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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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umgekommen, verbrüht. So aber genossen wir beide das Bad
im warmen See.
    Trotzdem beschloß ich, auch diesen Ort rasch wieder zu
verlassen. Und zu meiner großen Freude und Überraschung schlängelte sich ein
Bach vom See her kommend in das Labyrinth der Höhlen. Er verlor sich in einem
Tunnelgang, suchte seinen Weg durch Röhren und Schächte.
    Wild schäumte sein Wasser dahin. An seinem Rande lagen
allerhand seltsam geformtes Gestein, Äste und Wurzelstöcke, aber auch eine große
Muschelschale fanden wir. Sie leuchtete weiß und schien mir als Boot sehr
geeignet.
    Wir schoben sie ins Wasser, bestiegen das schwankende Fahrzeug
— und schon sausten wir in die Röhre hinein.
    Das Wasser brauste, unheimlich und leichtsinnig dünkte mich die
Fahrt. Wo der Tunnel sich verengte, schossen wir nur so dahin, weitete sich der
Gang, fuhren wir gemächlicher. Immer umschäumte uns weißer Gischt, und mehr als
einmal drehten wir uns um uns selber.

    Dann öffnete sich der Raum erneut. Wieder langten wir in einer
Halle an, wie wir nun schon so viele kannten. Schnell verließen wir unseren
Muschelkahn, froh, festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Die Muschel war schnell verschwunden, ohne uns weitergeeilt.
Wer weiß, in welchem Meere sie ans Tageslicht kam. Wir aber stolperten in den
nächstbesten Gang hinein. Er sah mir so vertrauenerweckend aus, denn er war
ringsum mit starken Hölzern abgestützt. Seine Wände aber glänzten
kohlenschwarz, wie poliert.
    Lang war er nicht, doch als wir schon sein Ende sahen, ertönte
ein scharfer Pfiff, die Balken stürzten zusammen, und wir wären um ein Haar
unter lauter Kohle begraben worden, wäre es uns nicht gelungen, mit einem Satz
ins Freie zu kommen.
    Ich war schwarz wie ein Bergmann. Und eine Art Bergmann stand
vor mir, ebenfalls schwarz im Gesicht. Der grinste über beide Backen: »So grüßt
der Ko-, der Ko-, der Ko-, die ungebet’nen Gäste, so!«
    »Sehr witzig!« antwortete ich erbost, aber doch froh, daß wir
keinen ernsthaften Schaden genommen hatten. Nur unsere große Wäsche im
Geysirsee war für die Katz gewesen. Übrigens kümmerte sich der humorvolle Ko-,
oder wie immer er sich nennen mochte, nicht weiter um uns. Er verschwand in
seinem Kohlenbergwerk.
    Unsere Prüfungen aber waren damit noch nicht zu Ende, denn die
Welt unter dem Tageslicht ist vielfältiger, als ich gedacht hatte.
    Niemals zuvor wäre es mir zum Beispiel in den Sinn gekommen,
hier Zucker zu vermuten. Mein Urmel jedoch entdeckte eine Aufschüttung aus
weißen Körnchen, einen Hügel — und noch einen — einen Buckel hinter dem
anderen. Und voll Freude stürzte es sich darauf, griff mit beiden Händen
hinein, steckte sich den gehäuften Inhalt in das breite Maul der
Nilpferdschnauze... aber statt daß es vor Wonne die Augen verdrehte, starrte es
mich regungslos an, als sei es versteinert oder vom Blitz getroffen.

    »Urmel, mein Urmel!« rief ich, denn ich befürchtete das
Schlimmste.
    Mein Urmel begann zu tanzen, den Kopf zu schütteln und nach
allen Seiten auszuspucken. Ich hätte nie gedacht, daß es so spucken konnte.
»Wasser... Wasser!« japste es.
    Und ich begriff: Zwei gehäufte Hände voll Salz hatte es sich
ins Maul gesteckt. Das mußte ja fürchterlich schmecken! Aber sterben würde es
davon nicht — ich war beruhigt.
    Während ich mich bemühte, dem Urmel so gut es eben ging das
Maul wenigstens äußerlich zu säubern, hörten wir es zwischen den Salzhaufen
schlürfen, ächzen und schmatzen. Alsbald rutschte ein vierbeiniges Wesen einen
kleinen Abhang herunter. Es sah ungefähr aus wie eine Zunge auf Plattfüßen. Es
glotzte uns aus tränigen Augen an, es hatte hier wohl keinen Besuch erwartet.
    Ich faßte mir ein Herz. Dieses graue Geschöpf sah ja nicht
bösartig aus. Ich verbeugte mich, sagte »Gute Finsternis!«, da man hier unten
kaum guten Tag wünschen konnte, und fragte: »Mit wem haben wir die Ehre?«
    »Ehre, hö? Nun, wie ihr wollt. Ich weiß nicht, was Ehre ist...
kommt in meinem Beruf nicht vor. — Ich bin der Mineralsalzabschlecker. Tag und
Nacht bin ich unterwegs; von Bergen und Karsten, von Steinen und Felsen
schlecke ich das Salz ab und bringe es ins Innere der Erde und in die Ozeane.«
    »Sehr erfreut, öfföff! Aber wirst du denn nicht furchtbar
durstig?«
    »Keine Ahnung, was du meinst. Habe keine Zeit, muß wieder
hinauf ans Tageslicht, muß schlecken und schmatzen, schlecken und schmatzen...«
Es drehte sich um, krabbelte das Salz hinauf und rutschte auf der

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