Valeron der Barbar
seinem Schrecken nicht »Majestät« oder »Kaiserin«, ja nicht einmal »Aleysha«, sondern – »Leysha«!
Und Valeron hatte gehört, wie Eshara Narran zuflüsterte: »Welch ein hübsches junges Paar die beiden abgeben.«
Als sein Blick zu Aleyshas Gesicht wanderte, stellte er fest, dass ihre Augen auf ihm ruhten. Eine kleine Hand begann sich zu heben, sich nach ihm auszustrecken, doch dann senkte sie sich wieder. »Meine Lords und meine Lady Könige«, sagte die Kaiserin und erkannte ihre Lehnstreue an.
Bei dem pompösen Festmahl am Abend achtete Valeron darauf, weit entfernt an der Tafel von der zierlichen liebreizenden Gestalt an ihrem Kopfende zu sitzen. Zu ihrer Linken hatte Saldon seinen Platz, der älteste Anwesende, und zu dessen Linken Jallad, der jüngste. Er beantwortete die Fragen des Älteren. Ja, seine Älteren – junge Männer – hatten erst im vergangenen Monat eine nicht richtig schließende Luftschleuse in seinem Flaggschiff repariert. Ja, sie verstanden, wie die schreckliche Waffe funktionierte, mit der er im Thronsaal Darcus Cannu unschädlich gemacht hatte. Aber – wusste Saldon, dass es vielerlei Arten gab, Wunden zu heilen, und dass so manche der alten Methoden völlig falsch waren und auch dass es eine neue Theorie über absolut sauber gewaschene Hände für Ärzte und Hebammen gab?
Der junge König redete aufgeregt auf Saldon ein. Valeron hatte jedoch das Gefühl, dass es ihm nicht immer leicht fiel, höflich zu Saldon zu bleiben, wenn er seine Aufmerksamkeit und sein einnehmendes Lächeln der Kaiserin schenken wollte.
Neben Jallad saß Lexton, und zur Linken des weißhaarigen Maruthiers Jheru.
Sie hatte nicht an dieser großartigen – und ein wenig angespannten – Festlichkeit der Monarchen und ihrer Kaiserin teilnehmen wollen. Aber der galante König von Maruthia hatte ihre Bedenken zerstreut, ihr den Arm gereicht und so mit ihr die Banketthalle betreten, und ihr dann neben sich und Valeron einen Platz angeboten. Sie sah aufregend schön aus in ihrem gelben Samtgewand, das sich leuchtend vom dunklen Rot seiner eigenen Robe abhob. Der tiefe Ausschnitt offenbarte das Tal zwischen den kupferfarbenen Brüsten. Ein weißes Satinband hob den Busen, der bei jeder ihrer Bewegungen zu eigenem Leben zu erwachen schien. An einer Seite hatte sie das pechschwarze Haar zurückgesteckt, um den Ohrring aus dunklem Plast – ein Geschenk Viduls – nicht zu verdecken.
Sie war sehr ruhig, eine Sklavin, trotz der prächtigen Kleidung und des breiten goldenen Armbands, das Lexton ihr verehrt hatte, um die Spuren des Sklavenreifs zu verbergen. Sie hatte nicht den Stand, von Rechts wegen hier zwischen all den Monarchen zu sitzen. Und sie war sich auch allzu sehr des großen stämmigen Mannes neben ihr, am vorletzten Platz an der Tafel, bewusst – und dass er sehr oft zu der Frau am Kopfende blickte.
Trotz des erfreulichen Anlasses dieser Festlichkeit hing die Spannung wie eine düstere Winterwolke über dieser reichgedeckten Tafel.
Alle wussten, dass die Halle der Hundert Frauen immer noch geschrubbt wurde, um alle Spuren des Kampfes zu beseitigen. Ungewohnte Uniformen waren in der Stadt zu sehen. Bewaffnete aller Sieben Welten patrouillierten durch die Straßen und selbst durch den Palast. Entscheidungen mussten getroffen werden, Urteile gefällt, Hinrichtungen durchgeführt. Ein neuer Premierminister und ein neuer Befehlshaber der Leibgarde mussten ernannt – ja, und eine ganze neue Palastwache aufgestellt werden. Sicherheitsmaßnahmen zur Verteidigung des Raumhafens und Palasts mussten überlegt werden. Neue Pakte sollten zwischen den Welten geschlossen und eine ständige Verbindung aufrechterhalten werden – vielleicht durch einen täglichen Fährenflug. Das waren nur einige der vielen Aufgaben, die in Kürze bewältigt werden mussten.
Aus der zylinderförmigen Scheide an seiner Hüfte ragte der Dolchgriff, den Jallad car Ahmir an der schrecklichen Waffe der Alten hatte befestigen lassen. Eine neue Ära stand bevor, damit mussten sie fertig werden.
Die Spannung hatte auch ein wenig mit dem großen Mann zu tun, der den fast unblutigen Sturz Darcus Cannus herbeigeführt und die verräterische Palastwache besiegt hatte. Die Gedanken beschäftigten sich grübelnd mit Valeron – und der Kaiserin. Alle Könige hatten Velquens Brief an Valeron gelesen. Alle wussten, was er angedeutet hatte, und sie dachten an die weit reichenden Folgen. Die Könige erinnerten sich auch an die Worte
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