Valadas versinkende Gaerten
angesiedelt hatten, denn jeder war sich bewusst, dass er die alleinigeLeuchte des Islam war und die Abbasiden in Bagdad nur erbärmliche und anmaßende Usurpatoren, widerrechtlich auf dem Thron der Omayaden.
In diesem Landstrich, der gleichermaßen von Christen, Juden und Muslimen bewohnt wird (die Christen im Norden und Osten, eingewandert vom Frankenland her, die Muslime im Süden und Westen, die Juden unter beiden Glaubensrichtungen lebend), erkor der Erwählte Allahs und Beherrscher der Gläubigen sich dies Cordoba als Herrschafts-Stadt und begann sein segensreiches Wirken als wahrer und alleiniger Kalif. Krieger war er – wie sollte er nicht, denn es gab Bedrohungen von außen abzuwehren. Aber vor allem war er ein gütiger Vater des Volkes, und unter seiner Regentschaft entfalteten sich Handel und Wandel, und der Wohlstand wuchs. Dichter war er und Bauherr.
Abd Al Rahman hinterließ nach zwanzig Jahren Herrschaft ein gesichertes Reich mit gefestigten Grenzen. Seine Nachfahren traten in seine Fußstapfen.
Unzerstörbar, wie es schien, blühte nun die Macht des Islam, und die Völker ringsum sahen mit Bewunderung und Neid auf das Kalifat Cordobas. Die weiteren Herrscher meiner Familie führten das Schwert des Krieges und das Siegel des Friedens gleichermaßen. Sie bekämpften unverschämte Nachbarn, schlugen Rebellionen nieder, räumten Gegner aus dem Weg. Aber vor allem – und das war ihr größter Stolz – errichteten auch sie Bauwerke zum Ruhme Allahs und zur eigenen Ehre, horteten mit Begier Bücher in großen Bibliotheken, versammelten Gelehrte und Poeten um sich, dichteten und musizierten selbst im Wettstreit mit den Künstlern und überschütteten das Volk mit Wohltaten. Macht und Glanz ruhten auf ihren Stirnen, und eingehüllt in das Weiß ihrer Gewänder, das sie, zum Trotz gegen das Schwarz der Abbasiden, zu ihrer Farbe erhoben hatten, verewigten sie die Größe unseres Propheten, von dem wir abstammen.
Bis dann ein ehrgeiziger Mann aus niederem Blut den Glanz meines Hauses zunichte machte.
Al Mansur, »Statthalter«, erst Geliebter einer betrügerischen Haremsfrau, dann von ihr, der Witwe des Kalifen, beauftragt, anstelle ihres unmündigen Omayaden-Sohns das Land zu beherrschen, lehrte die iberische Halbinsel das Fürchten mit mörderischen Kriegen. Er zog gegen die christlichen Reiche im Norden zu Feld, zwang andere muslimische Fürstentümer unter seine Fuchtel – und da er den eingesessenen Arabern von Al Andalus misstraute, tat er das Schlimmste: Er holte aus Nordafrika die mörderischen Berberkrieger als Söldner ins Land: die Beduinen des Maghreb, Bärtige, die für die feine Kultur von Al Andalus nur Verachtung übrig hatten und alles hassten, was nicht so strenggläubig und fanatisch war wie sie.
Nach dem Tod des »Statthalters« erhielt das Reich die Quittung. Die Berber, nun keinem Herren mehr verpflichtet, machten sich mordend und plündernd darüber her, zerstörten die schönen Gärten und die Residenz, verfolgten alles, was sich seines Lebens freute und offen war für die Schönheit der Welt, die uns ja doch von Allah gegeben ist.
Das Reich Cordoba zerbrach. Die Omayaden, so schien es, hatten ihre Kraft verausgabt. Zwar gelangte der eine oder der andere wieder auf den Thron, doch keiner von ihnen erreichte wieder die Größe und Kraft seiner Vorfahren.
Ihre Stelle nahmen jetzt die Mitglieder von Araberfamilien ein, die hier seit langem verwurzelt waren.
Aber wer fortan auch herrschen wird – er wird die einmal ins Land Gerufenen aus Afrika, die Strenggläubigen, die hasserfüllten Anhänger »reiner Lehre«, nicht mehr los. Warum sollten die wohl zurückkehren zu ihren Kamelen und Ziegenherden, um dort mit anderen um ein Stück Weideland zu kämpfen? Hier gab es immer aufs Neue Beute zu machen, denn immer wieder benötigten die neuen Herrscher ihre Hilfe im Kampf . . .
Jeder, der in Al Andalus regiert, muss sich zu den Wüstenkriegern verhalten. Sie sind da, und wenn man nicht selbst von ihnen gestürzt werden will, sieht man besser hinweg über ihre Taten.
Und wir, die Omayaden? Das edle Blut – soll es wirklich für alle Zeit ausgeschlossen sein von Macht und Herrlichkeit?
Ja und ja: Mein Vater und seine Vorgänger nach dem Tod Al Mansurs waren elende Schwächlinge. Dennoch: Nur wir stammen direkt vom Propheten ab. Uns gebührt die Herrschaft, nicht irgendwelchen alteingesessenen arabischen Stammesfürsten.
Es raubt mir den Schlaf. Es verfolgt
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