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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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D…?«
    »Ja.«
    »
Optime!
Man muß keine Zeit verlieren. Nur Schwachköpfe verlieren ihre Zeit … Das ist ein herrlicher Körper! Den Bissen laß ich nicht fahren.«
    Drei Tage später fuhren die beiden Freunde auf der Hauptstraße nach Nikolskoi dahin. Der Tag war schön, die Hitze mäßig, und die Pferde, von dem Kutscher, der sie führte, gut gefüttert, wedelten mit den kurzen geflochtenen und aufgebundenen Schweifen. Arkad blickte auf den Weg und lächelte, ohne zu wissen warum.
    »Gratuliere mir,« rief plötzlich Bazaroff, »es ist heute der 22. Juni, der Tag meines Schutzheiligen. Wir wollen sehen, ob er sich für mich interessiert. Man erwartet mich heute daheim,« setzte er mit leiserer Stimme hinzu … »Um so schlimmer, sie werden vergeblich warten! Das ist kein großes Malheur!«

Sechzehntes Kapitel.

    Das Haus, welches Frau Odinzoff bewohnte, lag auf einem offenen kleinen Hügel in der Nähe einer steinernen Kirche mit grünem Dach und weißen Säulen, in deren Giebel ein Freskogemälde in italienischem Stil, eine Auferstehung, prangte. Ein dicker, sonnverbrannter Kriegsknecht, der, mit einem Panzerhemde angetan, im Vordergrund lag, erregte die Bewunderung der Bauern am meisten. Hinter der Kirche dehnten sich zwei Reihen Bauernhäuser aus, deren Schornsteine da und dort über die Strohdächer emporragten. Das Herrschaftshaus war im gleichen Stil wie die Kirche gebaut, in dem bei uns unter dem Namen des alexandrinischen bekannten; es war auch gelb angestrichen, hatte ebenfalls ein grünes Dach, weiße Säulen und einen mit einem Wappen bemalten Giebel. Der Gouvernementsbaumeister hatte die beiden klassischen Gebäude zur großen Zufriedenheit des Herrn Odinzoff gebaut, der die nichtsnutzigen, willkürlich ersonnenen Neuerungen, wie er zu sagen pflegte, nicht leiden konnte. Das Haus war von den Bäumen des alten Gartens umgeben; eine Allee von steifgeschnittenen Tannen führte nach dem Haupttor.
    Die jungen Leute fanden im Vorzimmer zwei große Livreebediente, deren einer sofort den Hausmeister rufen ging. Dieser, ein dicker Mann in schwarzem Frack, erschien auf der Stelle und führte die Gäste über eine mit Teppichen belegte Treppe in ein geräumiges Zimmer, wo sich bereits zwei Betten und die nötigen Toilettengegenstände befanden. Das Haus war sichtlich gut gehalten; überall herrschte Reinlichkeit, und man atmete etwas wie den offiziellen Duft in den Empfangssalons der Ministerien.
    »Anna Sergejewna läßt Sie bitten, in einer halben Stunde herunterzukommen,« sagte der Haushofmeister; »haben Sie für den Augenblick noch etwas zu befehlen?«
    »Gar nichts, würdiger Diener!« antwortete Bazaroff, »es wäre denn, daß sie geruhten, uns ein Gläschen Schnaps bringen zu lassen.«
    »Sehr wohl,« sagte der Haushofmeister etwas erstaunt und entfernte sich mit knarrenden Stiefeln.
    »Das hat Genre!« sagte Bazaroff, »so nennt mans ja doch wohl bei euch Adeligen? Sie ist eine Großherzogin, ich muß es immer wieder sagen.«
    »Eine famose Großherzogin!« sagte Arkad, »die nur so ohne weiteres zwei Aristokraten unseres Schlags zu sich einladet.«
    »Einen Aristokraten wie mich besonders, einen künftigen Doktor, Sohn eines Doktors und Enkel eines Küsters! Denn, ich weiß nicht, ob ich dirs jemals gesagt habe, ich bin der Enkel eines Küsters … wie Speranski,« fügte Bazaroff nach kurzem Schweigen halblaut hinzu. »Immerhin ist die werte Dame ein verwöhntes Glückskind; ja und wie verwöhnt! Müssen wir nicht gar den Frack anziehen?«
    Arkad begnügte sich mit einem Achselzucken … aber im Grunde fühlte er sich ebenfalls ein wenig eingeschüchtert. Eine halbe Stunde nachher gingen Bazaroff und er in den Salon hinab. Es war ein weites, hohes Zimmer, ziemlich reich verziert, aber ohne viel Geschmack. Die schweren, kostbaren Möbel, die mit herkömmlicher Regelmäßigkeit an den Wänden entlang standen, waren mit braunem, goldgesticktem Stoff überzogen. Herr Odinzoff hatte sie durch Vermittlung eines seiner Freunde, eines französischen Weinhändlers, von Moskau kommen lassen. Über dem Mittelsofa hing das Porträt eines blonden Mannes mit aufgedunsenem Gesicht, der die Besucher ziemlich bös anzublicken schien … »Das muß der Selige sein,« flüsterte Bazaroff seinem Freund ins Ohr und fügte mit Nasenrümpfen hinzu: »Wie wärs, wenn wir wieder aufpackten.« In diesem Augenblicke aber trat die Herrin des Hauses ein. Sie trug ein leichtes Baregekleid; ihre Haare waren glatt hinters Ohr

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