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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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bitte.«
    Cyrus nahm ein Stück Fleisch in den Mund und kaute nachdenklich. »Unsere kanadischen Pässe sind sehr gut, Edward. Ich hörte, der Mossad hat ein Faible für sie.«
    »Nun wirst du ermüdend.«
    »Ich versuche, es nicht zu sein«, sagte Cyrus. »Du erinnerst dich an den Fall Jonathan Pollard und seine Frau? Er war …«
    »Ich verstehe.« Edward lächelte. »Nachdem du jahrelang meine Vorlesungen ertragen hast, verabreichst du mir nun eine Dosis meiner eigenen Medizin.«
    »Nein. Aber ich mache mir so meine Gedanken«, sagte Cyrus. »Was ist, wenn ein Land eine Atombombe unterirdisch testen möchte, aber weiß, daß dies nicht unentdeckt bleiben wird? Da die Seismographen ein Erdbeben von einem unterirdischen Test unterscheiden können – das hat mit Oberflächenwellen und unterirdischen Wellen zu tun. Jedenfalls kennen sie seit langer Zeit die Tricks.«
    Edward spielte mit seinem Glas und sagte ruhig: »Ich habe dir erzählt, was ich dir erzählen kann. Was du wissen willst, kann ich dir nicht sagen. Es ist mir einfach nicht erlaubt, das zu tun.«
    Cyrus sah ihn mit mäßiger Überraschung an, dann fuhr er, als ob er nichts gehört hätte, fort. »Aber das sind die gewöhnlichen seichten Erdbeben, sagte ich mir. Plattenverschiebungen, Kollisionen. Was ist, wenn diese Atombombe so tief gezündet wird, daß es wie ein wirkliches Tiefenbeben aussieht? Die sind relativ selten. Es gibt viele Theorien, aber niemand weiß richtig darüber Bescheid. Ich dachte mir, statt in einer Tiefe von vier oder fünf Kilometer könnte die Bombe in einer Tiefe von vier- oder fünf hundert Kilometer gezündet werden … die Seismographen könnten die Signatur nicht mehr interpretieren. Es würde ganz natürlich aussehen.«
    »Ich sehe, wir haben dich nicht genügend beschäftigt.« Edward versuchte ein zögerndes Lächeln.
    »Das passiert, wenn ihr mich aus meinem Käfig laßt«, sagte Cyrus. »Sogar an einem Ort, dessen Sprache ich nicht spreche, gibt es ausländische Zeitungen. Ich picke ein paar Worte im Fernsehen auf. Die CORE-Leute, zum Beispiel. Es scheint, daß wir nicht die einzigen sind, die ein tiefes Loch bohren wollen.«
    »Wir geben dir alle Informationen, die du brauchst«, sagte Edward.
    »Es interessiert mich, wie ihr das macht.« Als Edward allerdings nicht darauf einging, sagte Cyrus. »Angenommen – allein, um diesen Gedanken durchzuspielen – du warst bei Lakam …«
    »Zu deiner eigenen Sicherheit …« Edward schnalzte mit den Fingern dem Ober und verlangte die Rechnung. »… geh nicht von Dingen aus, die sich in deine Konversation verirren könnten.«
    Cyrus betrachtete den Bodensatz in seinem Weinglas. Das Essen und der Wein waren gut, zu gut. Er war ein vitaler und lebhafter alter Mann, etwas älter, als er sich selbst gerne eingestehen mochte. Vielleicht spürte er deswegen unter seinem Herzen diese Enge.

 
CORE CITY, 1994
     
    Als Marta McDougal vierzig wurde, gaben ihre Kollegen eine große Party; mit so vielen Gästen, wie das Roadrunner Roadhouse nur aufnehmen konnte, mit Konfetti, witzigen Geschenken, zu vielen Trinksprüchen und einem teuflisch dicken Kuchen, der dem Ziel, auf das der CORE-Bohrer sich zubewegte, angemessen schien. Sobald sie sich loseisen konnte, ging sie; sie gab dringende Arbeiten vor. Die Feier dauerte noch lange an.
    Sie ging zurück zu ihrem Büro, betrat es und verließ es wieder – sie hatte den anderen nicht sagen wollen, daß sie an ihrem Geburtstag alleine nach Hause ging, auch wenn dies jeder wußte –, und dann schritt sie über den Rasen im Park vor dem Rathaus, entlang den noch immer neuen Straßen zu ihrem Haus, das ihr zu neu und zu groß vorkam, obwohl sie es mit ihrer jüngeren Tochter teilte. Es war auch dann fast zu groß, wenn ihre ältere Tochter vom Internat nach Hause kam.
    Zu neu, zu groß, zu leer.
    Luisa war nun dreizehn, überprüfte beständig ihre Unabhängigkeit und Martas Grenzen und blieb abends so lange fort, so lange sie nur wollte. Marta erwartete nicht, sie zu Hause zu finden, heute abend aber traf sie, als sie die Küche betrat, Julie, die Haushälterin, die gerade gehen wollte.
    »Luisa ist hier, Mrs. McDougal. Sie sagte, sie wolle dableiben, also dachte ich, daß sie mich nicht mehr brauchen.« Julie stammte von einer der umliegenden Ranches und glich dem vollkommenen Cowgirl, eine junge Frau, die ihre Arbeit machte, aber ihre freie Zeit hochschätzte.
    »Danke, Julie, das ist schön. Wir sehen uns am Mittwoch wieder?«
    »Ja,

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