Vaethyr - Die andere Welt
Bund seiner Jeans nach unten, um ihm eine rote Wunde auf seiner Hüfte zu zeigen.
»Genügt dir das?«, fragte Jon. »Du wirst entdecken, dass wir siealle haben. Wir bekamen zwar keine Zeremonie, aber sie haben uns dennoch wie Weidevieh gebrandmarkt.«
Comyn betrachtete ihre Wunden und war zum Glück einmal um Worte verlegen. Schließlich sagte er: »Dann verstehst du also, Lucas, dass wir alle genauso zur Spirale gehören, wie wir zu Vaeth gehören. Die Pflicht des Torhüters ist es, uns frei umherstreifen zu lassen und uns nicht zu behindern.«
Lucas senkte seinen dunklen, zerzausten Kopf. Rosie musste lächeln, als sie bemerkte, dass er und Iola sich an den Händen hielten. Und die schwere eisige Last, die auf ihrem Herzen lag, wurde von einem Hoffnungsschimmer erwärmt. »Ich habe nicht die Absicht, jemanden zu behindern, Onkel Com. Du hast bekommen, was du wolltest, die Öffnung der Großen Tore und einen neuen Torhüter – aber bevor du mir noch einmal mit Pflichten kommst, erinnere dich bitte daran, dass wir an diesem heutigen Morgen nur deshalb hier bei lebendigem Leib stehen, weil Lawrence sich geopfert hat. Er ging in den Abyssus, um uns zu retten. Was auch immer er falsch gemacht hat, er hat dafür bezahlt.«
Comyn stand da wie ein verwundeter Bär. »Endlich hat er das Richtige getan, indem er einen Dämon zerstörte, den er selbst erschaffen hat«, brummte er.
»Er tat das Tapferste, was ich je gesehen habe!«, schleuderte Rosie ihm entgegen. »Genauso wie Sam. Lawrence hat versucht, uns alle zu beschützen. Er warf sich in sein Schwert, um uns die kostbaren Tore zurückzugeben, und er tat es, um seine Söhne zu retten – aber Brawth nahm dennoch einen mit sich.«
»Rosie hat recht«, sagte Lucas. »Ich glaube, wir hätten Lawrence helfen und dies alles vermeiden können, wenn du uns Zeit gegeben hättest, Onkel, aber das tatest du nicht. Die Gefahr war real, sie war immer real. Es war der Schattenriese vom Beginn der Zeit. Lawrence war im Irrtum, er gab sich selbst die Schuld, aber das hätte er nicht tun sollen. Seine Fulgia hat Brawth weder geschaffen noch geweckt. Ganz im Gegenteil – seine Fulgia hat sich mit Brawth verbunden, um ihn zurückzuhalten. Das ist meine Haltung dazu und an der werde ich auch immer festhalten. Alles, was Lawrence unternommen hat, geschah zu unserem Schutz! Nun ist es meine Pflicht, die Tore,so gut ich kann, zu bewachen, um sowohl Vaeth als auch die Spirale zu beschützen. Und das werde ich auch tun, und zwar mit Iolas Hilfe, wie Lawrence es mich gelehrt hat.«
In Elysium hatte sich das Unwetter in einer letzten Windböe erschöpft. Faith reagierte inzwischen übersensibel auf die hier herrschenden Stimmungen. Sie hatte den Ruck gespürt, mit dem die Großen Tore sich öffneten, und mit ihrem geistigen Auge eine große Statue gesehen, die sich von der Wand über dem Abyssus löste und auf die äußeren Reiche zumarschierte und in ihrem Gefolge für gewaltigen Aufruhr in den Himmeln der Spirale sorgte. Und sie und Ginny hatten sich unterhalten und gesungen und mit Heather Spiele gespielt, während draußen der Hurrikan toste und das Dach des Häuschens wegzureißen drohte.
Das Ende der Welt war nicht gekommen. Sie waren verschont geblieben.
Als alles vorbei war, machte Ginny sich auf den Weg zum Portal, Faith jedoch nahm Heather mit zum Teich am Wasserfall, wo sie sich sicher fühlte. Sie ließ ihren Blick über die üppigen Gärten des Häuschens schweifen, hinauf zu den knorrigen Wäldern des Tals und über all das satte Grün und die feuchten Schatten bis zum Hochland darüber. Der Himmel war noch aufgewühlt und zeigte sich in launigem Violett mit Wolkenfetzen.
»Mami«, sagte Heather, »er hat uns gefunden.«
Während sie das sagte, durchzuckte Faith ein Schauder und sie wusste es. Sie war sensibel, aber Heather war ihr immer voraus. Nur Sekunden später tauchte er auf, ein Mann-Tier mit einer löwenartigen Haarmähne, das zottelig den steilen Pfad herunter und auf sie zugelaufen kam. Sie hielt beschützend ihre Tochter fest und wich nicht von der Stelle. Das Fell wogte wie ein Weizenfeld im Wind, und das Tier war verschwunden und verwandelte sich wieder in seine schlichte menschliche Gestalt.
Matthew.
»Sollen wir uns im Wasser verstecken?«, wollte Heather wissen.
Er sah aus wie immer, war aber ungekämmt. Er wirkte äußerst verletzlich und trat unsicher und jungenhaft auf. Erschüttert reagierteer auf Heathers Worte. »Faith«, sagte er und blieb
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