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0474 - Nummer 1 wird abserviert

0474 - Nummer 1 wird abserviert

Titel: 0474 - Nummer 1 wird abserviert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Die Tote lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Das lange blonde Haar breitete sich auf der Oberfläche aus.
    »Holt sie heraus«, befahl Inspektor Reen. Die Beamten der Mordkommission New York IV wateten in das seichte Ufergewässer des Meadow Lake. Sie trugen die Tote an Land. Die Frau war älter, als das Haar vermuten ließ.
    Der Arzt beugte sich über sie. Mit der Routine seiner zwanzigjährigen Tätigkeit für die Mordkommission erklärte er laut, noch während er den Körper untersuchte: »Tot seit mehr als achtundvierzig Stunden. Keine sichtbaren äußeren Verletzungen.«
    Die Worte des Arztes glitten an Inspektor Reens Ohr vorbei. Die Obduktion würde sich ohnedies nicht vermeiden lassen. Gewöhnlich lieferte erst die Untersuchung auf dem Seziertisch brauchbare Resultate.
    Selbstmord nicht ausgeschlossen, dachte Reen. Eine Frau an der Schwelle zum Alter. Manche werden in diesen Jahren von der großen Panik gefaßt. Wie stark sie geschminkt ist. Ihr Kleid muß ziemlich teuer gewesen sein.
    »Sehr wahrscheinlich rauschgiftsüchtig.« Diese Worte des Arztes durchschlugen Reens Gedanken. »Rauschgiftsüchtig?« wiederholte er. »Steht das fest, Doc?«
    Der Arzt zeigte auf den Oberschenkel der Toten. »Einstiche, und zwar mindestens ein halbes Dutzend. Ich wüßte nicht, was sie sich anderes an dieser Körperstelle eingespritzt haben sollte, als Morphium oder Heroin.«
    Reen nickte seinem Assistenten zu. »Lassen Sie gleich von allen Untersuchungsberichten ein Exemplar mehr für das FBI anfertigen und fragen Sie bei den G-men an, ob sie uns einen ihrer Leute herausschicken wollen.«
    Der Assistent ging zum Dienstwagen der Kommission.
    ***
    Ich las den Obduktionsbefund: »Gestorben an einer Überdosis Heroin.«
    »Wer war sie?« fragte Mr. High.
    »Inspektor Reen von der Mordkommission IV telefonierte mir vor dreißig Minuten durch, daß eine gewisse Jeanette Harrow, Queens Village, Seward Avenue 27 heute morgen als vermißt gemeldet wurde. Die Vermißtenanzeige wurde erstattet von einer Mrs. Eileen Dockrow.«
    »Erst heute? Also fast fünf Tage nacl ihrem Tod? Hatte sie keine Angehörigen?«
    »Ich weiß noch nichts, Chef. Ich bin auf dem Wege, Mrs. Dockrow zu interviewen und mich in Jeanette Harrows Wohnung umzusehen.«
    Mr. High drehte einen Bleistift zwischen den Händen. »In einer Zehn-Millionen-Stadt wird der Krieg gegen die Rauschgifthyänen niemals zu Ende gehen. Unter zehn Millionen Menschen werden sie immer Opfer finden, die sie verführen, süchtig machen und dann ausplündern können. Aber jeder Ring, den wir zerschlagen, bedeutet, daß hundertfünfzig oder auch nur zehn Menschen mit dem Gift nicht mehr in Berührung kommen werden und damit nie in Gefahr geraten, süchtig zu werden.« Er suchte meinen Blick. »Aus diesem Grunde ist es wichtig, Jerry, die Umstände zu klären, unter denen die Frau aus dem Meadow Lake starb. Denken Sie immer daran, daß sie ermordet wurde, wenn sie sich auch die tödliche Spritze eigenhändig gab.«
    Obwohl Mr. High sich dazu erzogen hat, keine Gemütsbewegungen zu zeigen, wissen wir alle, daß er nichts so sehr haßt wie die Rauschgiftverbrechen. Die Haie suchen sich ihre Opfer unter Jugendlichen oder Menschen, die sich aus irgendwelchen Umständen in schwierigen Situationen befinden. Die Unglücklichen werden mit der ersten geschenkten Marihuana-Zigarette, der ersten kostenlosen Prise Kokain, der großzügig angebotenen Spritze Morphium oder Heroin langsam, grausam und systematisch ruiniert. Auch Rauschgifthändler sind Mörder. Sie bereiten ihren Opfern einen Tod, der sich über Monate und Jahre hinzieht und der in seinem Endstadium die entsetzliche Maske des Wahnsinns trägt. Wer gerettet wird, geht durch die Hölle der Entwöhnungskur, in der ein Mensch die letzte Erniedrigung durchstehen muß, um wieder Mensch zu werden.
    Es gehört zum Ausbildungsprogramm des FBI, daß jeder G-man die Erscheinungsformen der Rauschgiftsucht kennenlernt. Jeder von uns hat die Opfer des Rauschgiftes in den Krankenhäusern, Irrenanstalten und Leichenhallen gesehen. Nicht nur John D. High haßt diese Verbrechen. Wir alle hassen sie.
    ***
    Eine mittelgroße korpulente Frau in einem bunten Hauskittel öffnete mir die Tür der Wohnung. Ich nahm den Hut ab.
    »Spreche ich mit Mrs. Dockrow?«
    Sie schenkte mir ein Lächeln, dem das Porzellan und das 18karätige Gold ihres Gebisses Hochglanz verliehen. »Oh, Boy«, flötete sie. »Sie sehen aus wie ein Mann.«
    Ihre Feststellung verwirrte

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