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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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gut. Aber würde Eugen Wassiliewitsch nicht vielleicht gerne vorher in sein Zimmer gehen?«
    »Nein, ich danke. Sie sind wohl so gütig, diese Art Felleisen und diesen Fetzen dahin bringen zu lassen?« setzte er hinzu, indem er seinen Kaban auszog.
    »Ganz wohl! Prokofitsch, nimm den Rock des Herrn.« Der alte Kammerdiener faßte den »Fetzen« mit einigem Staunen an, hob ihn über seinen Kopf empor und entfernte sich auf den Zehenspitzen. –»Und du, Arkad, willst du nicht auf dein Zimmer gehen?«
    »Ja, ich möchte mich gern ein wenig säubern,« antwortete Arkad. Während er jedoch der Tür zuschritt, trat ein Mann von mittlerem Wuchs in den Salon, der einen englischen Swit von dunkler Farbe, eine nach der letzten Mode niedrige Krawatte und lackierte Halbstiefel trug. Es war Paul Petrowitsch. Er schien etwa 45 Jahre alt; seine sehr kurzgeschnittenen grauen Haare hatten den tiefen Glanz des noch unbearbeiteten Silbers, die Züge seines klaren, runzellosen Gesichts von gallichtem Teint waren von großer Regelmäßigkeit und mit äußerster Feinheit gezeichnet. Man sah wohl, daß er einst sehr schön gewesen sein mußte, besonders waren seine schwarzen und länglich geschnittenen feucht glänzenden Augen bemerkenswert. In Pauls elegantem Äußeren hatte sich noch die jugendliche Harmonie und etwas schwungvoll Aufstrebendes erhalten, das die Schwere der Erde nicht zu kennen scheint und gewöhnlich mit dem zwanzigsten Jahre verloren geht. Paul zog seine wohlgeformte Hand mit langen rosenroten Nägeln aus der Hosentasche, eine Hand, deren Schönheit noch von schneeweißen, am Handgelenk von großen Opalen zusammengehaltenen Manschetten erhöht wurde, und bot sie seinem Neffen dar. Nachdem das europäische
shake-hands
vollzogen war, gab er ihm nach russischer Sitte drei Küsse, das heißt, er berührte dreimal seine Wange mit seinem parfümierten Schnurrbart und sagte: »Sei willkommen.«
    Sein Bruder stellte ihn auch Bazaroff vor, er neigte sich jedoch kaum gegen ihn, ohne ihm die Hand zu reichen, steckte sie vielmehr wieder in seine Hosentasche.
    »Ich glaubte schon, ihr kämet heute nicht mehr,« sagte er mit einer Kopfstimme von angenehmem Klang und zeigte, sich anmutig wiegend und die Schultern hebend, seine schönen weißen Zähne. »Ist euch unterwegs etwas zugestoßen?«
    »Zugestoßen ist uns nichts,« erwiderte Arkad; »wir haben uns nur Zeit gelassen. Jetzt haben wir aber Hunger wie die Wölfe. Treibe Prokofitsch ein wenig, Papa; ich komme sogleich wieder.«
    »Wart, ich begleite dich!« rief Bazaroff und stand schnell vom Diwan auf; damit gingen die beiden jungen Leute hinaus.
    »Was ist das?« fragte Paul.
    »Ein Freund von Arkascha; wie er mir sagt, ein sehr intelligenter junger Mann.«
    »Er bleibt einige Zeit hier?«
    »Ja.«
    »Der haarbuschige Gesell?«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Paul trommelte mit seinen Nägeln leicht auf den Tisch.
    »Ich finde Arkad
s’est dégourdi,
« fuhr er fort; »es freut mich sehr, ihn wiederzusehen.«
    Das Abendessen ging in ziemlicher Stille vorüber. Bazaroff namentlich sprach fast nichts, aß aber um so mehr. Kirsanoff erzählte mehrere Vorfälle aus seinem Pächterleben, wie er es nannte, setzte seine Ansichten über die Maßregeln auseinander, die seiner Meinung nach die Regierung hinsichtlich des Komitees, der Deputationen, der notwendig gewordenen Aushilfe durch Maschinenarbeit usw. ergreifen sollte. Paul – der nie zu Nacht speiste – ging langsam im Zimmer auf und ab, trank von Zeit zu Zeit ein paar Tropfen Rotwein aus einem kleinen Glase und warf noch seltener ein Wort oder vielmehr einen Ausruf, wie: ah! ei! hm! dazwischen.
    Arkad erzählte Neuigkeiten von Petersburg, allein er fühlte sich etwas verlegen, wie dies meistens jungen Leuten begegnet, die, nachdem sie kaum die Kinderschuhe vertreten haben, wieder an den Ort zurückkommen, wo man gewöhnt war, sie als Kinder zu betrachten und demgemäß zu behandeln. Er machte unnötig lange Phrasen, vermied, das Wort Papa auszusprechen, und ließ sichs sogar einfallen, es durch »Vater« zu ersetzen, was er dann freilich nur zwischen den Zähnen murmelte; mit affektierter Gleichgültigkeit schenkte er sich viel mehr Wein ein, als ihm schmeckte, hielt sich aber für verbunden, ihn zu trinken. Prokofitsch ließ ihn nicht mehr aus den Augen und bewegte immer die Lippen, wie wenn er etwas kaute. Fast unmittelbar nach beendigtem Souper trennte man sich.
    »Weißt du auch, daß dein Onkel ein kurioser Kauz ist?« sagte

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