Vaeter und Soehne
bist!«
Arkad wandte sich zu seinem Vater und drückte ihm einen schallenden Kuß auf die Wange. Kirsanoff antwortete darauf mit einem leisen Lächeln:
»Du wirst sehen, was ich dir für ein hübsches Reitpferd habe zurichten lassen! Und Papier findest du auch in deinem Zimmer.«
»Bekommt Bazaroff auch eins?«
»Man wird ihn unterbringen, sei ruhig …«
»Sei freundlich gegen ihn, ich bitte dich; ich kann dir nicht sagen, wie befreundet wir sind!«
»Kennst du ihn schon lange?«
»Nein.«
»Darum hab ich ihn auch im vorigen Winter nicht kennen gelernt. Mit was beschäftigt er sich?«
»Hauptsächlich mit den Naturwissenschaften. Aber er weiß alles; nächstes Jahr will er sein Doktorexamen machen.«
»Ah, er studiert Medizin,« erwiderte Kirsanoff und schwieg einige Minuten.
»Peter,« fragte er plötzlich den Bedienten, »sind das nicht welche von unsern Bauern, die da unten vorüberfahren?«
Der Bediente wandte den Kopf nach der Seite, die ihm sein Herr mit der Hand bezeichnete. Mehrere Wägelchen, deren Pferde ausgezäumt waren, rollten schnell auf einem engen Querwege dahin; auf jedem ein oder zwei Bauern in offenen Tulups.
»Wirklich,« antwortete der Bediente.
»Wo gehen denn die hin? Etwa in die Stadt?«
»Sehr wahrscheinlich; die gehen in die Schenke,« sagte Peter mit verächtlichem Tone und neigte sich etwas zum Kutscher, wie um diesen zum Zeugen zu nehmen. Allein der Kutscher gab durchaus kein Zeichen der Zustimmung; er war ein Mann vom alten Regime, der keine von den Tagesideen teilte.
»Die Bauern machen mir dieses Jahr viel Sorge,« sagte Kirsanoff zu seinem Sohn; »sie zahlen ihre Abgaben nicht. Was dabei tun?«
»Bist du mit den Tagelöhnern mehr zufrieden?«
»Ja,« erwiderte Kirsanoff zwischen den Zähnen; »allein man verführt sie mir; das ist das Übele. Und dann arbeiten sie doch nicht mit wahrem Eifer und verderben das Ackergerät. Doch sind wenigstens die Felder eingesät. Mit der Zeit wird sich alles machen. Es scheint, du interessierst dich jetzt für die Landwirtschaft?«
»Es fehlt euch hier an Schatten, das ist schade,« sagte Arkad, ohne auf die letzte Frage seines Vaters zu antworten.
»Ich habe auf der Seite des Hauses, die dem Nordwind ausgesetzt ist, eine große Markise über dem Balkon herrichten lassen,« erwiderte Kirsanoff, »man kann jetzt im Freien zu Mittag speisen.«
»Das sieht wohl etwas zu sehr nach einer Villa aus. Übrigens tut es nichts. Welch reine Luft atmet man hier! wie würzig ist sie! Ich glaube wahrhaftig, dieser herrliche Geruch ist unserem Lande eigentümlich. Und wie der Himmel …«
Arkad hielt hier plötzlich inne, warf einen schüchternen Blick hinter den Wagen und schwieg.
»Gewiß,« antwortete Kirsanoff; »du bist hier geboren, und folglich muß alles in deinen Augen …«
»Nach meiner Meinung liegt am Ort, wo man geboren ist, sehr wenig,« unterbrach ihn Arkad.
»Doch …«
»Nein, der tut absolut nichts zur Sache.«
Kirsanoff sah seinen Sohn verstohlen an, und die beiden öffneten fast während der Fahrt von einer halben Werst nicht den Mund.
»Ich weiß nicht, ob ich dich schon davon in Kenntnis gesetzt habe,« nahm endlich Kirsanoff wieder das Wort, »daß deine alte gute Yegorowna gestorben ist.«
»Wirklich, die gute alte Frau! Und Prokofitsch, lebt er noch immer?«
»Ja, der ist noch derselbe, immer zänkisch, wie vor alters. Du wirst keine großen Veränderungen in Marino finden, ich sags dir voraus.«
»Hast du noch denselben Verwalter?«
»Das ist vielleicht die einzige Veränderung, die ich vorgenommen habe. Den habe ich fortgeschickt, nachdem ich mich entschlossen, keine freien Dworowi mehr im Dienst zu behalten, oder wenigstens ihnen keine Funktion anzuvertrauen, die irgendeine Verantwortlichkeit mit sich führt.«
Arkad wies mit den Augen auf Peter.
»Il est libre, en effet,«
sagte Kirsanoff, »allein er ist ein Kammerdiener. Als Verwalter habe ich jetzt einen Bürger, der mir ein intelligenter Mann zu sein scheint. Ich gebe ihm jährlich 250 Rubel. Übrigens,« fuhr Kirsanoff fort und faßte dabei Stirn und Augenbrauen mit der Hand, eine Bewegung, die ihm eigen war, wenn er sich in Verlegenheit fühlte, »ich habe dir soeben gesagt, du werdest eben keine Veränderung in Marino finden. Ganz richtig ist das nicht, und ich halte es für meine Pflicht, dich vorher in Kenntnis zu setzen, obgleich dennoch …«
Hier hielt er inne und fuhr bald darauf französisch fort:
»Ein strenger Moralist würde ohne
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