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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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eines Hügels wieder hinab. Da war es uns aus den Augen.
    »Bäh!« machte das Urmel hinter ihm her und streckte die Zunge
ganz weit raus.



Wutz erzählt, wie sie in eine große Versuchung geführt wird
     
     
    Wie lange wir uns nun durch das Labyrinth der Gänge und Tunnel
weiter fortbewegten, weiß ich nicht mehr. Hier unten gab es keine Sonne, deren
Wandern über den Himmel uns die Zeit anzeigt. Müde wurden wir aber und
verzweifelt, denn wir wußten nicht, wo wir uns befanden und wo wir jemals
wieder ins Freie gelangen würden.
    Bis uns auf einmal ein Leuchten und Schimmern umgab, wie ich
es überirdischer noch niemals gesehen hatte, nicht einmal in der Höhle am
Nordpol. Eine Kuppel wölbte sich über mir. Ja, ich sage ausdrücklich über mir,
denn das Urmel hatte für den Zauber keine Augen.
    Ich aber war wie geblendet. Und so bemerkte ich ein
hutzeliges, krummgebeugtes Männlein zuerst nicht, das sich mir genähert hatte.
Das Urmel stieß mich schließlich an und machte mich auf den Zwerg aufmerksam.
    Sogleich begrüßte ich ihn. Und er lächelte mich an. Seltsam,
er kannte meinen Namen, während er das Urmel überhaupt nicht beachtete.
»Glückliche Wutz!« sagte er mit knorriger Stimme. »Glückliche Wutz! Was du hier
siehst, ist der größte Schatz der Erde!«

    »Ja, ja, was ist es denn, öfföff?« fragte ich.
    »Du bist inmitten des Edelsteinberges. Millionen und
Abermillionen Edelsteine umgeben dich.«
    »Millionen und Abermillionen?«
    »So ist es, der ganze Reichtum der Erde. Und wenn du willst,
wird er dir gehören. Schau her: Wände aus Diamanten und Kristallen, dunkelrote Rubine,
blaue Saphire, grüne Smaragde, bernsteingelbe Topase und noch viele, viele
andere — was immer dein Herz begehrt...«
    »Und das alles soll mein sein? Ich wäre für alle Zeiten reich
und könnte uns kaufen, was ich wollte: eine Schlummertonne aus Gold und
Vorhänge aus handgewebter Seide — und dem Professor einen maßgeschneiderten
englischen Anzug und Gemüsekonserven auf Jahre hinaus?«
    »Ich glaube«, sagte der Zwerg verschmitzt, »ich glaube, du
könntest dir nicht nur eine Haushälterin, sondern ein ganzes Heer von
Dienstboten halten!«
    »Und Perlen hätte ich, Ketten und Ringe?«
    »Kleinigkeit!«
    »Jaja, öfföff — gleich, gleich will ich meinen Helm
vollfüllen!«
    Der kleine Kerl hielt mich sanft zurück. »Nur eine winzige
Bedingung...«, murmelte er.
    »Kleinigkeit, öfföff!« antwortete ich. Was für eine Bedingung
könnte zu schwer zu erfüllen sein angesichts dieses Reichtums? Das Urmel sagte
mir später, meine Augen hätten vor Gier gefunkelt wie die eines gefräßigen,
hungrigen Tieres. Ich schäme mich nun selber.
    Der Herr der Edelsteine lächelte immer noch: »Du mußt gleich
ans Tageslicht zurückkehren, mußt Gluto und die Erdmama vergessen und den
Professor auf Titiwu seinem Schicksal überlassen.«
    »Nie!« schrie das Urmel, noch ehe ich den Mund überhaupt
öffnen konnte. Und energisch gab es dem Zwerg eine Ohrfeige. Ganz verblüfft sah
dieser das Urmel an — dann sprang er in die Luft, wedelte mit den Füßen und
rannte davon, schneller, als ich es begriff.

    Da waren wir schon wieder allein. Das Urmel faßte meine Klaue
und zog mich fort: »Nicht wahr«, sagte es, »das hättest du doch nie gemacht?«
    »Natürlich nicht, öfföff!« Aber zu gerne hätte ich mir
wenigstens einen Diamanten eingesteckt — unmöglich: Das Gewölbe hatte sich in
Nichts, in rabenschwarze Dunkelheit aufgelöst. Und wie um mich wieder ganz zur
Besinnung zu bringen, wehte da eine bläuliche Qualmfahne an uns vorbei. Ich
erkannte Mofettel sofort. Er sah uns nicht, er sauste dahin und zischelte
eifrig: »Muß Papa und Mama warnen, sissss... ganz schnell... hiiiii...«, und
schon war auch er verschwunden.
    »Da siehst du es!« sagte das Urmel. »Schön, daß du eben
wenigstens einmal im Leben reich warst, denn gleich werden wir arm sein, arme
Gefangene, die um ihr Leben flehen.«
    Das Urmel hatte recht, aber ich ärgerte mich trotzdem über
seinen Vorwurf. Ich wußte ja, daß wir uns beeilen mußten. Zu meinem Entsetzen
stellte ich fest, daß wir uns jetzt auf einem Vorsprung befanden, auf einer Art
Balkon ohne Gitter. Und unter uns drohte ein unergründliches, dunkles
Wasserloch. Das Wasser war schwarz wie eine Nacht ohne Sterne, und ringsum war
weder Weg noch Steg.
    »Wohin?« fragte das Urmel kleinlaut.
    »Ich kann mir nur eines denken, da hinab, öfföff!« antwortete
ich, keineswegs

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