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v204525

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Titel: v204525 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Fellber
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erzählen Sie mir endlich die Geschichte, warum Sie keine Freundin mehr haben?«
    Ich trank einen Schluck Rum und atmete danach tief ein.
    »Sie hieß Maria. Wir sahen uns ein Mal in der Woche, manchmal seltener. Sie lebte mit einem Mann zusammen, der freundlich und nett war, den sie aber nicht mehr begehrte.«
    »Aha. Sie hat sich bei Ihnen also Sex geholt.«
    »Und ich mir bei ihr.«
    »Sie müssen mir gar nicht mehr erzählen. Sie haben sich verliebt, Herr André, und Maria hat die Affäre beendet.«
    Ich nickte. So war es wahrscheinlich gewesen. Lou kräuselte die Nase.
    »Das ist wirklich eine langweilige Geschichte. Aber es war bestimmt nicht langweilig, was sie gemacht haben, oder?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Wollen Sie davon erzählen?«
    »Nein. Vielleicht später.«
    »Sie sind ein Spielverderber«, sagte sie.
    »Warum möchten Sie das alles wissen?«
    »Weil ich neugierig bin.«
    »Nur deshalb?«
    »Reicht das nicht? Die Neugier einer Frau ist das größte Kompliment, das sie einem Mann machen kann.«
    Wir tranken weiter Rum, plauderten, die Minuten wurden zu Stunden, die Lider schwer, die Nacht eine empfängliche Geliebte des Schlafes. Bevor ich am Tisch einnickte, stand ich etwas wankend auf und verabschiedete mich. Auch Lou wirkte müde, aber sie lächelte und winkte mir kurz hinterher.

3. Kapitel
    Die ersten Tage im Museum genoss ich die Stille und wenigstens zeitweise die Einsamkeit. Ich dachte über mein bisheriges Leben nach, über meinen Plan, nach Timbuktu zu fahren, über das Schreiben und meinen Gedichtband. Ich galt als hoffnungsvoller Dichter, als Talent. Jemand hatte an mich geglaubt und meine Gedichte veröffentlicht. Ich glaube, er hatte keine Ahnung von Gedichten, denn einige Jahre später fiel mir auf, dass sie ziemlicher Mist waren. Immerhin verkaufte sich der Band schnell, die Auflage von 750 Exemplaren war nach einem halben Jahr vergriffen. Eine weitere sollte es nicht geben. Heute bin ich dafür dankbar.
    Danach dachte ich an Lou und versuchte, mich an die Frauen zu erinnern, mit denen ich bisher geschlafen hatte – ich brauchte dazu doch knapp vier Hände. Aber je mehr ich darüber nachdachte, umso weiter rückte das alte Leben von mir weg, wurde unwirklich, blass, und Maria wurde zu einer unter vielen, wurde zu einer Zahl. Die Zahl 17. Das tat gut.
    Das Museum wurde nur wenig besucht, meist kamen nicht mehr als zwei oder drei Leute am Tag. Lediglich am Wochenende verirrten sich etwas mehr Menschen in die stille Räumlichkeit. Sie stellten mir meist viele Fragen, die ich so gut beantwortete, wie ich es nach Julios knapper Einweisung vermochte. Die meisten Leute verließen das Museum nach kurzer Zeit wieder. Ich bemerkte, dass nur die wenigsten Besucher etwas mit ihm anfangen konnten.
    Mein Tagesablauf war geregelt, gleichförmig, ohne Höhepunkte. Ich schloss das Museum auf, trank Limonade, dachte nach und schloss abends wieder ab. Zwei Mal am Tag unterbrach ich die Arbeit, um kurz im Meer zu schwimmen und danach eine Kleinigkeit zu essen. Ab und zu schaute ich mir die Flaschen an und las die Etiketten. Sie waren alphabetisch geordnet, von alfabeto bis zumo. Es waren 100 Stück.
    Zuerst öffnete ich die Flasche mit dem Etikett »Licht« und roch an der Essenz. Ganz schwach nahm ich den Geruch von Zimt wahr, von Lavendel und Olive. Auch die »Liebe« duftete mild, hauptsächlich nach Vanille, aber ich erkannte zusätzlich etwas Herbes, das ich jedoch nicht zuordnen konnte. Der Duft junger Mädchenblüte fiel mir dazu ein. Ich stellte die Flasche zurück und nahm »Lust« vom Regal. Das Aroma war sehr viel stärker. Ein eindeutiger Schweißgeruch, der aber nicht unangenehm war, im Gegenteil. Darunter lag je eine leichte Note von Mandel, Schokolade und Rose. Auch etwas Scharfes war dabei, vielleicht Chili. Aber auch diesmal war der Duft für mich zu komplex, um alle Nuancen wahrnehmen oder gar bestimmen zu können.
    Ich dachte an meine frühere Freundin, Maria, an die Affäre, die wir gehabt hatten, die wenigen Stunden, die wir einander sahen und liebten, bevor sie mich wieder verließ. Meist kam sie am Abend und  kehrte dann tief in der Nacht zu ihrem Mann zurück. Nachdem sie gegangen war, roch mein Bett noch Stunden später nach uns – die Laken, aber vor allem das Kissen, das oft ihr Becken anhob, während wir Liebe machten. Ich wusch dieses Kissen nur selten. Ich liebte Marias Geruch und mochte es, wenn er sich mit meinem vermischte. Er ähnelte demjenigen, der der Flasche

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