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Vaethyr - Die andere Welt

Vaethyr - Die andere Welt

Titel: Vaethyr - Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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der Sonne und Planeten und die verborgenen Reiche. Sie sah zu, wie flüssiges Gestein und weiß glühende Feuer über die Erde strudelten, bis die geschmolzenen Fluten Qesoth gebaren: ein gewaltiges Elementarwesen aus Feuer und Lava. Qesoth brachte seinen dunklen Zwillingsbruder mit, Brawth, einen riesenhaften Schatten, dessen Atem Eis war. Diese beiden erschütterten mit ihren Schlachten den Planeten, bis Estel, um dem ein Ende zu bereiten, einen riesigen Felsen nahm und Qesoth in Stücke schlug. Sein Schattenzwilling Brawth zersprang mit ihm in Brocken aus Feuer und Eis, die als Regen in die kochenden Ozeane fielen. Diese Brocken schäumten vor ungebändigter Energie und wuchsen zu den ersten Elfenwesen heran, die Estalyr genannt wurden, geschmiedet im Feuer, gewaschen im Regen, bekamen sie den Atem des Lebens eingehaucht.
    Anfangs hatte die Erde nur ihren Estalyr-Namen: Vaeth. Gewoben aus Stern und Sonne, Ozean und Sturm waren diese ersten Estalyr die ersten empfindungsfähigen Manifestationen reiner Energie, die sich in ihrem Drang nach Leben nicht zurückhalten konnten. Neugierig und wachsam beherrschten sie die kindliche Vaeth wie Gottheiten. Sie trugen die Farbe der Nacht, dunkelstes Indigo, mit sonnengoldenen Augen, die andere Schichten der Wirklichkeit zu schauen vermochten.
    Die ursprünglichen Estalyr formten die Spirale. Wie Seide spinnende Spinnen woben sie neue Wirklichkeiten aus rohen Materialien. Auf diese Weise wurde die Anderswelt zu einem Spiegelbild der Erde, denn sie waren beide aus derselben Substanz gemacht. Geschwister.‹«
    Rosie lauschte gebannt Lucs heller, sanfter Stimme. Sie schloss die Augen und dachte: Ich weiß das . Immer wenn Luc eine Pause machte, hob eine kräftige, reine Stimme an und formte mit ihrem Gesang den Kontrapunkt der Geschichte – es war die Stimme ihrer Mutter, fern, aber klar.
    Der schwärzeste Punkt des Himmels
    Der wirbelnde Becher voll Blut
    Ergoss sein Leben
    Ergoss sein Feuer
    Blendete Engel mit seiner Kraft
    Unser Leib
    Unser Ursprung
    Die Quelle.
    »›Die Estalyr bewegten sich ungehindert in sämtlichen Reichen. Als Leben sich auf der Erde entwickelte, veränderten sich auch die Estalyr, kosteten das neue Leben der Flora und Fauna, nahmen die Eigenschaften an, die uns bereicherten. Wir wurden zu der mit voller Lebenskraft ausgestatteten, doch halb göttlichen Andersrasse – den Elfenwesen. Wir wurden stolz und beherrschten sämtliche Reiche wie Engel, die im Paradies lustwandeln, oder die Götter in Walhall. Wir gehorchten keiner anderen Autorität als unserer eigenen – warum sollten wir Gottheiten anbeten, waren wir selbst doch göttlich ?‹«
    Die Überlagerung von Gesängen und Prosa machten sie schwindelig. Als die Stimme ihres Vaters sie unterbrach, wären sie und Lucas vor Schreck beinahe an die Decke gegangen.
    »Wohl kaum die gelungenste Übertragung unserer Ursprünge, aber mir kam es auf Klarheit an.«
    Auberon saß auf der Ledercouch hinter der Tür, als hätte er dort schon die ganze Zeit gesessen. Als sie sich zu ihm umwandten, verwandelte sich das Zimmer in einen blendenden Raum ohne Grenzen. Dort, wo Wand und Tür sein sollten, erhob sich ein großer Baum, die Couch war eine seiner dicken Wurzeln. Rosie sah ihren Vater ganz eindeutig als andere Gestalt, gekleidet in Rot, Grün und Braun, war er eine stolze und mächtige Fuchsgottheit, inthronisiert auf dem Baum des Lebens.
    Oakholme hatte immer wieder neue Überraschungen parat.
    »Dieses Buch sollt ihr lesen, wenn ihr sechzehn seid«, sagte er. »Versucht es jetzt nicht, es nimmt kein Ende.«
    Während er sprach, wurde er wieder zu ihrem Vater. Die Andersgestalt blieb sichtbar, ein durchsichtiger Mantel, aber sie konntewieder die freundlichen Augen hinter den Brillengläsern sehen, das widerspenstige schwarze Haar und den Bart, die rosigen Apfelbäckchen. Erleichtert atmete sie aus. Er hatte auf sie gewartet. »Wir sind gekommen, um dich was zu fragen, Dad.«
    »Ich weiß. Setzt euch. Ihr wollt wissen, was gestern Abend war.«
    Sie nahmen gehorsam im Schneidersitz auf den glatten Wurzeln Platz. Luc drückte das Buch an seine Brust. Rosie zögerte. Die unheilvolle Warnung, die Matthew ausgesprochen hatte, machte sie nervös, zugleich war sie der Anstoß gewesen, zu handeln. »Das geheime Treffen der Elfenwesen – das haben wir uns doch nicht eingebildet, oder?«
    Auberon sah sie amüsiert und missbilligend an. »Nein, habt ihr nicht.«
    »Aber wir hätten nicht dort sein sollen, nicht

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