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Untergang

Untergang

Titel: Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérôme Ferrari , Aus dem Französischen von Christian Ruzicska
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Beispiel, die nach Ziege rieche, er werde doch so was auf Reserve haben, was, Virgile?, es sei denn, er liebe die Dicken gar nicht, ganz abgesehen vom Problem mit dem Epilieren, na, wenn man da empfindlich sei und dann eine Hirtin habe, die dick ist und nach Ziege riecht und sich die Möse nicht rasiert, tja, da könne man dann nichts machen, das hält man dann eben nicht aus!, so eine bindet man sich dann lieber um’n Hals, als irgendwas zu ficken, das könne jeder verstehen, so sei das eben, wenn man empfindlich ist, man mag die zarten lieber, die frischen, die rasierten, an Schenkeln, Waden, Möse, überall, das sei doch weitaus besser, und Pierre-Emmanuel begann, das Loblied auf Izaskun zu singen, eine unglaublich glatt rasierte Möse, weich wie eine Hand, eine Babyhaut, und ganz warm, etwas Unvorstellbares, vor allem in der Falte vom Oberschenkel, da, wo die Haut ganz zart sei, ob Virgile wisse, was gemeint sei, eine ganz zarte Haut, deren Hitze man spüre, wenn man seine Lippen darauf lege?, und Virgile lachte nervös, er begann, die Augen niederzuschlagen und sich in seiner Ecke kleinzumachen, Libero schlug heftig auf den Tresen, aber Pierre-Emmanuel machte weiter, er beugte sich zu Virgile hinüber und flüsterte ihm ins Ohr, es sei unglaublich, wie zart Izaskun sei, und dann sei es erst der unglaubliche Hammer, wenn sie dir den Schwanz in den Mund nimmt, da möchtest du dann einfach nur noch schreien, ob sich Virgile das vorstellen könne, könne er das?, und einer der Freunde aus Corte stieß einen Ekstaseschrei aus und ein anderer platzte vor Lachen und sagte: »Wie soll er sich das denn vorstellen? Ziegen blasen nicht!«, und sie fingen alle an zu lachen, während Virgile auf seinem Hocker zusammenbrach und die Reste seines eigenen Lachens im Halse stecken hatte wie ein Ächzen. Es war beinahe zwei. Die Bar war leer. Die Mädchen wischten die Tische. Libero brüllte.
    »Es reicht!«
    Seine Augen sprangen ihm aus dem Kopf. Pierre-Emmanuel erfasste nicht sofort das Maß dessen, was sich abspielte. Er packte Virgile, der sich nicht bewegte, an der Schulter.
    »Bist du seine Mutter oder was? Virgile hat dich nicht nötig! Er ist selbst stark …«
    »Du bist ein kleiner Wichser.«
    Matthieu näherte sich. Er sah Liberos rechte Hand die Schublade unter der Kasse aufziehen.
    »Du bist ein kleiner Wichser und du ziehst mir hier jetzt sofort ab mit deinen Wichserfreunden …«
    »Ja! Rede nur!«
    »… mit deinen Wichserfreunden, sage ich, das heißt du, du und du, wenn ich mich schlecht verständlich gemacht haben sollte, ihr drei Wichser da, ihr zieht mir hier jetzt sofort ab, und du, achte genau auf die Bar, achte genau auf sie, denn sobald du aus ihr raus bist und solange ich hier drin bin, wirst du keinen Fuß mehr in sie setzen, und wenn du dich unterstehst, die Schwelle zu überschreiten, hörst du mich, in dem Moment, wo du einen Fuß hier reinsetzt, schlage ich dir den Schädel ein, und wenn du der Meinung bist, dass ich spaße, dann mach es jetzt, geh raus und versuch, wieder reinzukommen, Scheißwichser! Los!«
    Pierre-Emmanuel und seine Freunde blieben einen Moment lang vor Libero stehen, dessen Hand jetzt in der Schublade war.
    »Los, wir gehen!«
    Pierre-Emmanuel nahm Izaskun in seinen Arm und küsste sie lange, direkt vor Virgile.
    »Ich komme gleich zu dir in die Wohnung.«
    Während er zum Ausgang ging, sah Matthieu, dass seine Hände leicht zitterten. An der Tür drehte er sich dennoch zu Libero um.
    »Lass deine Hand ruhig in der Schublade! Lass sie bloß da, ja!«
    »Wenn du ohne deine Freunde wiederkommst, werde ich sie nicht brauchen. Mach dir um mich keine Sorgen.«
    Libero legte seine beiden Hände auf dem Tresen ab und atmete tief durch.
    »Gut, wir machen sauber und schließen.«
    Izaskun kam zurück in die Bar, mit einem Tablett dreckiger Gläser, die sie auf den Tresen stellte. Virgile starrte sie an, mit hängender Lippe, mit leeren Augen. Sie kreuzte seinen Blick und schrie ihn auf Spanisch an. Libero sagte zu ihr, sie solle schlafen gehen, er machte einen Gang um den Tresen herum und nahm Virgile am Arm.
    »Los, komm mit mir mit.«
    Er ließ ihn sich an der frischen Luft niedersetzen, auf der Terrasse, und brachte ihm eine Flasche Eau de vie. Virgile rührte sich nicht. Libero kniete bei ihm nieder und sprach lange zu ihm, er sprach zu ihm in der Sprache, die Matthieu nie verstehen würde, weil es nicht die seine war, er sprach zu ihm mit einer Stimme voller Zärtlichkeit und

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