Unverhofft verliebt
traurig. „Ich weiß, dass Grant denkt, wir hätten kein Verständnis für seine Situation gehabt, aber das stimmt nicht. Er tat mir unsagbar leid und ich hätte so gerne etwas getan oder gesagt, das ihm geholfen hätte, aber er kapselte sich immer mehr ab. Auch sein Dad konnte ihm aus dieser Situation nicht helfen. Und selbst Anna drang nicht zu ihm durch.“
„Anna?“
„Oh“, die Wangen der älteren Frau röteten sich. „Hat dir Grant nie von Anna erzählt?
„Nein“, verwirrt runzelte Claire die Stirn. „Das hat er nicht.“
„Es ist auch gar nicht so wichtig“, aufmunternd legte sie ihre Hand über Claires. „Anna war seine langjährige Freundin, aber sie haben sich getrennt, als Grant sich entschied, keine Kinder zu bekommen.“
Anscheinend bemerkte Lynette Montgomery nicht, welchen Schock sie mit ihren Worten bei Claire verursachte. „Gleich nach der Trennung ist Grant nach New York gezogen, daher habe ich mir in den letzten Monaten große Sorgen um ihn gemacht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, ihn endlich wieder glücklich zu sehen.“
„Das freut mich“, murmelte Claire mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust. Sie wusste nicht, warum sie sich nun völlig vor den Kopf gestoßen fühlte, immerhin war Grant Mitte dreißig und musste schon einige Beziehungen hinter sich haben, aber dass er ihr nicht erzählt hatte, dass er sich von seiner Freundin – seiner langjährigen Freundin – getrennt hatte, weil er keine Kinder hatte bekommen wollen, verletzte Claire und machte ihr auch irgendwie Angst. Vertraute er ihr nicht?
„Deshalb muss ich dir danken“, Lynettes Augen strahlten ihr entgegen.
„Wofür?“ Verwirrt schaute sie auf.
„Dafür, dass Grant endlich wieder er selbst ist und nicht mehr so gequält wirkt. Und ganz besonders für das Baby. Ich bin mir sicher, dass er es irgendwann bereut hätte, wenn er an seiner Weigerung festgehalten hätte, kein Kind in die Welt zu setzen.“
Claire blieb nichts anderes übrig, als mit Lynette Montgomery weiterhin auf dem Sofa zu sitzen und sich mit ihr zu unterhalten, auch wenn sie das Gespräch sowie die Party, die Liv in mühevoller Arbeit so liebevoll organisiert hatte, nicht mehr genießen konnte. Dafür beschäftigten sie die Worte von Grants Mutter viel zu sehr. Sie bedauerte es, dass sie sich nicht auf Lynette konzentrieren konnte, die von ihr mehr über ihren Job und ihre Familie wissen wollte. Eigentlich war die liebenswürdige Frau ein absoluter Glücksgriff, da sie Claire wirklich zu mögen schien und nicht ein böses Wort fallen ließ.
Mit einem angekleisterten Lächeln überstand sie die Party, öffnete die zauberhaften Geschenke ihrer Gäste und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Als sich Grants Eltern in den frühen Abendstunden verabschiedeten, um zum Flughafen zu fahren, konnte sie sich zwei Tränen nicht verkneifen und fand es ausgesprochen nett, dass sie so herzlich von seiner Mutt er umarmt wurde. Alles hätte so schön sein können ...
Es dauerte ewig, bis die letzten Gäste gingen. Claire war erschöpft und unglücklich, während Grant bester Laune zu sein schien. Er schickte Liv, die ihnen beim Aufräumen helfen wollte, nach Hause und bat sie, nach Mia zu schauen. Sobald sich Liv verabschiedet hatte, war Claire am Ende ihrer Kräfte.
„Warum gehst du nicht schon ins Bett?“ Er legte seine Arme um sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du siehst total erledigt aus. Ich sammle alle Gläser ein und komme gleich, okay?“
Sie nickte und wankte in sein Schlafzimmer, in dem sie sich auszog und in einem überdimensionalen T-Shirt zu Bett ging. Gerne hätte sie noch geduscht, doch dafür war sie einfach zu geschafft.
Eigentlich hätte sie sofort einschlafen müssen, so müde war sie. Trotzdem fand sie keinen Schlaf und war noch wach, als Grant eine halbe Stunde später ins Schlafzimmer schlich. Als er sah, dass das Licht noch brannte und Claire gegen das Kopfteil des Bettes lehnte, blinzelte er verwirrt.
„Schläfst du noch nicht?“
Claire schüttelte den Kopf. „Nein.“
Während er sich auszog, beobachtete sie ihn und fragte sich, warum ein paar Bemerkungen seiner Mutter sie so runterzogen. In den letzten Wochen war sie zum ersten Mal in ihrem Leben richtig glücklich. Sie erwartete ein gesundes Baby, hatte Freunde und war verliebt. Zum ersten Mal in ihrem Leben liebte sie einen Mann und war bis gerade davon ausgegangen, dass auch er sie liebte. Claire war sich sicher
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