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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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mutiger. Mir war nicht wohl. Auch hatten wir keine
Tauchtabletten bei uns. Würde mich die Rüstung nicht wie ein Stein in die Tiefe
ziehen?
    Das Urmel maunzte: »Da unten gibt es bestimmt fürchterliche
Ungeheuer, solche, die gar nicht so nett sind wie Onkel Pitsch, sondern ganz
echte, gräusliche, riesengroße Biester.« Mein Herz klopfte heftig. Und doch
bemühte ich mich, recht zuversichtlich auszusehen. Hatte der Abgesandte der
Schweinefee uns nicht ausdrücklich ermuntert und gesagt, jeder Weg führe uns
ans Ziel?
    Ach, und die Zeit drängte! Wer weiß, wieviel Lavaspucke mein
Bräutigam Gluto schon wieder gesammelt hatte. Kurz und gut, ich empfahl uns
allen guten Geistern und stürzte mich kopfüber in die Fluten, wobei ich dem
Urmel zurief: »Es wird alles gutgehen, öfföff! Für Titiwu und den Professor!«
    »Für den Professor und Titiwu!« maunzte das Urmel und folgte
mir brav.
    Schwärze umgab uns. Doch je weiter wir in die Tiefe
vordrangen, desto mehr verwandelte sie sich in eine dunkelblau leuchtende Flut.
Das gab mir Zuversicht. Wir paddelten munter abwärts. Es machte uns keine
besondere Mühe. Sicher gewährte uns die Schweinefee ihre Hilfe.
    Immer wieder grinste uns der aufgerissene Rachen eines
Seeungeheuers entgegen. Wie Gespenster — so undeutlich — erschienen uns die
grauenhaften, seltsamen Geschöpfe. Vielleicht hätte der Professor ihre
lateinischen Namen gekannt und sein Entzücken an ihnen gehabt. Wir entzückten
uns nicht. Ich sah in ihnen nur Unholde. Doch hielten sie sich in einiger
Entfernung und taten so, als bemerkten sie uns nicht. Das fand ich höflich von
ihnen.
    Nach langer Zeit des Sinkens reckten sich uns unten die Kronen
verzauberter Bäume entgegen.
    Wir tauchten in einen Wald von Geweihkorallen. Bizarr ragten
sie neben uns auf. Wir schwammen aber weiter und kamen durch eine Höhle, deren
Decke eingestürzt war. Darauf folgten Bogengänge mit gewundenen Mauern, mit
geborstenen Säulen und finsteren Nischen.
    Offenbar näherten wir uns einem Schloß.



Wutz
erzählt, wie sie ans Ziel ihrer Irrfahrt gelangen
     
     
    Wie recht ich mit meiner Vermutung hatte, erkannte ich bald.
Plötzlich endete der Kanal, unsere Häupter durchstießen die Wasseroberfläche,
und vor uns lagen, von schleimigen, grünlichen Algen bewachsen, ausgetretene
Treppenstufen. Auch hier herrschte das eigentümliche Zwielicht. Wie tief unter
dem Erdboden mochten wir uns wohl befinden? Froh, die beängstigende Tauchfahrt
überstanden zu haben, schlüpfte das Urmel schon vor mir die glitschigen Treppen
empor. Ich folgte ihm rasch, fiel aber immer wieder hin und beschmutzte meine
Rüstung. Am liebsten hätte ich sie gleich geputzt, doch so viel Zeit hatten wir
nicht.
    Glücklich aber war ich, daß bei der Tauchfahrt der Kohlenstaub
von mir abgewaschen worden war, ich war wieder die alte rosarote Wutz.
    Nach wenigen Schritten zwängten wir uns durch ein morsch in
seinen Angeln hängendes Tor. Dahinter öffnete sich eine Höhle, deren Ausmaße
alles übertrafen, was wir bisher kennengelernt hatten. Die felsigen und
lehmigen Wände waren braun. Der Boden glich einer welligen Landschaft, doch
ohne jedes Grün, ohne Gras oder Wälder.
    Sehr weit in der Ferne war etwas, das man vielleicht mit dem
Wort Gebäude bezeichnen konnte. Noch ließ es sich nicht erkennen, Kilometer
schienen zwischen ihm und uns zu liegen. Da wir aber keine Müdigkeit spürten,
marschierten wir sofort los. Und wir kamen viel schneller voran, als ich
vermutet hatte.
    Als wir näher kamen, erkannte ich, daß es sich um einen
knorrigen, wie vom Blitz gespaltenen Baumstamm handelte, auf dessen
übriggebliebenen dürren Zweigen ein riesenhaftes, graugesprenkeltes Ei ruhte.

    Um den Baumstamm ringelte sich eine windschiefe Wendeltreppe.
Dorthinauf mußten wir: Für mich gab es keinen Zweifel, daß dieses Ei auf dem
Stamm der Welteiche das Schloß der Erdmama und des Meergreises sein mußte.
     
    »O Schweinefee, du holde,
    erschein in deinem Golde!
    O steig aus deinem Schilfe
    und schenk uns deine Hilfe!«
     
    Diese Verse murmelte ich unwillkürlich. Doch nichts geschah.
Düster und unendlich schweigsam war es um uns.
    »Was is’n, wenn man uns nicht einläßt?« fragte das Urmel.
    »Wir sind bis hierher gekommen, öfföff, das letzte Abenteuer
werden wir auch noch überstehen«, entgegnete ich mit mehr Mut in der Stimme,
als ich im Herzen fühlte.
    Nun stiegen wir die Wendeltreppe mit den zerlöcherten Stufen
empor. Größer und immer

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