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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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keuchte. „Alter Mann Kobe ist in ihrer Mitte, sieht aus, als sei er bereit, den ganzen Laden niederzubrennen.“
    „Still.“ Der Direktor stand auf den Stufen des Tembeat-Hauptgebäudes und blickte stirnrunzelnd auf die wimmelnde Menge im Hof. „Walim Ktaieh, bringt die Jungen in das Tembeat zurück und haltet sie ruhig. Walim Agoteh, gebt an die anderen Waffen aus und kommt wieder hierher. Ihr alle – seid still! Ich besorge das Reden.“ Er strich über seinen aschfarbenen Bart, während er darauf wartete, daß seine Befehle ausgeführt wurden.
    Als der Hof leer war, ging er zum Wachtturm, erstieg die Leiter, begab sich zum Fenster und stieß die Läden auf, als Kobe und seine Männer ankamen. Bevor der Alte Mann seinen Gewehrkolben gegen die Bohlen des Tores schlagen konnte, beugte sich der Direktor hinaus, wobei er sein Gewicht auf die immer noch muskulösen Unterarme stützte. „Was wollt Ihr, Alter Mann? Ihr habt hier nichts zu suchen.“
    Kobe funkelte zu ihm hinauf. „Ich will meine Tochter, wilder Mann. Schickt sie heraus.“
    Umeme starrte den Direktor mit offenem Mund an, wollte etwas sagen und hielt bei der schnellen, befehlenden Geste des älteren Mannes inne. Der Direktor schüttelte den Kopf. „Wir haben hier keine Frauen. Das wißt Ihr.“
    „Dieser Hurensohn Manoreh hat sie. Schafft ihn hier raus. Er soll sie herausschicken.“ Kobe wurde purpurn blau, und seine Stimme war ein Kreischen. Er schwankte gefährlich am Rande der Blindwut, bereit, sie alle in Blut zu tauchen.
    „Manoreh ist nicht hier.“ Seine alte Stimme wurde lauter, eindringlicher, er sprach mit all dem Können, das seine Jahrzehnte ihn gelehrt hatten. „Er ist heute morgen aufgebrochen, Alter Mann Kobe, heute morgen, mit Faiseh, dem Ranger, und den Jägern, Alter Mann Kobe. Ihr könnt hereinkommen, Alter Mann Kobe, kommt herein und überzeugt Euch selbst.“ Er trat Umeme gegen das Bein, und der Junge rannte zu dem Zugseil hinüber, welches das Gegengewicht auslösen und den Balkenriegel heben würde. „Kommt herein und seht nach.“
    Das Tor schwang einen Spalt weit auf, und ein Watuk, der sich dagegengelehnt hatte, erschrak. Umeme hielt den Atem an. Der Gedanke, daß diese fanatisch wütenden Männer durch das Tembeat wimmeln würden, machte ihn magenkrank.
    Kobe sah die Tembeat-Tore mit einem Ausdruck tiefen Abscheus an. Er spuckte aus und wandte sich ab, und das doppelte Dutzend Männer, das bei ihm war, spuckte ebenfalls aus, bevor die Männer herumwirbelten und ihm zu den Notunterkünften zurück folgten. Nicht alle Männer gingen. Einige lümmelten an den Mauern herum, starrten umher, grübelten, sprachen gelegentlich mit Nachbarn.
    Der Direktor sah dem davonschlurfenden Mob nach, dann lehnte er sich an den Fensterrahmen zurück. Seine scharfen Augen forschten in Umemes Gesicht. Er lächelte, als sich der Junge unbehaglich bewegte. „Nun?“
    Umeme starrte hoffnungslos auf schmale, nackte Füße und sagte nichts.
    „Hat Manoreh seine Frau mitgenommen? Dallau hat mir von dem Gespenst und dem Bodenfahrzeug erzählt. Er sagte nichts von streunenden Ehefrauen.“
    „Ich habe sie nicht gesehen.“ Umeme erwiderte den ruhigen Blick des Direktors, senkte seinen Kopf. „Zumindest habe ich nicht gesehen, wie sie tatsächlich in den Wagen gestiegen ist.“ Er schlurfte mit den Füßen. „Dallau hat gesagt, ich solle das Tor für sie öffnen; er sagte nicht, ich solle sie zählen.“
    „Ich bin nicht Dallau, junger Freund.“ Dann gluckste er. „Halte deinen Mund hierüber.“ Die trüben, indigoblauen Augen zwinkerten schelmisch. „Hast deine Sache gut gemacht. Nun bleibe dabei. Sage nichts, nicht einmal zu deinem besten Freund, hörst du?“
    Umeme nickte heftig. „Ich höre.“
    Der Direktor warf noch einen Blick aus dem Fenster. Er seufzte, als er die auf der anderen Seite der gefurchten Straße Herumlungernden sah. „Ich frage mich, wie es ausgehen wird.“ Wieder seufzte er, ging hinaus und stieg die Leiter hinunter. Umeme stand an der Luke und sah zu, wie er müde über den Hof ging, die kleine Gruppe schweigender Lehrer mit einem Nicken, jedoch ohne etwas zu sagen, passierend.

 
9
     
    Das Bodenfahrzeug huschte durch lange Schatten und bog in das Tor ein, das offengelassen worden war, als der Kisima-Clan Kobes Pachtgut verlassen hatte. Es schoß die gewundene, verlassene Straße des mauernumgebenen Gehöfts entlang, wendete an der Mauer, verfehlte den Torbogen um Haaresbreite. Faiseh hielt den Wagen am

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