Vampir à la carte (German Edition)
Von diesen elf Kindern lebten nur noch drei, alle anderen waren zusammen mit ihrem Vater in dieser blutigen Schlacht im Jahr 230 vor Christus gefallen. Cale schmerzte dieser verheerende Verlust noch heute.
»Tja, dann hängt deine Reaktion auf Lebensmittel vielleicht mit deinem Alter zusammen«, überlegte Bricker ein wenig irritiert. Wie es schien, machte es dem jüngeren Unsterblichen Sorgen, womöglich selbst auch einmal eine solche Abneigung gegen Essen zu entwickeln. Dann zuckte er mit den Schultern und meinte wieder gut gelaunt: »Aber wenn Marguerite recht hat – und das hat sie immer –, dann wirst du dich wieder nach allem Essbaren sehnen, sobald du Alex erst mal kennengelernt hast.«
Als Cale ihn nur zweifelnd ansah, fügte er lachend hinzu: »Glaub mir, heute Abend wirst du alles in dich hineinstopfen, als wärst du ein Sterblicher, der eine Woche lang nichts zu essen bekommen hat.«
Cale verzog die Mundwinkel, da ihm diese Aussicht gar nicht behagte. Genauso wenig mochte er es, zusammen mit dem jüngeren Unsterblichen in diesem Wagen unterwegs sein zu müssen. Leute, die Nahrung zu sich nahmen, verströmten alle einen ähnlichen Gestank. Normalerweise machte der ihm nicht so viel aus, aber normalerweise hielt er sich auch nicht in so beengten Räumen wie diesem Wagen auf. Er rümpfte die Nase und seufzte. »Und was war gleich noch mal der Grund dafür, dass du mich hinfährst?«
»Weil du dich in Toronto nicht auskennst und Sam nicht riskieren wollte, dass du dich verfährst«, erklärte Bricker ihm nicht zum ersten Mal an diesem Tag. »Außerdem war sie in Sorge, du könntest auf den vereisten Straßen den Wagen zu Schrott fahren. Weil Mortimer mit ihr über die Wandlung reden will und nicht davon angetan war, dass sie dich fährt, hat sie sich widerwillig einverstanden erklärt, dass ich dich zu Alex bringe. Außerdem soll ich ihr über jedes Wort Bericht erstatten, das ihr beide miteinander wechselt«, ergänzte er amüsiert.
»Alles klar«, gab Cale zu verstehen und fragte sich, worauf er sich bloß eingelassen hatte. Vielleicht war es die Mühe doch nicht wert, Marguerite einen Gefallen zu tun, jedenfalls nicht dann, wenn er sich dafür in ein Restaurant begeben musste, wo er vom Gestank der Sterblichennahrung umgeben war … und erst recht nicht, wenn diese Alex ihn auch noch für einen Koch hielt! Was hatte sich Sam nur dabei gedacht zu behaupten, er könne kochen? Er hatte keine Ahnung vom Kochen, und er wollte auch gar keine Ahnung davon haben. Wenn sich allerdings herausstellen sollte, dass Marguerite mit ihrer Vermutung richtiglag und diese Frau tatsächlich seine Lebensgefährtin war … tja, dann sollte er es doch wenigstens mal versuchen. Und vielleicht würde es ihm dann ja tatsächlich gefallen, wieder zu essen.
»Hier.« Bricker griff hinter sich auf den Rücksitz und holte ein Buch nach vorn, das er Cale in die Hand drückte. »Sam meinte, es könnte nicht schaden, wenn du es während der Fahrt durchblätterst.«
» Kochen für Blender ?«, las Cale mit einem Anflug von Entsetzen, während sein Blick angewidert auf das tote, enthauptete, gerupfte und zurechtgemachte Grillhähnchen fiel, das neben einem Berg Bratkartoffeln auf einem Teller lag.
»Schaden kann es nichts«, meinte Bricker grinsend. »Alex erwartet ja nur einen Chefkoch von Weltklasse.«
Angeekelt schleuderte Cale das Buch über die Schulter zurück auf die Sitzbank. »Ich habe nicht vor zu kochen. Ich gehe einfach dahin, treffe mich mit der Frau, stelle fest, ob ich sie lesen kann, und wenn ja, bin ich gleich wieder weg.«
»Oder«, wandte Bricker ein, »du gehst hin, stellst fest, dass Marguerite wieder einmal recht hatte, weil du sie tatsächlich nicht lesen kannst, und brauchst dringend einen Vorwand, damit du in ihrer Nähe bleiben kannst, um sie zu deiner Lebensgefährtin zu machen.«
Cale schnaubte mürrisch. »Wenn ich sie nicht lesen kann und sie meine Lebensgefährtin ist, dann benötige ich keinen Vorwand, um in ihrer Nähe zu bleiben. Dann wird sie sowieso wollen, dass ich bei ihr bleibe.«
»O Mann, Cale, du musst noch eine Menge über sterbliche Frauen lernen.«
Er fuhr den jüngeren Mann an: »Wenn sie meine Lebensgefährtin ist, dann wird sie …«
»Was? Dir um den Hals fallen, dir in die Arme sinken, damit du sie nimmst?« Bricker warf ihm einen Blick zu, der keinen Zweifel an seiner Belustigung aufkommen ließ. »Hast du nicht aufgepasst, als wir in der Küche gesessen haben? Ist dir nicht
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