Unterwegs in der Weltgeschichte
1950 in nur ein paar Jahrzehnten die Zusammenführung und die Befriedung eines über Jahrhunderte kriegsverwüsteten Europa, wie es noch für unsere UrgroÃeltern ganz unvorstellbar war. Auch Asien erholte sich vom japanischen Zusammenbruch. China stieg aus kolonialer Ausbeutung und Knechtschaft zu einer führenden Weltwirtschaftsmacht auf. Mit der Abrüstung in Ost und West geschah etwas geschichtlich Einmaliges: Noch niemals zuvor haben Völker ihre teuersten Waffen einfach unbenutzt verschrottet. Zum ersten Mal gelang es, einen Krieg, der bereits in den Köpfen vorbereitet war, einfach ausfallen zu lassen. Und mit Einrichtung der UNO in New York wurde endlich, nach der tragischen Versagensgeschichte des Völkerbundes in den DreiÃigerjahren, ein halbwegs funktionierender Versuch gemacht, die Völker dieser Welt zu einer friedlichen Koexistenz anzuleiten.
Von den enormen überraschenden Technikfortschritten ganz zu schweigen, gerade auch im Bereich von Medizin, Lebenszeitverlängerung und »Care-Providing«, einem Begriff, unter dem in Zukunft alle Instandhaltungsdienstleistungen, auch die am Menschen, gebündelt werden. Die Fachleute nennen die ungewöhnlich vielen technischen Meilensteine, die in den letzten dreiÃig Jahren die Welt revolutionierten, »disruptive Innovationen«, wie etwa den Supraleiter, den Computerchip, das Internet oder neuerdings auch das iPhone , das die weltweite Kommunikation von Grund auf verändert. Seit Kurzem zählt auch schon die sogenannte »Greenobalisierung« dazu, die rasante Entwicklung weltweiter Umwelt- und Recycling-Technologien, die in den kommenden Jahren einen gewaltigen Boom erleben werden, wie es viele Zukunftsforscher voraussagen. »Die nächste industrielle Revolution wird grün sein!«, so sind sich viele Ãkonomen sicher. Und die Welt der Elektroautos und CO2 -freier Energien wird eine schönere werden.
Selbst die Bankenkrise wird inzwischen von vielen als Chance zur positiven und notwendigen Veränderung begriffen. Analytiker sehen diesen Crash vor allem als das Ergebnis einer veralteten, hierarchisch geprägten Finanzwelt, die ihr Risiko-Verhalten nach frühkapitalistisch-männlichen MaÃstäben ausrichtet. Aber weltweit seien längst »weibliche« Lösungsstrategien in Politik, Kultur und Wirtschaft auf dem Vormarsch: Intuition, emotionale Intelligenz, Kooperationsbereitschaft, Risikovermeidung.
Der soziodemografische Wandel und die neuen Arbeitsbedingungen einer globalisierten Welt zwingen zu intensiven Beziehungskonzepten. Wirtschaftliche Verflechtungen aber sind der Königsweg zur Förderung des Weltfriedens. Dabei werden in der Arbeitswelt lebenslange Firmenbindung, starre Hierarchien und lineare, frustrierende Arbeitsabläufe abgelöst werden durch Selbstständigkeit, schöpferische Gestaltung und »Multijobbing«. Die Zukunftsfähigkeit von Arbeitsangeboten wird sich bald schon daran bemessen, inwieweit es einem Unternehmen in einer immer stärker automatisierten Welt gelingt, den Arbeitnehmern kreatives, motivierendes Potenzial zur Selbstverwirklichung anzubieten. Derart kreative und lebensnahe Jobs ermöglichen dann auch die freiwillige Fortführung der Arbeit über das 65. Lebensjahr hinaus.
Vor der Auslagerung von Dienstleitungen und Produktionsabläufen in Billiglohnländer wie China, Brasilien oder Indien braucht sich bald niemand mehr zu fürchten, so belegt eine neueste Untersuchung des Wiener »Zukunftsinstituts«: Weil die Löhne in den Schwellenländern bereits kontinuierlich steigen, Transportkosten aber aufgrund von Energie- und Umweltauflagen immer höher ausfallen, wird es zu einer Rücklagerung der Arbeitsplätze kommen. China und Indien werden keineswegs mit dauernden Dumpinglöhnen die Weltwirtschaft dominieren, denn bereits der nächste asiatische oder indische Boom dürfte von einer anspruchsvolleren Mittelschicht betrieben werden und nicht, wie bisher, von verarmten Wanderarbeitern, denen jeder Arbeitsplatz recht ist. Auch in den Schwellenländern steigen die Ansprüche der Arbeitnehmer, zumal da weltweite Medien den Standard des Westens ständig vor Augen führen. Besonders China wird damit beschäftigt sein, viele hausgemachte, in der Eile des Aufschwungs bislang »übersehene« Probleme zu meistern: den vermehrten Umweltverbrauch, die ethnischen Spannungen und vor allem auch die
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