Unternehmen CORE
Ma’am.« Und draußen war sie, ohne sich weiter zu kümmern.
Marta betrat den Lanai, wo sich Luisa auf dem Schaffellvorleger ausgebreitet hatte, vor ihr das aufgeschlagene Junior-Highschool-Geschichtsbuch; die Geschichte von Texas war Pflichtfach.
»Hi, Mom. Ich dachte, du wärst heute abend auf der Party.«
»Keine Lust.« Marta ließ sich in einen Armstuhl fallen und fischte in der aufgesetzten Tasche an ihrem Rock nach den Zigaretten.
Luisa setzte einen komischen Gesichtsausdruck auf, rollte sich auf dem Vorleger zur Seite, weg von ihrer Mutter, warf ihre Tennisschuhe in die Luft und langte umständlich hinter ihren Rücken; dann ließ sie sich wieder auf den Bauch fallen und setzte sich schließlich auf die Knie. In ihren Händen hielt sie ein kleines, bunt eingepacktes und leicht zerknittertes Päckchen, das sie versteckt hatte. »Trotzdem, alles Gute zum Geburtstag.«
»Danke, Luisa!«
»Nun? Mach es auf.«
Marta riß das billige Papier weg und öffnete den Deckel der weißen Pappschachtel. Drinnen lag ein Paar mondsichelförmiger Ohrringe aus Katzensilber. »Luisa, die sind schön. Vielen Dank.« Martas Lippen zitterten. Diese Göre!
»Gefallen sie dir wirklich?« In ihrer Stimme lag ein schelmisches Unterton.
»Ja. Gewiß.«
»Linda wird sicherlich erleichtert sein, wenn sie das hört. Das ist ihr Geschenk. Hier ist ihre Karte.« Sie reichte ihr einen Umschlag.
Marta blickte ihre Tochter schief an, sagte aber nichts. Sie öffnete die Karte, eine mit jenen hingeworfenen Tierzeichnungen, Katzen und Zieseln, die sich irgendwelche schlechten Wortspiele zujodelten. Unten hatte Linda flüchtig einige Worte hingekritzelt.
Luisa saß nun mit gekreuzten Beinen und holte hinter ihrem Rücken ein weiteres Päckchen hervor; es war länger und mit anderem Papier eingebunden. »Das ist von mir.«
Marta nahm es in Empfang; ihre Gefühle hatte sie nun unter Kontrolle. Aus der flachen Schachtel zog sie einen schwarzen, feingewebten Schal, der sich seidig und papierdünn anfühlte. Er war mit silbernen Fäden durchwoben, die Moiré-Muster bildeten, die zu Tage traten, als sie ihn hoch und gegen das Licht hielt.
»Der ist … exquisit«, sagte Marta. »Ich will nicht fragen, woher du ihn hast, aber … er ist wunderschön.«
»In London, letzten Sommer«, sagte Luisa.
»Ah. Peter hatte schon immer einen guten Geschmack, was solche Dinge betrifft.«
»Ich habe ihn selbst ausgesucht. Und ich habe ihn selbst bezahlt.«
»Ich danke dir, Luisa, vielen Dank.«
Luisa erhob sich. »Was hältst du von einer Pizza? Als Geburtstagsessen, meine ich, wenn dir wirklich gefällt, was ich dir geschenkt habe.«
Marta sah ihre Tochter an. »Kind, du bist toll. Wirklich toll. Pizza, okay. Aber das Haus zu verlassen ist nicht okay.«
»Sie behaupten, sie liefern in fünfzehn Minuten.«
Die Pizza-Leute brachten die Pizzen. Luisa verdrückte eine unglaubliche Menge von dem teigigen Zeug; Marta war nicht hungrig, sie hockte am Küchentisch und besaß soviel Anstand, die Zigarette nicht anzuzünden, solange Luisa aß.
Als Luisa schließlich fertig war, unterhielten sie sich; Luisa brachte ein Thema zur Sprache, das sie früher nur angedeutet hatte. »Mom, ich werde dieses Jahr mit der Junior Highschool fertig …«
»Mit Glück.«
»… und ich glaube nicht, daß ich die Highschool in der Stadt ertragen kann. Ich möchte woanders hin. Nicht an Lindas großkotzige Universität, irgendwo anders. Nur nicht unsere Highschool hier.«
»Laß mich darüber nachdenken, Honey«, sagte Marta.
»Als sie dich fragte, hast du nur ja gesagt.«
»Weil sie Chinesisch studieren wollte und dieses Fach an der Highschool hier nicht …«
»Das war doch alles Mist. Sobald sie das Haus verlassen hatte, hat sie doch keinen Gedanken mehr daran verschwendet, wirklich zu studieren.«
»Ich muß wirklich darüber nachdenken.«
Luisa war klug genug, nicht weiter darauf zu drängen. »Okay, Mom«, sagte sie und hielt ihr gutes Benehmen eine weitere Stunde aufrecht, bevor sie sich fröhlich in ihr Schlafzimmer zurückzog, wo sie auf ihrem Fernseher Videos sehen konnte.
Im Roadrunner löste sich die Party auf, die Restaurantangestellten räumten die Überreste weg. Einige Unverwüstliche hatten sich an die Bar zurückgezogen. Der Roadrunner war wie die übrige Stadt praktisch über Nacht errichtet worden, der Innenarchitekt allerdings hatte ganze Arbeit geleistet; Scheunenbretter, Wagenräder und ausgestopfte Tiere der ungefährdeten Arten
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