Unvergesslich wie deine Leidenschaft
Das alles hatte er Kelly angetan. Sie hätte während ihrer ganzen Schwangerschaft umsorgt und verwöhnt werden sollen. Stattdessen war sie gezwungen gewesen, in einem körperlich anstrengenden und unglaublich stressigen Job zu arbeiten. Und nachdem er sie nach New York zurückgeholt hatte, war sie Verachtung, Feindseligkeit und endlosem psychischen Stress ausgesetzt gewesen.
War es da verwunderlich, dass sie nichts mehr mit ihm und seiner Familie zu tun haben wollte?
„Wird … wird mit Kelly alles in Ordnung kommen? Wird sie sich von diesen Anfällen erholen?“
„Sie ist ernsthaft erkrankt. Ihr Blutdruck ist extrem hoch, und sie könnte wieder Krämpfe oder einen Schlaganfall bekommen. Wir tun alles, um ihren Blutdruck zu senken, und wir beobachten das Baby, überprüfen, ob es Anzeichen von Stress zeigt. Wir sind bereit, es auf die Welt zu holen, falls sich der Zustand von Mutter oder Kind verschlechtert. Es ist sehr wichtig, dass sie Ruhe hat und sich auf keinen Fall aufregt. Aber selbst wenn wir den Blutdruck senken und die Geburt verschieben können, muss sie bis zum Ende ihrer Schwangerschaft strikte Bettruhe einhalten.“
„Verstehe. Darf ich sie jetzt sehen?“
„Sie können zu ihr gehen. Aber tun oder sagen Sie nichts, was sie aufregen könnte.“
Ryan nickte und ging die wenigen Schritte zu Kellys Zimmer. An der Tür zögerte er. Was, wenn allein seine Anwesenheit sie aufregte?
Schließlich betrat er leise das Zimmer. Es war dunkel, nur vom angrenzenden Bad fiel ein Lichtschein hinein. Kelly lag auf dem Bett, auf beiden Seiten von medizinischen Geräten umgeben.
Vorsichtig trat er näher. Sie war blass und hatte die Augen geschlossen, runzelte aber die Stirn. Weil sie besorgt war oder weil sie Schmerzen hatte? Womöglich beides.
Ihre Brust hob und senkte sich kaum merklich. Plötzlich wurden ihm die Ereignisse des Abends schmerzlich bewusst.
Niemals würde er vergessen, wie tief verletzt Kelly ihn anblickte, als sie ihm voller Bitterkeit die Untaten seines Bruders aufzählte, die sie ihm schon vor Monaten zu erklären versucht hatte. Aber damals hatte er nichts davon hören wollen. Er war überzeugt gewesen, dass sie log.
Er zog sich einen Stuhl heran, damit er so nah wie möglich bei ihr sein konnte, während sie schlief. Behutsam nahm er die Hand von ihr, in der keine Infusionsnadel steckte, und küsste sie zärtlich.
„Kell, es tut mir leid“, sagte er mit gebrochener Stimme. „Es tut mir so schrecklich leid.“
„Ryan. Ryan, Mann, wach auf.“
Das eindringliche Flüstern ließ Ryan langsam zu sich kommen. Er stöhnte auf, weil sein Nacken höllisch schmerzte und ihn das Tageslicht blendete, das durch die Jalousien fiel.
Sein Blick ging sofort zu Kelly, die immer noch schlief. Ihr Bett war leicht schräg gestellt, und vor Kurzem musste ihre Infusion erneuert worden sein, denn der Beutel war jetzt voll.
Dann drehte er sich um und rieb sich seinen verspannten Nacken. Mit besorgter Miene stand Devon neben dem Stuhl, auf dem Ryan die Nacht verbracht hatte.
„Mensch, was ist passiert?“, fragte Devon leise.
Vorsichtig erhob sich Ryan, bedacht darauf, Kelly nicht zu wecken. Er bedeutete Devon, ihm nach draußen zu folgen. Vor dem Krankenzimmer lehnte Cameron an der Wand.
„Was macht ihr beiden denn hier?“
„Wir wollten dich gestern Abend anrufen“, sagte Devon. „Aber weil du nicht zu erreichen warst, sind wir zu deiner Wohnung gefahren. Vom Portier haben wir erfahren, dass Kelly mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden war. Und jetzt sind wir hier, um zu sehen, wie es ihr geht.“
Ryan schloss die Augen. Er spürte wieder einen dicken Kloß im Hals.
„Willst du uns nicht erzählen, was los ist?“, ermutigte ihn Cam.
Ryan lachte heiser auf. „Wie soll man denn erklären, dass man den größten Fehler seines Lebens gemacht hat und nicht sicher ist, ob man ihn je wiedergutmachen kann?“
„Wird mit Kelly alles in Ordnung kommen?“, wollte Dev wissen. „Und was ist mit dem Baby?“
„Ich wünschte, ich wüsste es. Wenn ihr Blutdruck nicht sinkt, muss das Baby vielleicht frühzeitig auf die Welt geholt werden. Ich habe ihr das angetan. Sie liegt hier im Krankenhaus, weil ich nicht für sie oder mein Kind da war. Was bin ich bloß für ein Mistkerl?“
Cam und Dev tauschten Blicke.
„Hör mal, auch wenn ich nicht die ganze Geschichte kenne, würde ich doch sagen, dass du nicht allein an der Misere schuld bist“, sagte Devon vorsichtig.
„Mein
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