Unvergesslich wie deine Leidenschaft
„Ich würde es wieder tun. Wenn dein Sohn oder deine Tochter geboren ist, wirst du es verstehen. Du wirst verstehen, warum ich es getan habe. Wenn du erst Vater bist, wirst du absolut alles für dein Kind tun. Du wirst es beschützen mit allen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen. Du kannst nicht einfach danebenstehen und zusehen, wie dein Kind den größten Fehler seines Lebens macht, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Warte ein paar Jahre ab. Wir werden sehen, ob du mich immer noch so sehr hasst.“
Es machte Ryan sprachlos, wie ausführlich sie sich für das, was sie getan hatte, rechtfertigte. Es war nicht nur moralisch verwerflich. Es war richtiggehend kriminell!
„Ich hoffe sehr, dass ich mich niemals so verhalte, wie du dich verhalten hast. Dass ich niemals eine unschuldige Frau verletze, bloß weil ich meine, sie sei nicht gut genug. Du wirst es nie begreifen, Mutter. Sie ist ein besserer Mensch, als du es je sein wirst. Nicht gut genug? Wir sind nicht gut genug für sie. Ich hoffe nur, dass sie mich nimmt und mir verzeiht, obwohl ich eine Familie habe, die keinen Pfifferling wert ist.“
Seine Mutter war empört. „Du bist ein typischer Mann. Hörst nur auf den unteren Teil deiner Anatomie. Jetzt bist du vollkommen triebgesteuert. Aber in ein paar Jahren wirst du sie nicht mehr mit liebestollen Hundeaugen ansehen. Dann wirst du mir dankbar sein, dass ich versucht habe, dich zu beschützen. Du hast was Besseres verdient als sie, Ryan. Warum begreifst du das nicht?“
Ryan schüttelte den Kopf, so tieftraurig und verletzt, dass er kaum atmen konnte. „Ich werde dir niemals für deine Untaten danken. Du bedeutest mir nichts mehr. Ich werde weder meine Frau noch meine Kinder je wieder deinem Gift aussetzen.“
Sie wurde bleich. „Das meinst du nicht ernst!“
„Doch. Du bist nicht meine Mutter. Ich habe keine Mutter mehr. Meine Familie sind nur noch Kelly und unser Kind. Ich werde dir nie verzeihen, was du getan hast. Bleib mir aus den Augen. Und Kelly auch. Falls du auch nur in die Nähe meiner Familie kommen solltest, werde ich vergessen, dass du mich geboren hast, und dich in Handschellen abführen lassen. Haben wir uns verstanden?“
Wortlos starrte sie ihn an, und plötzlich sah man ihr jedes einzelne ihrer sechzig Jahre an. Wenn sie nicht derart herzlos versucht hätte, die Frau, die er liebte, zu zerstören, hätte sie Ryan leidgetan. Aber sie zeigte keine Reue. Kein Bedauern.
„Ich habe dir nichts mehr zu sagen“, stieß er hervor.
Damit ging er, und es war ihm egal, dass seine Mutter immer wieder hinter ihm herrief, er solle bleiben.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, stieg er in das Taxi, das vor ihrem Haus wartete, um zurück ins Krankenhaus zu fahren. Kelly brauchte ihn. Ihr gemeinsames Kind brauchte ihn.
Es war durchaus möglich, dass sie ihm nicht verzieh, aber er würde für sie und ihr Kind sorgen. Er würde für den Rest seines Lebens alles tun, um sie für das Leid, das ihr widerfahren war, zu entschädigen, wenn sie es ihm nur gestatten würde.
Als Kelly aufwachte, war alles still. Sie war unendlich erleichtert, dass sie kein Klingeln mehr in ihren Ohren hörte und auch ihre schrecklichen Kopfschmerzen weg waren. Sie hatte nicht mehr das Gefühl, dass ihr Kopf gleich explodieren würde.
Sie brauchte einen Moment, bis sie merkte, dass sie in einem Krankenzimmer lag.
Dann fiel ihr schlagartig wieder ein, wie es zu ihrem Zusammenbruch gekommen war. Hastig legte sie die Hände auf ihren Bauch, doch der beruhigte sie nicht wirklich. War alles in Ordnung mit ihrem Baby? Und mit ihr selbst?
Nachdem sie festgestellt hatte, dass Licht vom Bad ins Zimmer fiel und es draußen dunkel war, blieb ihr Blick an Ryan hängen, der neben ihrem Bett auf einem Stuhl saß und sie anschaute. Die tiefen Gefühle in seinen blauen Augen erschreckten sie.
„He“, sagte er leise. „Wie fühlst du dich?“
„Ganz benommen“, erwiderte sie, ohne zu überlegen. „Irgendwie leer. Mein Kopf schmerzt nicht mehr. Sind meine Füße noch geschwollen?“
Behutsam hob er das Laken an, um nachzusehen. „Vielleicht ein bisschen. Aber nicht so schlimm wie vorher. Sie haben dir Medikamente gegeben und beobachten das Baby.“
„Wie geht es ihr?“, fragte Kelly ängstlich.
„Im Moment gut; dein Blutdruck ist stabilisiert. Aber wenn er wieder steigt oder das Baby Anzeichen von Stress zeigt, müssen sie einen Kaiserschnitt machen.“
Kelly schloss die Augen. Da legte Ryan die Arme um sie und küsste
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