Unverhofft verliebt
Tränen in die Augen.
„Schätzchen ...“
„Woran soll es denn liegen, wenn nicht an mir?“ Sie schluckte die nächsten Tränen hinunter und klagte leise: „Ich war gut genug für Caleb, um eine saloppe Beziehung zu ihm zu führen, aber sobald es ernster wurde, hat er sich von mir getrennt.“
„Caleb war ein Mistkerl“, schnaubte Liv aufgebracht. „Du solltest froh sein, dass du ihn los bist.“
„Das bin ich auch, dennoch muss ich daran denken, dass ich für ihn solange nützlich war, bis ich begonnen habe, Ansprüche zu stellen. Augenblicklich hat er mich von sich gestoßen. Bei Brian und mir kriselte es auch, als ich gerne eine festere Beziehung eingehen wollte.“
„Na ja“, schränkte Liv ein. „Brian war einfach nicht bereit für etwas Festes.“
„Ein halbes Jahr nach unserer Trennung war er komischerweise dafür bereit. Bei mir hatte er kein Interesse an einer ernsthaften Beziehung mit Familienplanung. Doch kaum lernt er eine andere Frau kennen, heiratet er sie und wird bald Vater. Es muss an mir gelegen haben, Liv.“
„Willst du mir damit sagen, dass du Brian immer noch liebst?“
Angesichts der geradezu erschrockenen Frage ihrer Freundin hob Claire den Kopf und schüttelte diesen vehement. „Nein, das will ich nicht. Außerdem bezweifle ich, dass ich überhaupt richtig verliebt in ihn war. Er ist mit Teddy glücklich, was mich freut, Liv. Die beiden passen gut zueinander. Es geht mir nur ums Prinzip.“
„Ich weiß, dass ich mich wiederhole, Claire, aber es gibt auch nette Männer. Du musst sie nur finden.“
„Warum soll ich sie finden wollen? Vielleicht möchte ich ja gefunden werden“, wieder schüttelte sie resolut den Kopf. „Nein, ich will mich lieber um ein Kind kümmern, anstatt meine Zeit mit sinnlosen Verabredungen zu verschwenden, die zu nichts führen.“
„Julian hat mir von einem netten Kerl erzählt, der in der Marketingabteilung der Titans arbeitet.“
„Der letzte nette Mann, den ich kennengelernt habe, bat mich bei unserem zweiten Date um Nacktphotos.“
Claire deutete den Blick ihrer Freundin richtig. „Da siehst d u, was für Freaks ich kennenlerne. Ist es denn zu viel verlangt, einen wirklich netten Mann treffen zu wollen, der weder perverse Neigungen noch eine Ehefrau oder Persönlichkeitsstörungen hat?“
„Geht es dir um einen Mann oder um ein Kind?“
„Es geht mir darum, dass ich heutzutage das eine nicht brauche, um das andere zu bekommen. Eine Beziehung macht mich nicht zwangsläufig glücklich, aber ich weiß, dass mich ein Kind glücklich machen wird.“
„Wenn das deine Entscheidung ist, Claire, dann stehe ich natürlich hinter dir.“
Lächelnd sah sie in die Augen ihrer Freundin. „Das ist lieb von dir.“
„Ich spiele gerne die Babysitterin, Claire, habe aber eine Bitte.“
„Die da wäre?“ Skeptisch schaute sie in die grünen Augen ihrer Freundin.
„Triff dich mit dem netten Typen, den Julian kennt.“
„Liv“, protestierte Claire genervt. Sie fand es wirklich lieb, dass sich Liv um sie sorgte, aber eigentlich stand ihr Entschluss längst fest. In den vergangenen Monaten, wenn nicht sogar Jahren, hatte sie einige Männer kennengelernt, von denen manche sogar richtig nett gewesen waren. Sie hatte einige Beziehungen geführt, die manchmal länger und manchmal kürzer gedauert hatten. Doch niemals war der richtige Mann für sie dabei gewesen. Nie war der Mann dabei gewesen, mit dem sie hätte alt werden können. Bisher hatte sie keinen Mann getroffen, der ein heißes Glücksgefühl oder ein atemloses Sehnen in ihr ausgelöst hatte.
Wie es schien, hatte es noch keinen Mann in ihrem Leben gegeben, der sie aus tiefstem Herzen geliebt hatte. Andererseits hatte auch sie noch keinen Mann wirklich geliebt. Zwar hatte sie in ihrem Leben schon mehrere Beziehungen geführt – sechs, um genau zu sein - und in all ihre Freunde war sie verknallt gewesen, aber noch keinen dieser Männer hatte sie richtig geliebt. Das war weder bei Caleb noch bei Brian so gewesen. Manchmal fragte sie sich, ob mit ihr wirklich etwas nicht stimmte. Sie war immerhin dreiunddreißig Jahre alt und hatte noch keine tiefe, alles umwälzende Liebe erfahren. Oft hatte sie sich eingeredet, dass sie ihren Freund liebte, doch immer hatte sie einsehen müssen, dass sie sich nur etwas vormachte.
Auch bei Brian hatte sie sich eingeredet, dass er vielleicht der richtige Mann für sie sei. Immerhin war er ein toller Mann, mit dem sie viel Spaß hatte, doch tief im
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