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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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allerhand Geschichten von ihr zu erzählen, z.B. sie habe ihrem Vater bei seinen Kunststückchen im Spiel geholfen; die Reise außer Landes habe stattgefunden, um die traurigen Folgen zu verbergen …
    »Sie verstehen mich schon,« setzten die gutmütigen Seelen hinzu. »Die ist schon durch Feuer und Wasser gegangen,« sagten andere; und ein Spaßmacher des Städtchens, der ein Patent auf Witze zu haben glaubte, setzte regelmäßig hinzu: d.h. »mitten durch alle Elemente«. All dieser Gerüchte waren ihr nicht unbekannt; aber sie gingen bei ihr zu einem Ohr hinein und zum andern hinaus; sie besaß eine große Freiheit des Geistes und nicht wenig Festigkeit.
    In einen Lehnstuhl hingestreckt, die Hände übereinandergelegt, hörte Madame Odinzoff Bazaroff zu. Gegen seine Gewohnheit war dieser ziemlich redselig und sichtlich bestrebt, Anna Sergejewna zu interessieren. Dies war Arkad sehr auffallend; aber es wäre ihm unmöglich gewesen, zu entscheiden, ob es Bazaroff gelungen war oder nicht. Was Frau Odinzoff auch empfinden mochte, ihre Gefühle malten sich nicht deutlich in ihrem Gesicht; sie bewahrte stets denselben liebenswürdigen und feinen Ausdruck. Ihre schönen, klugen Augen waren immer aufmerksam; aber diese Aufmerksamkeit steigerte sich nie bis zur Lebhaftigkeit. Das ungewöhnliche Wesen Bazaroffs hatte ihr im Beginn der Unterhaltung einen unangenehmen Eindruck gemacht, etwa wie ein übler Geruch oder ein schriller Ton; aber sie merkte bald, daß er befangen war, und diese Entdeckung schmeichelte ihr. Nur Trivialität war ihr unerträglich, und trivial war an Bazaroff sicher nichts. Es stand geschrieben, daß Arkad heute von einem Erstaunen ins andere geraten sollte. Er dachte, Bazaroff werde mit einem so intelligenten und geistreichen Weibe wie Frau Odinzoff von seinen Überzeugungen und Ansichten reden; sie hatte zum voraus den Wunsch ausgesprochen, mit einem Manne zu plaudern, »der nichts zu glauben wage«; statt dessen unterhielt sie Bazaroff von Medizin, Homöopathie und Botanik. Frau Odinzoff hatte die freien Stunden der Einsamkeit benützt, sie hatte manch gutes Buch gelesen und sprach ein sehr reines Russisch. Als sie mit einigen Worten die Musik berührte, bemerkte sie, daß Bazaroff kein Verehrer der Künste war, und so kam sie allmählich wieder auf die Botanik zurück, obschon sich Arkad zu einer Abhandlung über die Nationalmelodien verstiegen hatte. Madame Odinzoff fuhr fort, ihn wie einen jungen Bruder zu behandeln; sie schien an ihm die Güte und den Freimut der Jugend zu schätzen, weiter nichts.
    Dieses ruhige, wechselnde und lebhafte Geplauder dauerte fast drei Stunden lang.
    Die beiden Freunde erhoben sich endlich und machten Anstalt zu gehen. Madame Odinzoff bot dem einen wie dem andern auf das anmutigste ihre schöne weiße Hand und sagte ihnen nach kurzem Besinnen mit einem unentschiedenen, aber wohlwollenden Lächeln: »Wenn Sie, meine Herren, die Langeweile nicht fürchten, so besuchen Sie mich in Nikolskoi.«
    »Können Sie glauben,« rief Arkad, »daß ich mich nicht überglücklich fühlen würde …«
    »Und Sie, Herr Bazaroff?«
    Bazaroff beschränkte sich darauf, sich zu verneigen, und Arkad hatte noch einmal Gelegenheit zu einer letzten, ihn höchlich überraschenden Wahrnehmung: er bemerkte, daß sein Freund rot wurde.
    »Nun,« fragte er ihn auf der Straße, »denkst du immer noch, sie sei … hm, hm?«
    »Wer weiß! Sie hält sich so zugeknöpft,« erwiderte Bazaroff, hielt einen Augenblick inne und setzte dann hinzu: »Eine wahre Herzogin, eine Fürstin! Es fehlt ihr nur eine Krone auf dem Kopf und eine Schleppe am Kleid.«
    »Unsere Herzoginnen sprechen das Russische nicht so wie sie,« sagte Arkad.
    »Sie hat eine schwere Schule durchgemacht, mein Lieber, sie hat dasselbe Brot gegessen wie wir.«
    »Darum ist sie aber nicht weniger entzückend,« fügte Arkad hinzu.
    »Ein herrlicher Körper!« erwiderte Bazaroff, »welch Prachtexemplar für einen Sektionstisch!«
    »Schweig ums Himmels willen, Eugen! Du bist ein abscheulicher Mensch!«
    »Sei nicht böse, zarte Seele! Ich geb ja zu, daß sie Primaqualität ist. Wir müssen sie besuchen.«
    »Wann?«
    »Übermorgen, wenn du willst. Was haben wir denn hier zu tun? Champagner trinken mit der Kukschin? Die Beredsamkeit deines Vetters, des liberalen Würdenträgers, bewundern? Machen wir uns übermorgen auf den Weg. Um so mehr, als das Nest meines Vaters ganz nahe dabei ist. Nikolskoi ist doch auf dem Weg nach

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