Vampir à la carte (German Edition)
erledigen können, die von ihrem Schreibtisch mussten, damit das neue, größere Restaurant rechtzeitig eröffnet werden konnte.
Warum in Herrgottsnamen hatte sie sich nur auf dieses Unterfangen eingelassen?, fragte sich Alex deprimiert. Anfangs hatte alles nach einem ganz einfachen, problemlos umzusetzenden Plan ausgesehen. Ihr kleines Lokal lief hervorragend, es war ständig ausgebucht, und es warf ordentliche Gewinne ab. Sie selbst war so etwas wie eine fette, zufriedene Katze gewesen, die von ihrem Erfolg die Sahne abschlecken konnte. Aber dann auf einmal hatte ihr ein kleiner Teufel ins Ohr geflüstert, sie solle doch expandieren. Wie ein Vollidiot hatte sie die Idee aufgegriffen und in die Tat umgesetzt, ohne erst mal in Ruhe darüber nachzudenken.
Ursprünglich hatte Alex darauf gehofft, das Ladenlokal gleich nebenan übernehmen zu können, um dann die Mauer einzureißen und das Restaurant auf diese Weise zu erweitern. Aber das hätte bedeutet, dass sie dafür ihr altes, kleines Lokal für eine Weile würde schließen müssen, was wiederum zu fehlenden Einnahmen geführt hätte. Schließlich schlug irgendwer vor, sie solle doch einfach ein zweites Restaurant am anderen Ende der Stadt eröffnen, um Kunden anzulocken, die den weiten Weg bis zum alten Lokal scheuten.
Während Visionen von einer ganzen Kette von La-Bonne-Vie-Restaurants durch ihren Kopf schwirrten, stellte sich Alex der Aufgabe, das perfekte Haus am perfekten Standort zu finden. Nachdem ihr dies gelungen war, machte sie sich daran, alles nach ihren Vorstellungen einzurichten und für die Eröffnung des zweiten La Bonne Vie zu werben. Alles lief nach Plan, doch dann wurde sie mit einem Mal vom Pech verfolgt. Das perfekte Haus war ein altes viktorianisches Gebäude am Rand einer belebten Einkaufsstraße gewesen. Es war frisch renoviert, es war reizend und genau richtig – bis eines Nachts ein Kabelbrand ausbrach, kurz nachdem sie mit dem Einrichten begonnen hatte.
Zum Glück hatte sie bereits Feuermelder installiert, sodass die Feuerwehr frühzeitig eintraf und mit den Löscharbeiten beginnen konnte. Glücklicherweise hatte sich das Feuer zwar nicht allzu sehr ausweiten können, doch war die Rauchentwicklung so stark gewesen, dass der Qualm sich in allen Räumen ausgebreitet hatte. Für Alex hieß das, ihre Einrichtungspläne aufzugeben und stattdessen das Innenleben aus dem Haus reißen zu lassen und alles neu zu renovieren.
Seitdem hatten die Probleme kein Ende mehr genommen, und auch wenn es keine Feuer zu löschen gab, musste sie Lieferungen hinterherlaufen, deren Zustellung sich verspätete oder die einfach irgendwo untergegangen waren. Parallel dazu kündigten immer wieder aus heiterem Himmel irgendwelche Arbeiter oder sie tauchten einfach tagelang nicht auf der Baustelle auf, sodass sie mit dem Zeitplan ins Hintertreffen zu geraten drohte. Dann wieder gingen verkehrte Bestellungen raus, sodass wenig später die dementsprechend falschen Dinge geliefert und von den Arbeitern prompt montiert wurden, wenn Alex nicht schnell genug vor Ort war. Und diese wurden von den Lieferanten dann natürlich nicht mehr zurückgenommen, weil sie ja bereits »benutzt« worden waren.
Es dauerte nicht lang, da wurde das Geld knapp, und Alex musste ihre privaten Ersparnisse anbrechen. Das war der Moment, als sie in Panik geriet. Da der Eröffnungstermin bereits feststand und sie entsprechend Werbung dafür gemacht hatte, feuerte sie den offensichtlich unfähigen Projektleiter. Gleich danach beförderte sie Peter zum Chefkoch im ursprünglichen La Bonne Vie, damit sie selbst den ganzen Tag über im neuen Lokal bleiben und darauf achten konnte, dass es nicht zu weiteren Problemen kam – was den kleinen Mistkerl offenbar zu der irrigen Annahme verleitet hatte, ein weltmeisterlicher Koch zu sein, dem auch ein weltmeisterliches Gehalt zustand.
»Blöder Arsch«, murmelte sie, während ihr Blick zur Wanduhr wanderte. Für fünf Uhr waren die ersten Tische fürs Abendessen reserviert, und bis dahin war es nicht mehr lange. Wenn Sams Koch nicht bald hier auftauchte, würde sie selbst das Kochen übernehmen müssen, was ihr eigentlich nichts ausmachte. Kochen war ihre große Liebe, und sie hatte nie etwas anderes tun wollen. Deswegen war es ihr auch so schwergefallen, ihren Platz an Peter abzugeben, damit sie die Baustelle überwachen konnte. Aber ihr war nun mal keine andere Wahl geblieben.
Normalerweise wäre Alex heute nicht mal hergekommen, womit Peter seine
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