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Vali

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Titel: Vali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Weiß
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die es ihr eiskalt den Rücken herunter laufen ließen.
    „Sarah Meinhard geboren 1984 in Frankfurt /M. jüngerer eineiiger Zwilling von Esther Sander. Die Eltern starben bei einem Autounfall 1994, danach aufgewachsen im St. Marien-stift. Keine abgeschlossene Ausbildung, dafür aber eine volle Akte beim Jugendamt.
    Während Esther von der Familie Sander adoptiert wurde, bist du immer wieder ausgerissen. Keine Pflegefamilie hat es lange mit dir ausgehalten. Der Jugendpsychologe empfahl nach dem Aktenvermerk - die Patientin gibt an die Aura von Menschen und Dingen sehen zu können- die Einweisung in eine geschlossene Jugendeinrichtung. Nach der Entlassung hast du dich über Wasser gehalten mit Gelegenheitsjobs. Bis zu deiner Anstellung bei der Zeitschrift. Deine Schwester Esther, die Einzige noch lebende Verwandte, wurde vor einem Jahr ermordet.“ Die monotone Widergabe ihres Lebenslaufes hätte kälter nicht sein können. Dieser Blick in seinen Augen ließ sie nicht los, und sein Bariton vibrierte direkt in ihrem Kopf „Ich weiß, wozu du in der Lage bist Sarah.“
    Sarah konnte kaum atmen, ihr Brustkorb steckte in einem Schraubstock und die Panik drehte munter an der Schraube. „Ich bitte dich, mir zu helfen.“
    Sarah sah einen Moment noch seine durchdringenden Augen, dann färbte sich ihre Sicht tief rot. Alles um sie herum schien in Blut getaucht. Sie wollte nur noch weg.
    Instinktiv riss sie sich los, und stolperte den Felsen hinunter. Nur mit Mühe vermied sie einen Sturz.
    Seufzend ließ sich der Professor auf dem Felsen nieder und sah ihr nach. „Na das lief doch prima…“ Er hatte nicht beabsichtigt sie so hart anzugehen. So hatte er seine Offenbarung nicht geplant. Aber die Zeit lief ihm davon, und er musste die Schriftrolle finden. Schmitt wusste, Sarah hatte mediale Fähigkeiten. Den Zusammenfluss der Energie lesen, spüren, aber gerade eben hatte er es gründlich vermasselt. Die Art wie sie ihn angesehen hatte. Die braunen Augen mit den kleinen kupferfarbigen Sprenkeln, waren weit aufgerissen gewesen, die Pupillen unnatürlich geweitet. Das Zittern, das er durch ihre Fleecejacke hindurch gespürt hatte. Deutlich hatte er den energetischen Austausch gefühlt, aber auch ihre pulsierende Angst. Diese Energie war sein Beweiß.
    Sie war eine „Filia nobilis“, eine Tochter von edler Herkunft, davon war er mehr denn je überzeugt.
    Sein Orden behauptete, dass es diese besonderen Frauen seit Jahrhunderten nicht mehr gab.
    Jedenfalls nicht mehr, seitdem Lucius und seine Männer die letzte bekannte Frau aus der edlen Blutlinie barbarisch hingerichtet hatten.
     
    Sarah rannte jetzt den Berg hinunter. Sie nahm nicht einmal wahr wohin, ihr Blick war nach innen gerichtet. So wie ihre Beine auf Autopilot funktionierten, drehten sich auch ihre Gedanken. Immer wieder wiederholten sich die Sätze des Professors in ihrem Kopf, Sarah geb. 1984,….
    „Verdammter Mistkerl!“ Schmitt hatte sie tatsächlich überprüft. Sie hatte endlich zu jemandem Vertrauen gefasst, nach all der langen Zeit. Ihn ganz langsam an sich heran gelassen. Jetzt stellte sich heraus, er war genauso wie alle anderen. Ihr ganzes Leben lang hatte man sie belogen, betrogen, verlassen. Sie kam sich so dämlich vor.
    Der Schmerz saß wie ein Stachel tief in ihrer Seele, und die erneute Enttäuschung, riss die alten Wunden erbarmungslos wieder auf.
    Sarah hatte Jahre gebraucht, um ihre Fähigkeiten erfolgreich auszublenden. Ihr eisernes Ziel war es gewesen normal zu sein, kein Freak!
    Je mehr Zeit sie mit Professor Schmitt verbrachte, umso mehr hatte sie in ihm eine Vaterfigur gesehen. Wie oft hatte sie sich in den vergangenen Wochen gewünscht, jemand wie der Professor hätte sie damals adoptiert und sie aus der Hölle geholt. Mit seiner ruhigen etwas verschrobenen Art hatte er sich einen Platz in ihrem Herzen erobert. Die lustigen Fliegen, die er immer zu seiner Professorenuniform trug, bestehend aus Bundfaltenhose, Strickjacke und Hemd. Er war wie aus einem Wunschkatalog erschienen, als jemand dem man vertrauen konnte. Dem sie vertrauen wollte. Die anfängliche Skepsis hatte seinem Charme nicht lange stand gehalten. Er hatte immer die richtigen Worte gefunden. Es war so einfach gewesen.
    Sie blieb kurz stehen, um sich Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Als sie ein paar tiefe Atemzüge nahm um sich zu beruhigen, kam ihr ein Detail in den Sinn, dem sie vorher in ihrem Schockzustand keine Beachtung geschenkt hatte.
    Bei der Berührung hatte der

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