Valeron der Barbar
Lexton schüttelte lächelnd den Kopf, während Jallad sichtlich nervös war. Immer noch besorgt, meine Lords und Ladies? fragte sich Valeron in Gedanken. Stellt ihr euch immer noch diesen stämmigen Krieger neben der zerbrechlich wirkenden Kaiserin mit den ach so schmalen Hüften vor? Seid ihr immer noch bereit, mir im Krieg zu folgen – außer, natürlich, er wäre gegen Jallad –, doch vielleicht nicht im Frieden?
Oh, was ein Valeron auf dem hohen Thron sein könnte! Habt ihr euch das durch den Kopf gehen lassen, meine edlen »Amtskollegen«? Wieder eine starke Hand, die das Reich leitet, ein junger Mann, der mit dem Wissen wächst, das die Älteren im Laufe der kommenden Jahre zu bieten haben werden. Habt ihr das überlegt? Lacht ihr mit mir, weil ich einen Spaß machte – der keiner war! –, oder aus Unsicherheit, weil ich die Wahrheit spreche und ihr alle es wisst? Ich frage mich, meine Lords und meine Ladies, ich frage mich, ob ich mich über mich selbst oder über euch lustig mache!
Denn ich, Valeron von der Barbarenwelt, genieße das Ganze ungemein!
»Unter euch werde ich ›König‹ genannt. Auf meiner eigenen Welt bin ich der Kriegslord: ein barbarischer Titel für den Führer eines barbarischen Volkes. Für den brillanten Darcus Cannu – vielleicht kann ein Mann zu brillant, zu zivilisiert sein? – war ich ›mein Lord Barbar‹. Ich kann es nicht für die Beleidigung halten, als die es gedacht war. Meine Welt ist wild, ihre Klippen und Berge und Wüsten sind so wild und rau wie ihre Menschen, und ich passe vielleicht nicht so recht in diese – zivilisierte Tafelrunde. Aber ich lade euch ein, ich bitte euch, Branarius zu besuchen. Und ich ersuche euch, lasst Branarius nicht in der Vergangenheit zurück. Leiht Branarius eure Hilfe, schickt Ältere zur Barbarenwelt – denn Branarius wird keinen Herrscher haben!«
Ah! dachte er. Jetzt starren sie mich an. Sind das Tränen in deinen Augen, mein treuer Burgon? Weißt du denn nicht, dass du – wenn es nach Lexton und mir geht – hier bleiben wirst, als Befehlshaber der Leibgarde? Und deine Augen, Majestät Aleysha, sind sie nicht etwas zu starr?
Er dehnte die Pause aus, genoss den Ausdruck ihrer Gesichter, das Kopfschütteln einiger und die verwirrte – oder gequälte? – Miene der Kaiserin.
Sie war Aleysha, und jetzt ist sie die Kaiserin Aleysha. Zwischen uns klafft ein tiefer Abgrund. Unsere Augen treffen sich über eine ungeheure Entfernung hinweg. Du weißt jetzt, wie angenehm die Gesellschaft eines zivilisierten, edlen und zweifellos brillanten Jungen deines Alters sein kann. Siehst du das alles ein? Bist du zu sehr Frau und nicht genug Kaiserin, Aleysha? Kennt sie sich überhaupt selbst? fragte er sich und antwortete: vermutlich nicht.
Dann muss ich ihr helfen, zu sich zu finden.
»Branarius, wie ich sagte, wird keinen Herrscher haben – nur Valeron, den Waisen, den Saldon berät. Meine Lords und meine Ladies, ich kehre zu der barbarischen Welt zurück, um eine Hauptstadt zu erbauen – und eine Welt, die würdig ist, Seite an Seite mit ihren Bruderplaneten einer neuen Zukunft entgegenzusehen. Ein – Andenken – werde ich mir aus Carmeis mitnehmen.«
Wieder machte er eine Pause und grinste. Auf echt barbarische Weise freute er sich über das angespannte Schweigen, das durch den Schock seiner letzten Worte noch vertieft wurde. Sie haben noch nie in ihrem Leben gesehen, wie eine barbarische Felskatze der branarischen Berge mit ihrer Beute spielt, dachte er.
»Der Sechste König hat noch keine Königin, die an seiner Seite sitzt und ihm starke legitime Söhne gebiert, die Branarius einmal mit festen Händen regieren und im Rat der Könige sitzen sollen. Wenn ich morgen hier aufbreche – ich fürchte, ihr müsst euch um all die anstrengenden Gerichtssitzungen und Verurteilungen und um neue Pläne ohne mich kümmern, denn meine Welt braucht mich –, werde ich meine Lady mit mir nehmen. Ich bringe einen neuen Toast aus, meine Lords und meine Ladies – auf Lady Jheru – meine Lady Jheru.«
Valeron beobachtete ihre lächelnden Gesichter und lauschte ihren lauten aufgeregten Stimmen, während er eine mächtige Prankenhand auf den Arm der zitternden Kriegerin mit dem herrlich prallen Hintern, den breiten branarischen Hüften, dem wundervollen üppigen Busen und dem wilden Temperament legte. Ja, er hörte ihnen zu und vermied Aleyshas Blick, solange sie mit sich selbst kämpfte, doch nachdem sie sich sichtlich gefunden hatte,
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