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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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Warum man aus der Geschichte lernen kann
    Â»Wunderbar war die Entdeckung von Amerika.
Noch wunderbarer wäre es gewesen,
wenn man es nicht entdeckt hätte.« Mark Twain
    D ie schönsten Pläne, das zeigt die Weltgeschichte immer wieder, können sich unversehens in Staub auflösen. Apropos, sehen Sie dort die Staubwolke? Scheinbar zieht ein gewaltiger Heerzug Richtung Westen. Es ist das Jahr 1241, Niederschlesien, wir sitzen auf einer Anhöhe. Man erkennt Pferde. Eine riesige Horde von Reitern. Eigentlich sogar die Horde, denn von ihr stammt das deutsche Wort »Horde« her. Nämlich vom Wort ordon , zu Deutsch »Palast«, mit dem das Palastzelt des Anführers dieser reitenden Krieger bezeichnet worden sein soll. Ahnen Sie was? Es sind die Mongolen auf ihrem Weg nach Westen. Sie haben soeben mit ihrem Erscheinen alle Kalkulationen auf ein ruhiges, normales Leben vom Tisch gefegt.
    Die einen machen weiter wie immer, die anderen ändern alles im Handstreich. Das sind die zwei wesentlichen Kräfte in der menschlichen Geschichte. Sie kennen das aus Ihrem Büro. Aus dem Aufeinandertreffen dieser Kräfte entsteht Überraschung, das Unvorhersehbare, das Neue, Aufregende, oft auch Tödliche. Es ist ein immer gleiches Geschehen, aber in immer neuen Varianten. Was es so interessant macht, das ist der Nutzwert für die Gegenwart. Wir können von unseren Vorfahren lernen, weil sie uns so ähnlich sind. Gut, vielleicht würden wir ein paar Tische weiterrücken, wenn in unserem Lieblingslokal einer unserer Urahnen aus dem 16. Jahrhundert zum Abendessen erschiene. Schließlich waren die damaligen Deutschen in den zivilisierteren Ländern Europas berüchtigt für ihre ungepflegten Tischmanieren. Grundsätzlich aber wäre unser Vorfahr gar nicht so ungeheuer fern von unserer Welt, nur eben geprägt von seinen sehr viel härteren Lebensumständen und einer anderen Erziehung.
    Die Welt insgesamt ändert sich gar nicht so schnell, wie wir das immer denken. Wenn man sich einmal umsieht in unseren Dörfern und Städten, dann erkennt man überall mittelalterliche Stadtplanung. Da ist die Burg, dort das Rathaus, der Markt wurde so breit angelegt, damit die sperrigen Ochsenkarren drauf wenden konnten. Oft stehen sogar die originalen Mauern noch, die von Touristen so gerne besucht und von uns so gerne bewohnt werden. Viele unserer Kirchen stehen seit dem Frühmittelalter auf demselben Platz. Gut, wir haben in den Großstädten die Pferdebahnen des 19. Jahrhunderts elektrifiziert und nennen sie Straßenbahnen, wir haben in unsere Kutschen Explosionsmotoren eingebaut und nennen sie Autos, aber mit den Straßen selber folgen wir immer noch den Wegen unserer Vorfahren aus dem Mittelalter. Die Auswirkungen der Geschichte zeigen sich überall. Bis heute sind wir Deutschen im Ausland dafür berüchtigt, dass wir viel Fleisch und Wurst essen, wenn wir können. Das las man so schon zu Zeiten unseres Urahns vor 500 Jahren. Offenbar hat sich gar nicht so viel geändert.
    Es ist kein Zufall, dass die Drehbuchautoren der großen Hollywood-Filme ihre weltweit erfolgreichen Stories noch immer nach den Mustern antiker griechischer Dramen ausrichten. Da gibt es Geschichten von Verrat und Hass, politischen Intrigen und Familienfehden, von Freundschaften und verschmähter Liebe, von Helden, die etwas Verlorengegangenes mit allen Mitteln zurückerobern wollen. Zwar stammen diese Erzählungen aus einer Zeit, als noch leibhaftige Götter in der sonnendurchglühten Wildnis Griechenlands herumspazierten, immer auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer mit einer gutwilligen Hirtin, aber in seinen Grundzügen funktioniert das antike Theater noch heute, 2500 Jahre später. Egal, wie verschieden die Ideen vom Leben und Sterben auch gewesen sein mögen, die Grundidee des menschlichen Handelns war und ist doch dieselbe. Wenn man die Aufzeichnungen aus historischer Zeit aufschlägt, sieht man bei allen Unterschieden von Sitten und Gebräuchen immer wieder dasselbe Bild.
    Caesar, ohne den es das schöne deutsche Wort »Kaiser« nie gegeben hätte, strebt zur Macht, will sie erringen, nimmt tausend Schwierigkeiten in Kauf, führt Krieg in weit entfernten Weltgegenden, arbeitet sich mit tödlicher Konsequenz nach oben, um endlich den Lorbeerkranz zu tragen. Dann wird er vom Meuchelmörder aus dem Freundeskreis eben deswegen umgebracht. Sie

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