Unverhofft verliebt
Als es draußen noch dunkel gewesen war, war sie schließlich aufgewacht und hatte über starke Schmerzen im unteren Bauchbereich geklagt. Grant hatte ein miserables Gefühl gehabt, das sich verstärkte, als sie plötzlich blutete und ihr Kreislauf absackte. Er rief sofort einen Krankenwagen und beruhigte Claire, die nicht verstand, weshalb sie die wenigen Blocks zum Krankenhaus nicht mit seinem Auto oder einem Taxi fahren konnten. Um sie nicht in Panik ausbrechen zu lassen, verheimlichte er, dass er von einem vorzeitigen Blasensprung ausging und sie liegend transportieren wollte, damit es nicht zu einem Nabelschnurvorfall kam.
Also hielt er ihre Hand und munterte sie auf, während sie mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren wurde. Angesichts ihrer plötzlichen Kreislaufschwäche, ihres akuten Herzrasens und der starken Blutung befürchtete er eine Plazentalösung, weshalb er selbst vor Angst ganz starr wurde. Er kannte die Sterblichkeitsrate von Säuglingen, bei denen sich der Mutterkuchen vorzeitig gelöst hatte und die nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurden. Manche Babys starben noch im Mutterleib, bevor die Diagnose gestellt wurde und ein Kaiserschnitt eingeleitet werden konnte. Auch bei den Müttern konnte es zu Komplikationen kommen.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als Claire nicht zu zeigen, wie besorgt er war und welche Angst er um sie und um das Baby ausstand, während er ihre Hand hielt und betete, dass sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus kamen.
Dort angekommen nahm er die behandelnde Ärztin sofort zur Seite und nannte ihr seine Vermutung, woraufhin ein CTG und Ultraschall veranlasst wurden. Claire war mittlerweile panisch und leichenblass, als sie die Hektik um sie herum bemerkte.
Da Grant wusste, wie sie sich fühlte und wie sehr sie Nadeln hasste, nahm er der jungen Schwesternschülerin, die ihr einen Zugang legen sollte, den Venenkatheter ab und machte es selbst.
Claire lag aufgelöst auf dem Krankenhausbett und starrte ihn mit zitterndem Kinn sowie mit panisch aufgerissenen Augen an.
„Schon gut, mein Liebling“, tröstete er sie und war froh, dass seine Hände beschäftigt waren, weil er selbst kurz vorm Durchdrehen war und innerlich wie Espenlaub zitterte.
„Geht es dem Baby nicht gut?“, krächzte sie mit ängstlicher Stimme.
Er wollte sie nicht anlügen, aber wenn er ihr die Wahrheit gesagt hätte, wäre sie erst recht in Panik ausgebrochen, also legte er ihr mit ruhigen Bewegungen den Zugang und erklärte gleichzeitig mit leichter Stimme: „Das Baby kommt drei Wochen zu früh auf die Welt, aber das ist kein Grund zur Besorgnis.“
„Beim letzten Ultraschall war doch alles perfekt!“
„Mach dir keine Sorgen“, er lächelte und beendete seine Arbeit, bevor er die gebrauchten Kanülen in die Nierenschale warf und sich auf Claires Bettkante setzte. „Es ist völlig normal, dass manche Babys etwas früher zur Welt kommen.“
Ihr Gesicht war furchtbar blass und vor Angst wie gelähmt, so dass Grant eine Hand auf ihren harten Bauch legte und ihr ermunternd zulächelte. „Du musst keine Angst haben.“
„Bitte, bleib bei mir“, flüsterte sie. „Ich habe solche Angst.“
„Natürlich bleibe ich bei dir“, er streichelte ihren Bauch und ignorierte die eigene Angst in seiner Brust.
Gerade als er sie so weit hatte, dass sie sich etwas beruhigte, kam die Ärztin mit zwei Krankenschwestern hereingepoltert und hatte ein CTG sowie ein Ultraschallgerät im Schlepptau. Er trat neben das Kopfteil des Bettes, hielt Claires Hand und beobachtete mit Argusaugen, wie die Ärztin die beiden Sonden auf Claires Bauch anbrachte und das Gerät anstellte.
Bereits die ersten Kurven auf dem Ausdruck zeigten Grant, dass mit dem Baby etwas nicht stimmte. Die Herzfrequenz seines Sohnes sank zu schnell ab, als dass eine ausreichende Sauerstoffversorgung gewährleistet werden konnte. Er begegnete dem besorgten Blick der Ärztin, die sofort Anweisungen an die beiden Krankenschwestern erteilte, die daraufhin mit großer Eile aus dem Zimmer stürzten.
„Was ... was ist los? Grant?“
Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Ärztin die CTG-Sonden entfernte und das Gerät hastig zur Seite schob, bevor sie sich an Claire wandte. „Wir müssen einen Kaiserschnitt durchführen, Claire. Ihr Mann und ich befürchten eine Plazentalösung.“
„Das ... das Baby“, stotterte sie ängstlich. „Geht es dem Baby nicht gut?“
„Das Baby muss sofort auf die Welt geholt werden“,
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