Untitled
nächster Zeit zu einer weiteren Auto grammstunde bereitfand.
Schulz kam zurück. »Es ist dein Lieferwagen«, verkün dete er lakonisch.
»Wessen Wagen?« schrie Mr. Rathgore ins Mikrofon.
Julian rief: »Jemand hat die Windschutzscheibe einge schlagen! Genauso wie bei …« Aber er musste gar nicht aus sprechen, wessen Windschutzscheibe ebenfalls eingeschla gen worden war.
Schulz eilte quer durch den Raum zu mir, ohne auf das Durc h einander zu achten. »Goldy, ich bringe dich zu mei nem Wagen. Ich benachrichtige die Wachposten. Ich möchte, dass du hier we g kommst, und zwar mit mir«, schloss er abrupt.
»Ich kann nicht … ich muss aufräumen.«
»Du musst gehen.« plapperte Julian Schulz nach. »Das sage ich dir schon die ganze Zeit. Du bist bei diesen Leuten nicht sicher. Geh, geh jetzt. Ich räume auf.«
Schulz hatte mich am Arm gefasst, um mich hinauszu führen. Ich stand wie angewurzelt.
»Und wie willst du nach Hause kommen?« fragte ich Ju lian und weigerte mich, mich vom Fleck zu rühren.
»Ich lasse mich mitnehmen oder so. Geh jetzt, geh.«
Ich war ganz benommen. Ich starrte die versammelten Schüler, Eltern, Lehrer und Angestellten der Buchhand lung an. Alle standen reglos da, wie in einem Schnappschuss festgehalten, und sahen zu, wie die Partylieferantin uner wartet unter Polizeischutz abzog. Ich fragte mich, wie viele wohl denken mochten, ich sei verhaftet.
Tom Schulz fuhr mit quietschenden Rei fen um die Haarnadelkurven des Park hauses. Innerhalb weniger Augenblicke schoss der Wagen die First Avenue hin auf. »Wo ist Arch? « fragte er. »Er bleibt über Nacht bei einem Freund. Ich begreife im mer noch nicht, wieso ich wegen einer ze r brochenen Wind schutzscheibe weg soll. Ich komme mir lächerlich vor.«
»Komm schon, Goldy. Du weißt, dass du nicht bleiben kannst«, sagte er lediglich.
Als wir eine Dreiviertelstunde später nach Aspen Meadow kamen, war meine Nachbarschaft in tiefe Stille gehüllt. Die ei n zigen Geräusche kamen von einem Hund, der in der Ferne bellte, und von Tom Schulz, der leise mit dem Wach mann sprach.
Schulz kam kopfschüttelnd zu mir zurück. »Nichts Ver dächtiges.« Er brachte mich die Eingangsstufen hinauf. An der Tür zögerte ich.
»Hat der Wachposten etwas über Funk gehört, wer mei nen Wagen zertrümmert hat?«
»Nein. Hör zu, es gab noch einen Anruf für mich, der nichts mit dieser Sache zu tun hat. Aber ich komme später herein und sehe nach dir, wenn du willst.«
»Nicht nötig. Die Buchhandlung hat um neun geschlos sen. Julian wird gegen zehn zu Hause sein.«
»Dann rufe ich dich an.«
Ich schaltete in allen Zimmern das Licht ein und sah auf die Uhr: halb zehn. Jedes Knacken, jeder Luftzug, jedes Geräusch ließ mich auffahren. Schließlich machte ich mir eine große Tasse dampfend heißer Schokolade, schlüpfte in meine Daunenjacke und setzte mich auf einen verschnei ten Gartenstuhl vor dem Haus. Es erschien mir das Beste, den Streifenwagen im Blick zu haben.
Die heiße Schokolade war herrlich beruhigend. Ich lehnte mich zurück und sah in die Sterne, die über mir fun kelten. Da kein Mond schien, war Arch vermutlich mit sei nem Freund draußen, schwang seinen Nachtfeldstecher und zeigte begeistert auf Sirius und Cassiopeia. Ich konnte den Großen Bären und Orion finden, aber das war auch schon alles.
Gegen zehn ging ich ins Haus, hörte meinen Anrufbe antworter ab – keine Anrufe – und machte mir noch mehr heißen Kakao. Schokolade schmeckt am besten mit etwas Süßem, und ich b e dauerte, dass ich wegen der Sache mit der Windschutzscheibe die Sweetheart-Sandwiches in der Buchhandlung zurückgelassen hatte. Allmählich gestalte ten sich die Dinge so, dass bei jeder von mir bewirteten Ver anstaltung der Elk-Park-Schule mit einer Störung zu rech nen war.
Zurück auf meinem Gartenstuhl, starrte ich wieder in den Himmel. Und plötzlich war es, als tue sich über mir am stern klaren Firmament ein Loch auf. Durch dieses Loch sah ich Rhoda Marensky in der Küche der Dawsons ausrufen: Es ist, als versuche jemand unser Leben zu ruinieren. Ich erinnerte mich an Hank Dawson, der dasselbe Gefühl etwas anders zum Ausdruck gebracht hatte: Sie hätten dasselbe Essen ma chen sollen wie letzte Woche. Das hätte mehr Glück gebracht. Rhoda und Hank glaubten a n scheinend, wenn man das Richtige aß, genug schlief und immer die gleiche Alltagsroutine bei behielt,
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