. Alle haben geschlafen. Es gab keine Warnung …“ Er versank in brütende Stille.
    Aleytys legte sich in das Gras zurück, hörte zu, als er nach einer langen, von den summenden, wispernden Geräuschen des Gartens erfüllten Stille in dieser dumpfen Stimme fortfuhr.
    „Ich war im Tembeat, befand mich im letzten Jahr meiner Ausbildung. Der Direktor hat mich vor meinem ersten kurzen Treck nach Hause geschickt. Faiseh, mein Freund … Faiseh ging mit mir. Das Tor war niedergerissen, das Vieh stöhnte nach Wasser. Wir spürten sie auf. Meine Leute. Sie waren gelaufen, bis sie umfielen und starben. Wir haben sie begraben. Einen nach dem anderen. Wir sahen die Hasenkügelchen um die Häuser herum liegen. Wir sahen die Spuren, wo Hasenpfoten die Erde zu Staub zermalmt hatten, wir sahen das Grün bis zum Boden abgenagt. Aber wie hätten wir wissen sollen … Später kamen andere Pachtgüter dran … Pachtgüter weiter im Süden. Wir erkannten, daß es zwischen den Hasen und dem Grauen eine Verbindung gab. Wir haben jedes Pachtgut südlich des Chumquivir verloren. Wir haben die Berührungen des lenkenden Verstandes hinter diesen Angriffen zu FÜHLEN begonnen. Wir nannten diesen Verstand Haribu. Haribu Hasenmeister. Das ist alles, was wir wissen.“
    Aleytys wandte den Kopf und betrachtete sein Gesicht. „Was ist mit dir los?“ fragte sie ruhig.
    Er zögerte. Sie spürte einen Hauch von Verlegenheit, dann sagte er: „Ich habe ein Gespenst abgespalten.“
    „Das verstehe ich nicht.“ Als er es nicht erklärte, seufzte sie und setzte sich auf. „Genug davon. Was hältst du von der Chwereva-Gesellschaft?“
    „Wieso?“ Sie fühlte, wie sich Überraschung, Neugier und ein Hauch von Verachtung in ihm rührten.
    „Wir – die Jäger-Genossenschaft, meine ich –, wir glauben, daß es eine große Wahrscheinlichkeit dafür gibt, daß Chwereva mit diesem eurem Haribu zu tun hat. Zumindest hat sich jemand von der Chwereva mit ihm verschworen, um die Watuk-Bevölkerung von dieser Welt verschwinden zu lassen und sie für neue Besitzer freizumachen. Haribu hat am Hafen eindeutig auf uns gewartet. Ich weiß

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