Unverhofft verliebt
aprikos getünchte Wand vor sich, an der Babyfotografien hingen. Das war nicht ihr Schlafzimmer, in dem sie sich gerade befand.
Verwirrt griff sie sich mit einer Hand an die Stirn und zuckte dabei zusammen, weil ihre Hand weh tat. Blinzelnd sah sie einen Venenzugang und folgte dem Schlauch zu einer Infusion, die über ihrem Bett hing. Kraftlos ließ sie den Kopf zurück auf das Kissen sinken und fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. Mühevoll schluckte sie gegen ihren Durst an und atmete tief durch.
Sie fühlte sich unglaublich schwach und konnte kaum einen Muskel rühren, zumal ihr ganzer Körper schmerzte. Beinahe wäre sie wieder eingeschlafen, als sie ihre Hand wie gewohnt auf ihren Bauch legte und feststellen musste, dass er sich merkwürdig schwammig anfühlte, als sei die scheinbar harte Schale, in der sich ihr Baby befunden hatte, nicht mehr da.
A ugenblicklich erinnerte sie sich an den Kaiserschnitt und war hellwach.
Unter Schmerzen setzte sie sich auf und kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, während ihre Augen das Zimmer absuchten und an dem Babybett hängen blieben, das nur wenige Schritte von ihr entfernt stand. Claire presste ihre Hand gegen den Mund und spürte heiße Tränen, die ihr über das Gesicht liefen, als sie einen winzigen Haarschopf zwischen den babyblauen Decken erkennen konnte.
Ein übermächtiger Drang, aufzustehen und ihr Kind in den Arm zu nehmen, stieg in ihr auf, doch allein das Aufsitzen hatte sie vor Schwäche zittern lassen.
Gerade als sie mit sich kämpfte, es mit dem Aufstehen nicht einfach zu versuchen, ging die Tür leise auf und Grant betrat das Zimmer.
Er sah so grauenvoll aus, wie sie sich fühlte. Das dunkle Haar stand ihm zu Berge, seinen Pullover hatte er gegen ein blaues OP-Shirt ausgetauscht und abgesehen von dem dunklen Bartschatten und den tiefen Augenringen war sein Gesicht kreidebleich. Überrascht blinzelte er sie an und stellte den Kaffeebecher, den er in der rechten Hand hielt, sofort auf den kleinen Tisch, auf dem sich fünf riesige Blumensträuße tummelten.
Seine Stimme klang wie raues Sandpapier, als er ans Bett trat und sich auf die Bettkante setzte. „Claire ...“
Sie war überrascht, wie erleichtert er stöhnte und mit welcher Behutsamkeit er sie in den Arm nahm.
„Geht’s dir gut?“
Claire nickte und presste ihren Kopf gegen seinen Hals. „Ja ... mir geht’s gut.“
„Bitte tu so etwas nie wieder, Liebling. Du hast mir die größte Angst meines Lebens eingeflößt.“ Bei seinem undeutlichen Gemurmel zog sich ein angenehmes Kribbeln über ihren Körper.
Zitternd holte sie Luft und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. „Wie geht es dem Baby? Er hat nicht geschrien ...“
„Ihm geht es gut“, beruhigend strich er über ihre Schulter. „Er brauchte nur ein bisschen Starthilfe beim Atmen.“
Sofort schluchzte sie auf. „Aber ... aber er ist okay, oder?“
„Er ist mehr als okay. Er ist perfekt.“
Erleichtert weinte Claire los. „Ich hatte solche Angst um ihn.“
Grant umschloss ihre Schultern und lehnte sich etwas zurück, um ihr ins Gesicht schauen zu können. „Und ich hatte solche Angst um dich.“
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Was ist denn passiert?“
Kopfschüttelnd rang er nach Worten. „Beinahe hätte ich dich verloren, Claire. Das will ich nie wieder erleben.“
Ihre Lippen bebten, als sie in sein dunkles Gesicht sah. „Du hattest Angst um mich?“
„Todesangst.“ Seine hellbraunen Augen waren verdächtig feucht, als seine Hand ihre Wange streichelte. „Ich liebe dich und möchte nie wieder ohne dich sein.“
Bevor sie etwas erwidern konnte, beugte er sich vor und küsste sie zärtlich auf den Mund.
„Und nun solltest du unseren Sohn kennenlernen.“
Gebannt verfolgte sie, wie Grant sich erhob und die kurze Strecke zum Babybett zurücklegte, um dort seine großen Hände vorsichtig unter ein winziges Bündel zu schieben und dieses behutsam hochzunehmen.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als sie das dunkelhaarige Paar betrachtete, das auf sie zukam. Grant drückte einen Kuss auf das dunkle Haar des Babys und lächelte breit, als er ihr vorsichtig das warme Bündel in den Arm legte.
Mit einem überwältigenden Glücksgefühl in der Brust schaute Claire auf ihren schlafenden Sohn hinab und war zwischen einem Weinen und einem Lachen hin- und hergerissen. Grant hatte Recht – er war perfekt.
Vorsichtig streichelte sie über die kleinen Fingerchen und beobachtete
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