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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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bewegte mich, und das Messer streifte meine Schulter.
    Dieses Mal spürte ich den Schmerz, und ich wußte genau, was es war. Sonejis Messer war mir in die Schulter gefahren. Ich brüllte Soneji/Murphy an. Die Kinder weinten. Ich wollte ihn jetzt töten. Mein Kopf explodierte. In mir war nur noch Wut auf das Ungeheuer in meinem Haus.
    Soneji/Murphy hob wieder das Messer. Die tödliche Klinge war lang und so scharf, daß ich den ersten Schnitt nicht einmal gespürt hatte. Er war glatt durchgegangen.
    Ich hörte noch einen Schrei – einen wilden Aufschrei. Soneji stand einen Sekundenbruchteil erstarrt da.
    Dann fuhr er knurrend herum.
    Eine Gestalt kam von der Schwelle her auf ihn zu. Nana Mama hatte ihn abgelenkt.
    »Das ist unser Haus!« rief sie mit ihrem ganzen Zorn. »Raus aus unserem Haus!«
    Ein Glitzern auf der Kommode stach mir ins Auge. Ich streckte die Hand aus und packte die Schere auf Jannies Heft mit Ausschneidepuppen. Eine von Nanas Gartenscheren.
    Soneji/Murphy fuchtelte wieder mit dem Messer. Dasselbe Messer, das er bei den Morden in den Sozialsiedlungen benutzt hatte? Dasselbe Messer wie bei Vivian Kim?
    Ich schwang die Schere nach ihm und spürte, wie Fleisch riß. Die Schneiden der Gartenschere schlitzten seine Wangen auf. Sein Schrei hallte im Zimmer wider: »Arschloch!«
    »Ein Andenken an mich«, verhöhnte ich ihn. »Wer blutet denn jetzt? Soneji oder Murphy?«
    Er schrie etwas, was ich nicht verstand. Dann stürzte er sich wieder auf mich.
    Die Schere traf ihn irgendwo am Hals. Er sprang zurück und riß mir die Schere aus der Hand.
    »Komm schon, du Schwein!« brüllte ich.
    Plötzlich drehte er sich um und wankte aus dem Kinderzimmer. Er versuchte nicht, auf Nana einzustechen, die Mutterfigur. Vielleicht war er zu schwer verletzt, um zurückzuschlagen.
    Er hielt das Gesicht in beiden Händen. Als er hinauslief, stieg seine Stimme zu einem hohen, durchdringenden Geschrei an. Konnte er wieder einen Schub haben? Hatte er sich in einer >
    seiner Phantasien verirrt?
    Ich war auf ein Knie gesunken und wollte so bleiben. Der Lärm dröhnte in meinem Kopf. Ich schaffte es aufzustehen. Überall Blut.

    89. Kapitel
     
    Ich rannte ins Wohnzimmer und packte meinen Revolver. Ich wußte, daß Soneji einen Plan hatte – für den Fall, daß er fliehen mußte. Bestimmt hatte er jeden Schritt hundertmal durchdacht. Er lebte in seinen Phantasien, nicht in der realen Welt.
    Ich glaubte, er werde vermutlich unser Haus verlassen. Fliehen, damit er wieder zuschlagen konnte. Dachte ich allmählich wie er? Mir kam es so vor. Zum Fürchten.
    Die Haustür stand weit offen. Ich war ihm auf der Spur. Bis jetzt. Blut war auf dem Teppich verschmiert. Hatte er eine Fährte für mich hinterlassen?
    Wohin würde Soneji/Murphy gehen, falls in unserem Haus etwas dazwischenkam? Er hatte sicher einen Plan für den Notfall. Wo war der perfekte Ort? Wie sah der absolut unerwartete Schachzug aus? Mir fiel das Denken schwer, während mir das Blut aus Hüfte und linker Schulter tropfte.
    Ich wankte hinaus, in die frühmorgendliche Dunkelheit und schneidende Kälte. Unsere Straße war so ruhig, wie sie nur sein kann. Es war vier Uhr morgens. Ich hatte nur einen Anhaltspunkt dafür, wohin er gegangen sein könnte.
    Ich fragte mich, ob er glaubte, ich versuchte, ihm zu folgen. Wartete er schon auf mich? War mir Soneji/Murphy wieder zwei Schritte voraus? Bisher war es immer so gewesen. Dieses Mal mußte ich ihm zuvorkommen.
    Eine Kreuzung von unserem Haus entfernt verlief die UBahn in der 5th Street. Der Tunnel war noch im Bau, aber Kinder aus der Nachbarschaft kletterten hinunter und gingen die vier Kreuzungen zum Capitol Hill entlang – unter der Erde .
    Halb humpelnd, halb laufend erreichte ich den U-BahnEingang. Ich hatte Schmerzen, aber das war mir gleich. Er war in mein Haus gekommen. Er hatte es auf meine Kinder abgese hen gehabt.
    Ich stieg den Tunnel hinunter. Ich zog den Revolver aus der Schulterhalfter, die ich über das Hemd geschlungen hatte.
    Bei jedem Schritt hatte ich Seitenstechen. Mühsam ging ich in gebückter Schießhaltung den Tunnel entlang.
    Es war möglich, daß er mich beobachtete. Hatte er damit gerechnet, daß ich hierherkam? Ich ging weiter durch den Tunnel. Es konnte eine Falle sein. Hier gab es jede Menge Verstecke für ihn.
    Ich ging bis zum Ende des Tunnels. Nirgends Blutspuren. Soneji/Murphy war nicht im U-Bahn-Schacht. Er war auf andere Weise entkommen. Er war wieder geflohen.
    Als der Adrenalinstoß

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