Unverhofft verliebt
übertreibt! Du weißt doch, wie es auf dem College ist. Das Semester ist bald vorbei und dann sehe ich alle meine Freunde eine ganze Zeit nicht mehr. Die wenigen Partys ...“
„Entschuldige, Sabrina, aber du bist nie in deinem Wohnheim, wenn ich dich anrufen will, weil du mal wieder auf irgendwelchen Partys bist.“
„Wofür habe ich denn ein Handy?“
Claire ignorierte die belustigte Frage ihrer Schwester und musste sich zusammennehmen, um nicht sofort auszurasten. „Sabrina, du bist auf dem College, damit du einen guten Abschluss machst und einen guten Job bekommst. Du bist nicht dort, um jeden Tag Partys zu feiern.“
„Du stellst mich als total verantwortungslos und blöd dar, Claire. Das ist nicht fair.“
„Das tue ich überhaupt nicht, Schatz“, widersprach sie weich. Auch wenn Sabrina es schaffte, sie auf die Palme zu bringen, liebte sie ihre kleine Schwester sehr. Manchmal kam es ihr so vor, als wäre Sabrina nicht ihre Schwester, sondern ihr eigenes Kind, schließlich war sie mit zwölf Jahren große Schwester geworden und hatte die Kleine gefüttert, gewickelt und im Kinderwagen durch die Gegend geschoben. Sabrina war das absolute Nesthäkchen der Familie und nach dem Tod ihres Vaters von Claire und ihrer Mutter übermäßig umsorgt worden. Da war es eigentlich kein Wunder, dass Sabrina so unbesonnen und manchmal auch gedankenlos handelte.
„Und warum hackst du dann ständig auf mir herum?“
„Ich möchte doch gar nicht auf dir herumhacken.“
„Immer redest du über dieses Thema, Claire!“
„Weil ich mir Sorgen um dich mache“, fahrig strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich möchte doch nur das Beste für dich.“
„Du klingst schon wie Mom. Du warst doch auch auf dem College und hattest deinen Spaß!“
„Natürlich“, sie legte den Kopf zurück und unterdrückte ein kleines Lächeln. Selbstverständlich hatte auch sie viele Partys besucht, während sie studiert hatte, aber im Gegensatz zu Sabrina war sie sich immer bewusst gewesen, dass sie ohne einen Abschluss nicht den Job bekommen würde, den sie sich erträumt hatte, und dass sie ihre Mom enttäuschen würde, die hart gearbeitet hatte, um ihrer Tochter das Studium der Architektur zu ermöglichen. Sabrina dagegen nahm es leider als selbstverständlich an, dass sie studieren durfte, auch wenn das Geld dafür hart erarbeitet worden war – von ihrer Mom.
„Deshalb kapiere ich nicht, weshalb du mich nicht verstehst.“
„Du bist kein Freshman mehr, der das erste Mal von Zuhause weg ist, sondern du bist schon zweiundzwanzig Jahre alt und solltest langsam wissen, was du machen möchtest. Andauernde Partys werden dir sicherlich nicht helfen.“
Es passte zu Sabrinas Naturell, dass sie sich weiterhin sorglos gab. „Mach dir keinen Kopf um mich. Ich finde, man sollte das College nicht so ernst nehmen. Bald weiß ich bestimmt, welchen Job ich einmal machen werde, und du musst dir dann keine Sorgen mehr machen, dass ich dich um Geld anpumpen könnte.“
„Sabrina“, seufzte Claire schwer und verdrehte die Augen.
„Wenn wir schon beim Thema sind“, plapperte sie fröhlich weiter. „Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen und würde dich gerne besuchen kommen.“
Da sie sich erst vor wenigen Wochen zu Weihnachten gesehen hatten, konnte Claire nur raten, dass Sabrina mehr daran interessiert war, das New Yorker Nachtleben unsicher zu machen, als dass sie darauf aus war, ihre ältere Schwester zu besuchen. Natürlich war es für sie praktisch, dass ihre ältere Schwester mitten in New York wohnte und sogar ein Gästezimmer hatte. Normalerweise wäre Claire Feuer und Flamme gewesen, ihre kleine Schwester bei sich zu haben, aber momentan war sie selbst nicht besonders gut gelaunt, weshalb sie darauf verzichten konnte, Sabrina bei sich zu haben, die Claires Alltag sicherlich auf den Kopf stellen würde.
Abgesehen davon, dass die Studentin einen Besuch vermutlich nur vorschob, um nicht lernen zu müssen.
Das Ende vom Lied war, dass Claire sich mit angeblichen Geschäftsreisen aus der Affäre zog, Sabrina auf ein anderes Mal vertröstete und sich dazu breitschlagen ließ, ihrer kleinen Schwester dreihundert Dollar für eine neue Snowboardjacke zu überweisen. Nachdem sie die Online-Überweisung getätigt hatte, schlug sie die Beine unter und besuchte die Homepage der Samenbank, von der sie Liv erzählt hatte.
Auch wenn sie sich noch völlig euphorisch gegeben hatte, als sie ihrer besten Freundin davon
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