Vaethyr - Die andere Welt
war, was meinst du? Aber es hat wenigstens das Eis gebrochen.«
»Mit einem Vorschlaghammer«, sagte Rosie und zog die Brauen hoch.
»Übrigens, was ich vorhin gesagt habe …«
»Du hast eine Menge gesagt.«
»Dass ich mit jeder Frau schlafe, die mir unter die Finger kommt?«
»Oh das.«
»Es hat nicht gestimmt. Es war völliger Blödsinn. Ich war überhaupt nicht in der Lage, überhaupt nur ein anderes Mädchen anzusehen. Ich hab’s versucht, aber es war nur ein Schaufensterbummel. Passiert ist nichts.«
Lächerlicherweise fühlte Rosie sich unglaublich erleichtert. Ich kann definitiv nicht mehr klar denken , sagte sie sich. Wenn er immer noch von mir besessen ist, dann sollte mich das beunruhigen, nicht freuen … Doch ihr Körper hörte nicht darauf.
»Oh«, sagte sie verunsichert. »Dann hast du also niemanden kennengelernt, den du magst?«
»Das ist das Problem.« Seine Hand glitt über ihr Knie. »Ich bin ihr bereits begegnet. Wie du nur allzu gut weißt.«
»Sam«, stöhnte sie. »O Gott, nicht …«
Er rückte dicht an sie heran und flüsterte ihr ins Ohr. Das Kitzeln seines heißen Atems raubte ihr den Verstand. »Als wir uns im Wald trafen, wusste ich, dass es falsch war, es war gemein und es tut mir leid, aber war es nicht das Beste, was du je gefühlt hast? Wie kannst du glauben, dass ein Mal genug ist, Rosie? Es war nur eine erste Kostprobe …«
Ihre Münder näherten sich und schon verschlangen sie sich wieder gegenseitig und berührten sich überall mit ihren Händen. Endlich spürte sie die Schattenreiche wieder, die sie flammend umgaben. Sein Körper war so schlank und hart, sein reiner Duft so warm und betörend, dass sie ihn am liebsten mit ihrem Mund und allen anderen Körperteilen gepackt und verschlungen hätte …
»Nein, nein, hör auf«, sagte sie und schob ihn auf Armeslänge von sich weg. »Ich kann nicht. Ich werde das nicht wieder tun.«
Er hielt ihre Unterarme fest und kämpfte gegen ihre Befreiungsversuche an. Sein Gesicht strahlte entschlossen. »Du weißt, was das ist, Rosie. Das ist der Ruf der Anderswelt. Das passiert, wenn du versuchst, sie zu verleugnen.«
»Nein. Das ist Lust. Versuch nicht, das zu verklären.«
»Und was du mit Alastair hast, dieses lauwarme Ding, das soll dann Liebe sein?«
»Wir haben ein Gelübde abgelegt.«
»Seit wann können menschliche Gelübde uns binden?«
»Du hast keine Moral«, empörte sich Rosie. »Das ist das Problem mit dir, Sam.«
»Und doch möchtest du mich in dir spüren.« Gegen sein samtiges, drängendes Flüstern war sie machtlos. »Wir können zwar nicht durch die Tore, aber wir können uns miteinander wieder mit unsererElfennatur verbinden. Man könnte sagen, dass wir eine Verpflichtung dazu haben …«
»Mein Gott, du bist unglaublich!«
»Sag mir, dass du mit Rotschopf eine unglaubliche leidenschaftliche Ekstase genießt, und ich werde dich in Ruhe lassen. Aber wenn dem so wäre, warum bist du dann hier bei mir?«
Sie versuchte ganz still zu sitzen, um ihre eigene Erregung abkühlen zu lassen, damit Sam nicht die warmen Moschuswellen spürte, die sie verströmte. »Ich weiß es nicht. Ich hätte es nicht zulassen dürfen. Wir können nicht so weitermachen.«
Seine Hände streichelten sie sanft. Berührten ihr Haar. »Du hast es geschafft, Rosie. Du weißt, dass ich dich liebe.«
»Davon weiß ich nichts. Das sagst du doch nur, um mich aufzuziehen.«
»Aber es macht so einen unglaublichen Spaß, dich aufzuziehen.«
Sie stand abrupt auf. Das an ihr zehrende Verlangen war so groß, dass sie fast nicht laufen konnte, geschweige denn von ihm weg, aber sie musste es tun. »Es tut mir leid, Sam. Ich weiß auch nicht, warum das immer wieder passiert. Ich hatte nie vor, dich zum Narren zu halten. Ich bin verheiratet und ich liebe dich nicht, so einfach ist das. Ich denke, wir sollten einfach von jetzt an voneinander Abstand halten und jeder sein eigenes Leben führen.«
»Schön.« Er stand auf und sah sie an – ein geschmeidiger Panther. »Aber warum weinst du dann?«
»Tu ich nicht.« Rasch wischte sie sich die Feuchtigkeit von den Wimpern.
»Geh nicht, Rosie. Rede mit mir, ich werde dich nicht anfassen.«
»Nein, ich werde mich jetzt auf die Suche nach Lucas machen. Versuch nicht, mich wiederzusehen«, sagte sie hilflos und trat den Rückzug an.
»Also gut.« Mit verschränkten Armen stand er am Eingang der Laube und schaute auf seine Uhr. »Dann möchtest du also nicht in ein paar Minuten wieder nach
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