Untitled
die Fahrgeschwindigkeit zu erhöhen. »Alle Segel setzen, Rorchenof!« rief er plötzlich.
Rorchenof wunderte sich über diesen Befehl, führte ihn aber aus.
Mit vollen Segeln glitt der Schoner zwischen den Wänden der Schlucht über das Eis, das wie schwarzes Glas aussah.
Gegen Abend wurde der Schoner durch eine Serie harter Stöße erschüttert und ruckte hin und her.
»Das sind die Kufen, Sir!« rief Rorchenof Arflane zu. »Sie müssen stärker beschädigt sein, als wir anfangs annahmen.« »Keine Sorge, Bootsmann«, sagte Arflane ruhig und blickte nach vorn. Es wurde merklich kälter, der Wind frischte noch mehr auf. Je früher sie den Paß überwunden hatten, um so besser.
»Wir können leicht vom Kurs abkommen und gegen die Felsen krachen, Sir. Und dann werden wir unter einer Eislawine begraben.« »Was Gefahr ist, bestimme ich, Bootsmann!«
Ulrica, Manfred Rorsefne und Urquart sahen ihn neugierig an, sagten aber kein Wort.
Rorchenof kratzte sich den Kopf, spreizte beide Arme und kehrte zum Bug zurück.
Der Schoner schlingerte heftig, als der Himmel sich verdunkelte und die hohen Klippen näher heranzurücken schienen. Dennoch hatte der Schoner noch die vollen Segel.
Vor Anbruch der Nacht kam Rorchenof das Deck entlang und hatte eine Gruppe Matrosen im Gefolge. »Kapitän Arflane!«
Konrad Arflane blickte nach unten. Das Schiff holperte und
ruckte ständig, und die Rudergänger hatten alle Mühe, es auf
Kurs zu halten.
»Was gibt’s, Bootsmann?«
»Können wir die Greifanker werfen und die Kufen reparie
ren, Sir?«
»Nicht nötig, Bootsmann.«
»Aber wir glauben, daß es nötig ist!« meldete sich eine andere Stimme, die einem der Matrosen gehörte. Und die anderen stimmten ein.
»Kehrt auf eure Posten zurück«, sagte Arflane ruhig. »Ihr müßt die Eigenart dieser Expedition endlich begreifen.« »Wir begreifen nur, daß unser Leben bedroht ist, Sir!« rief der nächste Matrose. »Ihr seid in Sicherheit«, sagte Arflane.
Als der Mond aufging, heulte der Wind stärker, bauschte die Segel bis zum Zerreißen und trieb den Schoner noch schneller vorwärts.
Rorchenof blickte wild herum, als die Eisberge in bedrohliche Nähe rückten. »Das ist Wahnsinn!« brüllte er los. »Geben Sie uns die Beiboote! Wir steigen ab! Sie können mit dem Schoner fahren, wohin Sie wollen!«
Urquart schwang seine Harpune. »Wenn ihr nicht sofort auf eure Posten zurückkehrt, lernt ihr meine Harpune kennen! Die
Mutter des Eises beschützt uns – habt Vertrauen!«
»Die Mutter des Eises!« höhnte Rorchenof. »Ihr seid alle vier wahnsinnig. Wir wollen umkehren!«
»Wir können nicht umkehren!« schrie Urquart zurück und begann wild zu lachen. »Wir haben keinen Platz zum Wenden, Bootsmann!«
Der rotbärtige Bootsmann drohte dem Harpunier mit der Faust. »Dann lassen Sie die schweren Anker werfen. Stoppen Sie die Fahrt und geben Sie uns die Beiboote, damit wir uns auf eigene Faust nach Hause durchschlagen können!« »Wir können nicht auf euch verzichten«, sagte Arflane ruhig. »Sie sind verrückt – Sie alle!« brüllte Rorchenof verzweifelt. »Was wird aus diesem Schiff?«
Manfred Rorsefne beugte sich vor. »Ihre Nerven sind Ihnen durchgegangen, Bootsmann, das ist alles. Wir sind nicht verrückt, Sie sind lediglich hysterisch!«
»Aber die Kufen. Wir müssen sie doch reparieren.«
»Ich sage nein«, rief Arflane und grinste Urquart an. Er legte einen Arm um Ulricas Schultern und stützte sie, als das Deck unter ihnen schwankte.
Jetzt heulte der Wind durch die Schlucht und bauschte die Segel, daß es aussah, als müßten sie jeden Augenblick von den Halteleinen gerissen werden. Der Schoner glitt im Zickzackkurs dahin und verfehlte die Eisberge rechts und links nur jeweils um Haaresbreite.
Rorchenof machte schweigend kehrt und führte seine Männer nach unten.
»Wir haben uns noch nicht alle Leute angehört, Kapitän Arflane«, sagte Rorsefne.
»Schon möglich.« Arflane hielt sich am Geländer fest, als der Rudergänger den Schoner mit knapper Not an einem Eisblock vorbeisteuerte. Er rief den Leuten im Steuerhaus ermutigend zu. Sie drehten sich um und starrten ihn furchterfüllt an. Kurze Zeit später erschien Rorchenof wieder an Deck. Er und seine Männer hatten Walmesser und Harpunen ergriffen. »Ihr Narren!« schrie Arflane sie an. »Keine Zeit für eine Meuterei! Das Schiff muß gesteuert werden!«
Rorchenof blickte nach oben und rief den Männern in den Rahen zu: »Segel einziehen!«
Dann schrie
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