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können.«
»Was hast du eigentlich um drei Uhr früh auf der Straße gemacht?«
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»Ich war mieser Laune, deshalb hab ich einen Spaziergang gemacht und gedacht, ich könnte irgendwo etwas zu essen oder ein Bier oder so bekommen.«
»Du bist noch nicht lange in der Gegend, was?«
Sie lachte, und aus dem Lachen wurde ein Stöhnen. »Was ist eigentlich mit den Engländern los? Kaum ist die Sonne untergegangen, werden in dieser Stadt die Bürgersteige hochgeklappt. Dabei haben sie nicht gerade eine große Tradition, was das Zuhausebleiben oder durchs Netz surfen oder so was angeht.«
»Sie machen sich’s alle in ihren Betten gemütlich und furzen ihren Linseneintopf heraus.«
»Das muss es sein! Man bekommt hier zum
Verrecken kein Steak. Weil alle vom Rinderwahn befallen sind. Wenn mir noch einmal ein graues Sojawürstchen serviert wird, bringe ich die Kellnerin um und esse sie stattdessen.«
»Man muss einfach Anschluss finden, jemanden, der einen in die einschlägigen Kneipen mit-nimmt. Wenn wir hier raus sind, lade ich dich mal zu echter Blutwurst, Rinderbraten und fettigen Pommes ein. Ich kenne da ein Lokal.«
»Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Kannst du mir noch einmal dein Telefon borgen? Äh … ich fürchte, du musst für mich wählen.«
»Mach ich doch gern. Wie ist die Nummer?«
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Nachdem sie ihm die Nummer genannt hatte, hielt er ihr sein Komset an den Kopf. Er war ihr nah genug, um am anderen Ende das blecherne, charakteristische Läuten eines nordamerikani-schen Schaltkreises zu vernehmen. Außerdem hörte er ihren flachen Atem, hörte ihren Kiefer knacken, roch ihr Shampoo – das Aroma freier Polymere in einem Neuwagen – und eine Spur ihres Schweißes. An ihrem Hals stand ein Muskel-strang hervor und ging in einem eleganten V in ihr Schlüsselbein über, ein Pfeil, der auf die Wölbung ihrer Brust unter dem Krankenhaushemd aus Papier deutete.
»Toby, hier ist Linda.«
Eine zwergenhafte, piepsige Stimme drang durch die Leitung.
»Halt den Mund, ja? Halt die Klappe. Mund halten. Ich liege im Krankenhaus.« Weiteres Backen-hörnchen-Geschnatter. »Ich bin angefahren worden. Es geht schon. Nein. Halt den Mund. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich schicke dir gleich die FAQs. Ich wollte nur sagen …« Sie seufzte schwer und schloss die Augen. »Du weißt schon, was ich sagen wollte. Es tut mir leid, ja? Tut mir leid, dass es so weit gekommen ist. Du wirst darüber hinwegkommen, genau wie ich. Ich wollte dich nur nicht im Ungewissen lassen.« Sie klang ausgepumpt, aber hier und dort stahl sich auch ein Schluchzer in ihre Stimme. »Ich kann jetzt 34
nicht lange reden. Die haben mich bis zum Hals vollgepumpt. Ja, gutes Zeug. Ich ruf dich später noch mal an. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme, aber wir klären die Sache dann, ja? Einverstanden. Ach, halt den Mund. Okay, du auch.«
Sie blickte zu Art auf. »Mein Freund. Genauer gesagt: mein Ex. Im Moment sind wir uns nicht klar darüber, wer hier wen verlässt. Danke.« Sie schloss die Augen. Ihre Lider waren malvenfarben und von einem Geflecht rosiger Adern durchzogen. Sie begann leise zu schnarchen.
Art stellte den Wecker, um für den Termin mit dem Anwalt rechtzeitig wach zu sein, klappte sein Komset zusammen und kroch zurück ins Bett. Die Gewohnheiten seines Biorhythmus, der jetzt ge-stört war, machten ihm so zu schaffen, dass seine Schläfen pochten. Doch ehe er sich versah, war er eingeschlafen.
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Krankenhäuser sind rund um die Uhr in Betrieb, trotzdem haben sie ihre eigenen Tag-Nacht-Rhythmen. Das Personal der Mittagsschicht wirkte zwar ebenso überarbeitet und gehetzt wie die übrige Belegschaft, dennoch munterer und leis-tungsfähiger als die Kollegen von der Nacht-schicht, die ihren Dienst nervös und mit dunklen Ringen um die Augen verrichtet hatten. Nachdem das Pflegepersonal Art und Linda zügig mit Essen und Trinken versorgt und ihnen auf die Toilette ge-holfen hatte, waren sie sich selbst überlassen. Gemeinsam blinzelten sie in das blasse englische Sonnenlicht, das durch die Fenster hereindrang.
»Ich glaube, die Anwälte haben die Sache ge-deichselt«, sagte Art.
»Gut. Gute Nachricht.« Vom Dopamin war Linda so benommen, dass die Worte ihr nur langsam über die Lippen kamen. Art vermutete, dass die Medikamente ihr aufbrausendes Temperament ge-dämpft hatten. Nur deshalb riskierte er eine Frage, die ihn seit ihrer ersten Begegnung beschäftigte.
»Darf ich dich etwas fragen?
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