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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Nummer fünf.
    Wir unterhielten uns kurz über den Mord, und ich brachte sie auf den aktuellsten Stand, was die Situation an meinen Tischen betraf. Dann holte ich meine Handtasche aus Sams Büro und verschwand durch die Hintertür. Es war noch nicht dunkel, als ich vor meinem Haus vorfuhr. Ich wohne ungefähr vierhundert Meter vom Merlottes entfernt in einem kleinen Wäldchen, durch das eine wenig befahrene Landstraße führt. Mein Haus ist alt, einzelne Teile datieren aus einer Zeit, die über hundertvierzig Jahre zurückliegt. Es ist aber so oft umgebaut und verändert worden, daß es nicht wirklich als Haus aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg zählen kann. Es ist ohnehin nur ein einfaches Bauernhaus. Meine Oma, Adele Hale Stackhouse, hatte es mir hinterlassen, und ich liebte es sehr. Bill sprach oft davon, daß ich lieber in sein Haus ziehen sollte, das auf der anderen Seite des alten Friedhofs auf einem kleinen Hügel stand, aber es widerstrebte mir, mein eigenes Reich zu verlassen.
    Rasch zog ich meine Kellnerinnentracht aus und stellte mich vor den geöffneten Kleiderschrank. Wenn wir in Vampirangelegenheiten nach Shreveport fuhren, wollte Bill in der Regel, daß ich mich hübsch machte. Warum, das hatte ich noch nicht herausgefunden. Er wollte ja beileibe nicht, daß mir irgendwer anderes den Hof machte; gingen wir aber ins Fangtasia, dann sollte ich besonders hübsch aussehen. Das Fangtasia war eine Bar in Shreveport, die sich im Besitz von Vampiren befand und im wesentlichen von Touristen besucht wurde.
    Männer!
    Ich sah mich unfähig zu entscheiden, was ich anziehen sollte, also sprang ich statt dessen erst einmal unter die Dusche. Mir war nicht wohl zumute, wenn ich ans Fangtasia dachte, irgend etwas in mir zog sich dann immer zusammen. Die Vampire, denen die Bar gehörte, waren ein wichtiger Bestandteil der internen Machtstruktur der Vampirkreise. Ich war für sie so etwas wie ein begehrenswerter Neuerwerb, seit sie mein einzigartiges Talent entdeckt hatten. Nur die Tatsache, daß sich Bill beherzt Zugang zu den Selbstverwaltungsstrukturen der Vampirwelt verschafft hatte und nun dort eine Funktion bekleidete, sorgte für meine Sicherheit. Das bedeutete, ich durfte wohnen, wo ich wollte und weiterhin meinem erwählten Beruf nachgehen. Im Austausch für diese Zugeständnisse hatte ich aufzutauchen, wenn ich gerufen wurde und mußte meine telepathischen Fähigkeiten in den Dienst der Vampire Shreveports stellen. Vampire, die bürgerlich leben und Teil der amerikanischen Gesellschaft sein wollten, konnten ihre Belange nicht mehr wie früher durch Folter und Terror durchsetzen; sie mußten sich gemäßigtere Methoden einfallen lassen.
    Ich stand unter der Dusche, das heiße Wasser prasselte mir auf den Rücken, und ich spürte, wie ich mich mehr und mehr entspannte und mich wohler zu fühlen begann.
    „Soll ich mich zu dir gesellen?“
    „Scheiße!“ Mein Herz klopfte so rasch und heftig, daß ich mich gegen die Wand der Duschkabine lehnen mußte, um nicht umzukippen.
    „Entschuldige! Hast du denn die Badezimmertür nicht aufgehen hören?“
    „Nein, verdammt. Warum rufst du nicht einfach 'Schatz, hier bin ich' oder so was, ehe du auftauchst?“
    „Entschuldigung!“ wiederholte Bill, aber es klang nicht sehr ernst gemeint. „Brauchst du jemanden, der dir den Rücken schrubbt?“
    „Nein danke!“ zischte ich. „Ich bin nicht in der Stimmung, mir den Rücken schrubben zu lassen.“
    Bill grinste, wobei ich sehen konnte, daß seine Fangzähne nicht ausgefahren waren. Gehorsam zog er den Duschvorhang zu.
    Wenig später trat ich aus dem Bad, ein großes Handtuch mehr oder weniger züchtig um meinen Körper geschlungen. Bill lag auf meinem Bett, die Schuhe fein säuberlich auf dem kleinen Teppich vor meinem Nachtschränkchen nebeneinander postiert. Er trug ein langärmliges dunkelblaues Hemd, Jeans und Socken, die farblich auf das Hemd abgestimmt waren. Seine flachen Halbschuhe waren blankgeputzt. Er trug das dunkelbraune Haar nach hinten gekämmt, und seine langen Koteletten sahen eindeutig nach Nostalgielook aus.
    Nun zeugten sie ja auch von der Mode einer vergangenen Zeit - nur daß den meisten Menschen wohl nicht klar war, wie weit die Zeit zurücklag, in der Bills Koteletten Mode gewesen waren.
    Bill hat wunderschön geschwungene Brauen und eine kühn gebogene Nase. Sein Mund ist von der Art, wie man sie von griechischen Statuen kennt - zumindest von denen, die ich schon einmal auf Bildern bewundern

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