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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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vorsichtig.
    „Du hast es so weit gebracht, daß ich mir vorkomme wie eine ausgehaltene Frau, und du hast auf jeden Fall dafür gesorgt, daß die Leute, die in diesen Geschäften arbeiten, denken, du würdest mich aushalten!“
    So weit ich das im schwachen Licht der Armaturenbeleuchtung feststellen konnte, arbeitete Bill hart daran zu verstehen, warum das, was ich von ihm wollte, denn so anders sein sollte als das, was er mir angeboten hatte. Wir waren gerade an der Autobahnausfahrt zum Mimosa Lake vorbei; auf der Seite der Straße, auf der sich der See befand, sah ich im Licht der Scheinwerfer von Bills Wagen die Bäume, die als dichter Wald den See umstanden.
    Zu meiner großen Verwunderung beschloß das Auto, an genau dieser Stelle einmal kurz zu husten und dann stehenzubleiben. Ich nahm das als Zeichen.
    Hätte Bill geahnt, was ich vorhatte, dann hätte er wohl die Türen verriegelt; so konnte er nur erschrocken zusehen, wie ich aus dem Auto kletterte und zum Wald hinüberstolzierte, dessen Bäume gleich neben der Straße in den Himmel ragten.
    „Sookie, komm sofort zurück!“ Endlich war auch Bill wütend. Das hatte ja lange genug gedauert.
    Ich zeigte ihm einen Vogel und trat in den Wald hinein.
    Ich wußte genau, daß ich Bill nicht würde daran hindern können, mich zurück in den Wagen zu befördern, wenn er das wirklich wollte. Mein Freund ist wohl zwanzigmal stärker und schneller als ich. Nachdem ich ein paar Sekunden durch die Finsternis gestapft war, wünschte ich fast, er würde mich holen kommen. Aber dann bäumte sich mein Stolz erneut auf; ich wußte einfach, daß das, was ich getan hatte, vollkommen richtig gewesen war. Bill war sich offenbar über die Art unserer Beziehung immer noch nicht im klaren, und ich wollte ein für alle Mal Klarheit schaffen. Sollte er seinen Arsch ruhig nach Shreveport bewegen, um seinem Vorgesetzten Eric meine Abwesenheit zu erläutern. Dann würde er endlich mal kapieren, welche Auswirkungen sein Verhalten nach sich ziehen konnte.
    „Sookie?“ rief Bill nun von der Straße her. „Ich gehe zur nächsten Tankstelle und hole einen Mechaniker!“
    „Na dann viel Glück!“ murmelte ich leise und vergnügt. Eine rund um die Uhr geöffnete Tankstelle mit festangestelltem Mechaniker? Da hatte Bill wohl die 50er Jahre oder irgendeine andere historische Epoche im Sinn!
    „Du führst dich auf wie ein Kind“, rief Bill. „Ich könnte dich holen kommen, aber damit verschwende ich nicht meine Zeit. Wenn du dich beruhigt hast, komm bitte zurück zum Auto, setz dich rein und verriegele die Türen von innen. Ich gehe jetzt.“ Auch Bill hatte seinen Stolz.
    Mit gemischten Gefühlen, einerseits erleichtert, andererseits aber auch besorgt, hörte ich bald darauf, wie Bill mit Vampirgeschwindigkeit die Straße entlang rannte. Er war wirklich gegangen.
    Wahrscheinlich dachte er, er würde mir eine Lehre erteilen - wo doch genau umgekehrt ein Schuh daraus wurde! Ich war es, die ihm eine Lehre erteilte - das wiederholte ich mir im Kopf wieder und wieder, und gleich würde er ja auch zurück sein, da war ich mir ganz sicher. Ich mußte lediglich darauf achten, daß ich nicht zu tief in den Wald ging und am Ende noch in den See fiel.
    Es war wirklich sehr finster hier zwischen den Kiefern. Der Mond war noch nicht ganz voll, aber wir hatten eine sternenklare Nacht; alle freien Flächen leuchteten kühl und matt, und im Gegensatz dazu warfen die Bäume pechschwarze Schatten.
    Zuerst suchte ich den Weg zurück zur Straße, dann holte ich tief Luft und marschierte fest entschlossen Richtung Bon Temps, genau die entgegengesetzte Richtung zu der, die Bill eingeschlagen hatte. Ich fragte mich, wie viele Kilometer wir wohl zurückgelegt haben mochten, ehe Bill mit der Unterhaltung anfing, die mich dann so wütend gemacht hatte. Ich versuchte, mich zu beruhigen, indem ich mir versicherte, allzuviele könnten es nicht gewesen sein. Dann beglückwünschte ich mich zu der Entscheidung, Turnschuhe statt hochhackige Sandalen angezogen zu haben. Leider hatte ich keinen Pulli dabei; langsam, aber sicher überzog eine Gänsehaut die bloße Haut zwischen meinem kurzen Oberteil und der tiefsitzenden Hose. Ich verfiel in einen gemäßigten Trab, immer den Parkstreifen neben der Straße entlang. Straßenbeleuchtung gab es keine - so wäre es mir wohl ziemlich übel ergangen, hätte der Mond nicht geschienen.
    Just als mir durch den Kopf ging, daß sich hier draußen jemand herumtrieb, der Lafayette

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