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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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grundlegender Bedeutung sind. Die eine heißt Fern und gehört gewiß zu den dichtesten und gelungensten der gesamten Novellenliteratur. Sie stellt nicht nur eine summa aller Wahrnehmungen dar, die der Ort seiner frühesten Kindheit in ihm ausgelöst hat (in den er als Erwachsener zurückkehrt, in dem unseligen Versuch, an der Seite seines Vaters zu arbeiten), sondern ist vor allem, unter erzählerischem Aspekt, die Exposition für das, was Pirandello seinen unfreiwilligen Aufenthalt auf Erden genannt hat. Es reicht, nur auf den Umstand hinzuweisen, daß der Protagonist, der Schwede Lars Cleen, gezwungen ist, aufgrund einer Reihe von nicht gewollten und nicht gesuchten Ereignissen ein entfremdetes, aufgehobenes Leben an einem Ort zu führen, der nicht der seine ist.
      Die andere Novelle heißt Der vertauschte Sohn, auf die wir noch ausführlich zu sprechen kommen werden. In dieser Novelle wird nicht ausdrücklich gesagt, daß sich die Begebenheit in Porto Empedocle zuträgt. Allerdings kann man dies aus vielfältigen Hinweisen und vor allem aus der absolut ortstypischen Art schließen, mit der die Hexen bezeichnet werden, die nächtens Wickelkinder oder auch wenig ältere vertauschen. Diese heißen »i donni«, was Pirandello mit le donne übersetzt, die Frauen.
    Ich habe eine persönliche Erfahrung mit »i donni«: ich erinnere mich, daß, als ich zehn Jahre alt war, Freunde mich unter viel Geheimnistuerei zu einem kleinen, ganz sicher noch keine vier Jahre alten Jungen brachten, dem »i donni« das Schwänzchen umwickelt hatten.
      Über Girgenti, über dieses sterbende Städtchen, wird Pirandello allerdings lange und ausführlich schreiben. Dort siedelt er unter anderem den Roman Einer nach dem anderen (Il turno) an, einige Kapitel aus Die Alten und die Jungen (I v ecchie i giovani) und zahlreiche Novellen, wobei er Girgenti unterschiedliche Namen gibt, unter anderem »Montelusa«.
      Über sein Verhältnis zu Girgenti hat Leonardo Sciascia geschrieben:
      »Pirandello wurde dort geboren… Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend; als junger Mann und noch in den ersten Jahren seiner Ehe kehrte er jeden Sommer dorthin zurück; danach seltener. Und bei jeder Rückkehr durchtränkte sich seine Phantasie mit grotesken und bemitleidenswerten Vorkommnissen, die sich dort zugetragen hatten und die seine Angehörigen und Freunde ihm erzählten: und was er hörte, gesellte sich zu dem, was in seiner Erinnerung bereits lebhaft herumwirbelte, und bereicherte es. Bis zum Zweiten Weltkrieg war Girgenti das, was es seit seiner Kindheit war, mit Persönlichkeiten und Figuren, die die übererregte, überspannte Selbstliebe bis an die Grenze des Wahnsinns trieb: luzide, bis in die kleinste Kleinigkeit eindringende Analytiker der eigenen Gefühle und des eigenen Elends, bis zum Delirium von der Leidenschaft des ›Räsonierens‹ erfaßt, die die Leidenschaft für die Frau und für Dinge noch in den Schatten stellte, darauf bedacht, besessen ihren Schein vor ihrem Sein zu verteidigen, und das vor den anderen und bisweilen vor sich selbst.«
    Nein, man kann wirklich nicht sagen, daß Pirandello das traurige, im Sterben begriffene Städtchen gern hatte. Aus Die Alten und die Jungen:
       Die öffentlichen Ämter, die Präfektur, das Finanzamt, die öffentlichen Schulen, die Gerichte, all das brachte in der Stadt noch ein wenig Bewegung hervor, freilich eine fast mechanische Bewegung: mittlerweile brodelte das Leben anderswo. Die Industrie und der Handel, die wahren Aktivitäten also, die waren schon seit geraumer Zeit nach Porto Empedocle übersiedelt, das, gelb vom Schwefel, weiß vom Mergel, staubig und lärmend, in kurzer Zeit zu einem der belebtesten und geschäftigsten Hafenplätze auf der Insel geworden war.
       In Girgenti hatten nur die Gerichte und die Ver waltungssenate etwas zu tun, denn sie waren das ganze Jahr über geöffnet. Oben auf dem Culmo delle Forche quoll das Gefängnis von San Vito über von Arrestanten, die manchmal drei oder vier Jahre auf ihren Prozeß warten mußten.
       Auf der Piazza Sant' Anna, wo die Gerichtsgebäude lagen, im Zentrum der Stadt, fand sich in Massen die Kundschaft aus der ganzen Provinz ein, grobe, unge schliffene, sonnenverbrannte Kerle.
    Die vielen Müßiggänger der Stadt spazierten unter
    dessen auf und ab, immer im selben Schritt, überwältigt von der Langeweile, mit den automatischen Bewegungen von Schwachsinnigen, immer die Hauptstraße entlang, die einzige

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